
- Qualitätsprüfungen – Ambulant, Teilstationär und Vollstationär
- Unterschied zwischen MD-Prüfung und MD-Begutachtung
- Wie läuft eine Qualitätsprüfung ab?
- Nach der Prüfung: Wie geht es nun weiter?
- Tipps und Tricks für eine erfolgreiche MD-Prüfung
- Was sind meine Rechte als Pflegeeinrichtung bzw. Pflegedienstleister?
- Fazit: Die MD-Prüfung
Die MD-Prüfungen (Medizinische Dienste, ehemals MDK) spielen eine zentrale Rolle bei der Sicherstellung der Pflegequalität in Deutschland. Mit der Umbenennung des früheren MDK (Medizinischer Dienst der Krankenkassen) in MD und den eingeführten Änderungen seit 2019 hat sich der Fokus der Prüfungen verändert. Dieser Artikel bietet Ihnen eine umfassende Übersicht zu den aktuellen Anforderungen, dem Ablauf der Prüfungen und den neuesten Entwicklungen für das Jahr 2025.
Qualitätsprüfungen – Ambulant, Teilstationär und Vollstationär
Der Medizinische Dienst (MD, vormals MDK) übernimmt als sozialmedizinischer Beratungs- und Begutachtungsdienst eine zentrale Rolle in der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung. Hauptsächlich führt der MD die Qualitätsprüfungen in stationären Pflegeeinrichtungen, Tagespflegen und ambulanten Pflegediensten durch. Etwa 10 % der Prüfungen werden jedoch von Prüfteams der privaten Krankenversicherung (PKV) durchgeführt. Dabei nutzen beide Prüfdienste – unabhängig von der Trägerschaft – identische Prüfkataloge.
Die Prüfvorgaben variieren je nach Versorgungsform und sind für ambulante, stationäre sowie teilstationäre Einrichtungen unterschiedlich ausgestaltet. Die jeweils gültigen Prüfkataloge und Richtlinien können auf der Website des Medizinischen Dienstes Bund unter der Rubrik „Richtlinien / Grundlagen für Begutachtungen und Qualitätsprüfungen“ (www.md-bund.de) abgerufen werden.
Unterschied zwischen MD-Prüfung und MD-Begutachtung
Hier kann es möglicherweise zu Verwechselungen: Im Unterschied zur MD-Prüfung handelt es sich bei einer MD-Begutachtung um die Einschätzung eines Pflegebedürftigen und seiner Selbstständigkeit/Unselbstständigkeit in verschiedenen Lebensbereichen, beispielsweise wenn ein bestimmter Pflegegrad (oder eine höhere Pflegestufe) beantragt wurde. Die MD-Prüfung dagegen bezieht sich auf die Bewertung von Pflegeeinrichtungen.
Die Rechtsgrundlagen der MD-Prüfung
Das Verständnis der gesetzlichen Grundlagen, auf die sich die Prüfer und Prüferinnen stützen, ist von entscheidender Bedeutung. Ausschließlich die in den relevanten Dokumenten festgelegten Anforderungen können als Grundlage für die Bewertung und mögliche Beanstandungen herangezogen werden. Je besser Sie mit diesen Regelwerken vertraut sind, desto einfacher können Sie bereits während der Prüfung fehlerhafte Mängelvorwürfe entkräften.
Die wesentlichen rechtlichen Grundlagen für Qualitätsprüfungen umfassen:
- Die Maßstäbe und Grundsätze zur Sicherung und Weiterentwicklung der Pflegequalität gemäß § 113 SGB XI, jeweils angepasst an die Versorgungsart (ambulant, vollstationär, teilstationär).
- Den aktuellen Stand des Wissens.
- Die Expertenstandards nach § 113a SGB XI.
- Die qualitätsrelevanten Vertragsinhalte zwischen Pflege- und Krankenkassen und den jeweiligen Pflegediensten oder Einrichtungen.
- Die Richtlinie zur Verordnung häuslicher Krankenpflege nach § 92 Abs. 1 Satz 2 Nr. 6 und Abs. 7 Nr. 1 SGB V.
- Die Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention gemäß § 23 Abs. 1 IfSG.
- Im ambulanten Bereich: abrechnungs- und vergütungsrelevante Verträge der Pflege- und Krankenkassen mit den jeweiligen Diensten.
- Die Inhalte der Medizinproduktebetreiberverordnung (MPBetreibV), die für die Qualitätsprüfung relevant sind.
Eine gründliche Vorbereitung auf Basis dieser Vorgaben unterstützt eine fundierte Argumentation während der Prüfung und hilft, potenzielle Unsicherheiten zu vermeiden.
Wie oft findet die MD-Prüfung statt?
Im Normalfall prüft der MD einmal im Jahr die Pflegequalität in ambulanten Pflegediensten sowie in allen Pflegeheimen. Hierbei handelt es sich um die sogenannte Regelprüfung. Darüber hinaus sind anlassbezogene Prüfungen und Wiederholungsprüfungen, beispielsweise aufgrund von Beschwerden oder bei festgestellten Mängeln möglich.
Bei Regel- und Wiederholungsprüfungen wird der MD Sie einen Tag vorher informieren. Meist erfolgt die Ankündigung telefonisch oder per Fax am Nachmittag vor der Prüfung. Findet die Prüfung z.B. am Montag statt, kann es durchaus passieren, dass Sie das Fax am Sonntagnachmittag erhalten. Gleiches gilt für Feiertage. Sorgen Sie daher dafür, dass der Spätdienst auch am Sonntag die Faxeingänge kontrolliert. Bei Anlassprüfungen dürfen die Gutachter und Gutachterinnen auch ohne Ankündigung erscheinen. In seltenen Fällen werden einzelne Pflegedienste auch in der Nacht geprüft. Dies kann beispielsweise passieren, wenn eine Beschwerde vorliegt, nach der in einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft die Pflegekunden in der Nacht unversorgt sind.

Wie läuft eine Qualitätsprüfung ab?
Sie wurden nun informiert, dass Ihre Einrichtung mit einer MD-Prüfung an der Reihe ist. Aber wie läuft das denn nun ab? Wie viel Zeit muss ich dafür einplanen? Welche Mitarbeitenden benötige ich? Und welche Pflegekunden sind überhaupt davon betroffen? All diesen Fragen gehen wir nun im Weiteren nach.
Die Stichprobe: Basis für die Prüfung vor Ort
Wird die Versorgung von allen Pflegekunden bewertet? Nein – natürlich nicht. Dies wäre sowohl organisatorisch wie auch vom reinen Zeitaufwand überhaupt nicht leistbar und hätte auch kaum positive Auswirkungen auf die Aussagekraft der Ergebnisse. Insofern wird für die Bewertung jeweils eine Stichprobe festgelegt. Da sich das genaue Verfahren je nach Pflegebereich (stationär, ambulant, Tagespflege, etc.) im Detail unterscheidet, beschreiben wir hier Ihnen das Vorgehen nur allgemein.
Auf Basis aller Pflegekunden einer Einrichtung wird anonymisiert durch den MD, teils in Zusammenarbeit mit der Datenauswertungsstelle (DAS) eine Stichprobe an zu prüfenden Personen gezogen. Der Umfang der Stichprobe beträgt meist zwischen 5 und 10 Personen und soll nach Möglichkeit hinsichtlich der Pflegegrade einen guten Querschnitt der Einrichtung darstellen.
Weiterführende Hinweise für die einzelnen Bereiche finden Sie in den jeweiligen Qualitätsprüfungs-Richtlinien (QPR).
Wie lang dauert die Überprüfung?
Die Dauer der MD-Prüfung ist abhängig von individuellen Faktoren, wie der Anzahl der einbezogenen Pflegekunden, ihrer Pflegegrade oder der Größe der Einrichtung. Sie kann somit einen Zeitrahmen von einigen Stunden bis zu mehreren Tagen umfassen.
MD-Prüfteam: Wer führt diese Prüfungen durch?
MD-Prüfungen werden gemäß SGB XI in der Regel von Pflegefachkräften durchgeführt. Bei spezifischen Prüfgebieten, wie der Betreuung beatmungspflichtiger Personen oder Menschen im Wachkoma, können auch andere Sachverständige, z. B. medizinisches Fachpersonal, hinzugezogen werden. Die Prüfteams benötigen umfassende Kenntnisse in Qualitätssicherung, pflegefachliche Kompetenzen sowie Führungskompetenzen. Mindestens ein Mitglied muss eine Auditorenausbildung oder eine gleichwertige Qualifikation vorweisen.
Die Prüfung beginnt: Ablauf der MD-Prüfung vor Ort
Die Prüfung wird am Vortag angekündigt, wodurch sich Einrichtungen gezielt vorbereiten können. So können Bezugspflegekräfte für Fachgespräche eingeplant und notwendige Unterlagen, wie die Codeliste und der Erhebungsreport, überprüft und bereitgestellt werden. Im Folgenden wird der Ablauf des Einrichtungsbesuchs näher beschrieben:

Einführungsgespräch
Zu Beginn des Prüfungstages findet ein kurzes Einführungsgespräch mit der Einrichtungsleitung statt. Dabei werden der Ablauf, der Zeitaufwand und offene Fragen geklärt. Auch die Interessenvertretung der Bewohner und Bewohnerinnen wird informiert. Anschließend wird die Stichprobe gemäß des festgelegten Verfahrens bestimmt.
Für die Einbeziehung einer Person ist deren Einwilligung erforderlich. Diese umfasst die Zustimmung zu:
- Betreten der Wohnräume,
- Prüfung des gesundheitlichen und pflegerischen Zustands,
- Einsicht in die Pflegedokumentation,
- Befragung der betroffenen Person, Mitarbeitenden, Betreuer oder Betreuerin und Angehörigen,
- Nutzung und Verarbeitung der Daten sowie Anfertigung relevanter Kopien.
Die Einwilligung erfolgt schriftlich, bei Einwilligungsunfähigkeit durch den Betreuer oder die Betreuerin. Ist eine schriftliche Einwilligung nicht rechtzeitig möglich, kann diese in Ausnahmefällen mündlich erteilt und dokumentiert werden. Bewohner, die eine Teilnahme ablehnen, erleiden keinerlei Nachteile.
Zum Abschluss werden allgemeine Angaben zur Prüfung und Einrichtung festgehalten.
Untersuchung der Versorgungsqualität
Die Qualitätsprüfung erfolgt anhand von sechs Qualitätsbereichen:
1. Bewertung der Stichprobe (Qualitätsbereiche 1–4):
- Informationserfassung: Das Prüfteam sammelt Informationen zur Bedarfs- und Versorgungssituation der Bewohner, bewertet die Plausibilität der Angaben und erstellt ein Gesamtbild der Pflegesituation. Hierzu wird der Prüfbogen A genutzt.
- Bearbeitung der Leitfragen: Die Versorgung wird mithilfe detaillierter Leitfragen beurteilt, die je nach Bedarf der Bewohner angewandt werden. Beispielsweise wird die Tagesstruktur nur bewertet, wenn diese relevant ist.
- Bewertung von Auffälligkeiten: Festgestellte Qualitätsdefizite werden dokumentiert und bewertet.
2. Beurteilung bedarfsübergreifender Qualitätsaspekte (Qualitätsbereich 5):
- Dieser Bereich nutzt Ergebnisse aus den Qualitätsbereichen 1–4 und fokussiert auf übergreifende Themen wie den Umgang mit Risiken und Gefährdungen. Die Bewertung erfolgt mit Prüfbogen B, ohne zusätzliche Informationen über die Bewohner.
3. Bewertung einrichtungsbezogener Merkmale (Qualitätsbereich 6):
- Hier werden organisatorische Aspekte und Anforderungen an das Qualitätsmanagement überprüft. Auch diese Bewertung erfolgt mithilfe des Prüfbogens B.
Ähnlich wie in vielen Aspekten der MD-Prüfung unterscheidet sich auch bei der dokumentationsgestützten Prüfung der Umfang und Ablauf je nach Pflegebereich. Details und insbesondere zu Grunde liegenden Fragebögen sind wiederum in den jeweiligen QPR zu finden. Diese strukturierte Vorgehensweise ermöglicht eine umfassende Bewertung der Qualität auf Bewohner- und Einrichtungsebene.

Praxistipp: Machen Sie sich ausführlich mit den für Ihren Bereich relevanten Qualitätsprüfungsrichtlinien (QPR) vertraut. Insbesondere die ausführlich dargestellten Prüfungsfragen verschaffen Ihnen einen Wissensvorsprung. So können Sie schon Ihre tägliche Arbeit darauf ausrichten, dass die MD-Prüfung ihren Schrecken verliert.
Teamgespräch des Prüferkreises
Nach der Prüfung der Bewohner findet ein internes Teamgespräch des MDK-Prüferkreises statt. Dabei werden fachliche Anforderungen, Stärken und Defizite der Einrichtung sowie Plausibilitätsdefizite besprochen. Dieses Gespräch dient als vorläufige Einschätzung der Ergebnisse. Ziele des Teamgesprächs sind:
- Gemeinsame Bewertung der bedarfsübergreifenden Qualitätsaspekte.
- Einschätzung fachlicher Stärken und Identifikation von Defiziten.
- Prüfung der Plausibilität der Ergebniserfassung.
- Zusammenstellung der Themen für das Abschlussgespräch mit der Einrichtungsleitung.
- Festlegung von Beratungsthemen.
Die Ergebnisse sind vorläufig und werden in der abschließenden Bewertung verifiziert und konkretisiert.
Abschlussgespräch
Im Abschlussgespräch werden die im Teamgespräch erarbeiteten Ergebnisse mit der Einrichtungsleitung besprochen. Ziel ist es, Qualitätsdefizite zu beheben, vorzubeugen und die Eigenverantwortung der Einrichtung zu stärken, um eine hochwertige Pflege zu gewährleisten.
Inhalte des Abschlussgesprächs:
- Erörterung der Ergebnisse: Das Prüfteam stellt Stärken, Schwächen und festgestellte Qualitätsdefizite der Einrichtung vor.
- Plausibilität: Auffälligkeiten bei der Ergebniserfassung werden zusammengefasst.
- Stellungnahmen: Die Einrichtungsvertretung kann Defizite kommentieren, Maßnahmen zur Qualitätssicherung darlegen und abweichende Ansichten äußern. Diese werden vom Prüfteam schriftlich festgehalten.
- Beratung: Das Prüfteam gibt konkrete Empfehlungen zur Qualitätsverbesserung.
Ablauf des Abschlussgesprächs:
- Einführung durch das Prüfteam (Zweck und Ablauf).
- Gesamteinschätzung der Pflegequalität mit Schwerpunkt auf Stärken und Schwächen.
- Besprechung wichtiger Einzelergebnisse, einschließlich Maßnahmen der Einrichtung.
- Übermittlung auffälliger Ergebnisse aus der Plausibilitätskontrolle.
- Beratung zur Behebung und Vorbeugung von Qualitätsdefiziten.
- Abschluss und Beendigung der Prüfung.
Das Prüfteam dokumentiert das Gespräch und hält die wichtigsten Inhalte in einem Protokoll fest.
Der Prüfbericht
Innerhalb von drei Wochen nach der Prüfung erstellt der MD bzw. der PKV-Prüfdienst einen Prüfbericht. Dieser enthält:
- Gegenstand und Ergebnisse der Qualitätsprüfung.
- Festgestellte Sachverhalte mit nachvollziehbaren Beschreibungen.
- Empfehlungen zur Beseitigung von Qualitätsdefiziten.
Der Bericht wird an die Landesverbände der Pflegekassen, die geprüfte Einrichtung und den zuständigen Sozialhilfeträger versandt.
Ergebnisberichte
Zusätzlich zum Prüfbericht wird ein verbraucherorientierter Ergebnisbericht erstellt:
- Ambulante Pflege: Der „Transparenzbericht“ bildet die Pflegequalität durch Noten ab.
- Stationäre und teilstationäre Pflege: Ergebnisse werden in einer 4-Punkte-Matrix dargestellt, ohne Notengebung.
Der Ergebnisbericht muss in der Einrichtung sichtbar ausgehängt und online veröffentlicht werden, z. B. im AOK-Pflegenavigator (Pflegenavigator der AOK)
Optionaler Kommentar
Pflegeeinrichtungen können die Berichte mit einem Kommentar versehen, um auf behobene Mängel oder Prüfergebnisse hinzuweisen und potenzielle Neukunden zu beruhigen.
Nach der Prüfung: Wie geht es nun weiter?
Sie haben nun erfahren, wie eine MD-Prüfung durch den Medizinischen Dienst abläuft und was Sie allgemein dabei zu beachten haben. Doch wie es nun weiter? Was passiert, wenn während der Prüfung Mängel in der Qualität festgestellt und im Gutachten dokumentiert worden sind?
Grundsätzlich wurde in den letzten Jahren der Charakter der Prüfungen weg von einer reinen Überprüfung hin zu einem beratungsorientierten Ansatz entwickelt. Der Medizinische Dienst will Ihnen durch entsprechende Fachgespräche und weitere beratende Hinweise dabei helfen, eine hohe Qualität sicherzustellen. Dennoch muss bei deutlichen Abweichungen reagiert werden:
Schwerwiegende Mängel:
- Bei gravierenden Verstößen, die die Pflegequalität erheblich gefährden, informiert der MD oder der PKV-Prüfdienst unverzüglich die Landesverbände der Pflegekassen.
- Zusätzlich wird die zuständige Pflegekasse schriftlich benachrichtigt, falls die Mindeststandards der Pflege nicht eingehalten werden und eine Gefährdung der Pflegebedürftigen besteht.
Auffälligkeiten bei der Abrechnung:
- Stellt der MD während der Abrechnungsprüfung Unregelmäßigkeiten fest, wird dies im Prüfbericht dokumentiert und an die Pflegekasse des betroffenen Pflegekunden weitergeleitet.
- Die Pflegekasse erhält ein gesondertes Dokument mit Angaben zu den auffälligen Patienten (Name, Geburtsdatum) sowie Kopien relevanter Unterlagen zur Beweissicherung.
- Alle für eine Veröffentlichung nach den Pflege-Transparenzvereinbarungen erforderlichen Daten werden ebenfalls bereitgestellt.
Wichtig ist neben der Dokumentation vor allen Dingen, dass die beschriebenen Mängel schnellstmöglich behoben werden. Je nach Schweregrad und Einzelfall wird dies auch vom MD durch eine Anlass- oder Wiederholprüfung erneut geprüft.
Wie Sie sich gegen eine ungerechte MD-Note wehren können
Sie sind der Meinung, dass Sie ungerechtfertigt zu schlecht bewertet wurden? Dann prüfen Sie, ob Sie gegen die Bewertung vorgehen wollen und können. Eine schlechte Transparenznote hat leider oft mehr negative Folgen als gedacht: Sie ist rufschädigend, wirkt demotivierend für Ihre Mitarbeiter und ist Nährboden für ständig unzufriedene Angehörige.
Falls Sie Einspruch gegen die Veröffentlichung einlegen wollen, sollten Sie Ihren Widerspruch mit Ihrer umfassenden Begründung innerhalb der von den Pflegekassen gesetzten Frist einreichen. Hierin begründen Sie, in welchen Punkten die Benotung ungerechtfertigt ist oder welche generellen Formfehler Ihrer Meinung nach vorliegen. Benennen Sie Ihre Forderung deutlich, d. h. die Korrektur der Note oder das vollständige Unterlassen der Veröffentlichung. Belegen Sie Ihre Begründung zwingend mit entsprechenden Kopien aus der Dokumentation der geprüften Bewohner oder aus der Fachliteratur. Die Pflegekassen geben Ihre Stellungnahme an den MD zur Bewertung ab. Die Frist bis zur Veröffentlichung wird entsprechend verlängert. Beantragen Sie zudem, dass Ihre Stellungnahme nicht von den gleichen Prüfern gelesen und beurteilt wird, die schon in Ihrer Einrichtung tätig waren. Dies verstößt nämlich gegen das Gebot der Neutralität.
So prüfen Sie Ihre MD-Note
Gehen Sie bei der Prüfung der Beurteilung systematisch nach den folgenden Schritten vor:
- Rechnen Sie nach, ob die Noten zu den einzelnen Fragen und die Durchschnittswerte richtig berechnet sind.
- Vergleichen Sie die Bewertung. Prüfen Sie, ob die Bewertung der Kriterien mit dem MD-Prüfbericht der Qualitätsprüfung und Ihren eigenen Aufzeichnungen aus der Prüfung übereinstimmt.
- Suchen Sie gezielt nach Fehlern. Dies können Formfehler, fachliche Fehler oder aber Bewertungsfehler sein.
- Verfassen Sie Ihre Stellungnahme: Legen Sie die Kritikpunkte in Ihrer Stellungnahme ausführlich dar und fügen Sie gegebenenfalls Kopien der Originaldokumente bei. Denken Sie daran, in Ihrem Text auf das Dokument zu verweisen und zu erklären, welcher Sachverhalt Ihrer Meinung nach daraus hervorgeht.
Nachdem Sie alle Kriterien für einen Widerspruch geprüft haben, rechnen Sie erneut nach, um zu erkennen, mit welcher Notenverbesserung Sie bestenfalls rechnen können. Entscheiden Sie danach, ob sich der Aufwand eines Widerspruchs lohnt.
Tipps und Tricks für eine erfolgreiche MD-Prüfung
Der wichtigste Tipp überhaupt für eine stressfreie Prüfung: Sorgen Sie als Führungskraft und/oder Qualitätsmanagementbeauftragte dafür, dass eine hohe und MD-gerechte Versorgungsqualität nicht nur an den Prüfungstagen mit viel Stress und Hektik „vorgespielt“ wird. Die in den jeweiligen QPR enthaltenen Fragebögen geben Ihnen eine gute Leitlinie, auf welche Aspekte bei der täglichen Arbeit in der Pflege zu achten ist. Wenn diese Standards für Sie und das Pflegepersonal Ihrer Einrichtung zum normalen Tagessgeschäft gehören, müssen Sie auch keine Sorge vor dem Prüfungstag haben.
Dennoch gibt es weitere Tipps und Hinweise, die Ihnen den Umgang mit den Qualitätsprüfungen noch weiter erleichtern können
Richtiger Umgang mit den Prüfern: Do’s und Dont’s
Do’s:
1. Sorgfältige Vorbereitung:
- Machen Sie sich rechtzeitig mit dem Prüfungsablauf und den Prüfkriterien vertraut. Verwenden Sie offizielle Dokumente wie die Prüfbögen und die Ausfüllanleitungen.
- Schulen Sie Ihr Personal, insbesondere für das Fachgespräch. Ihre Fachkräfte sollten fachlich versiert sein und die Versorgung begründen könnenâ.
2. Organisierte Dokumentation:
- Halten Sie alle relevanten Unterlagen und Nachweise bereit. Nutzen Sie einen speziellen Prüfungsordner und aktualisieren Sie diesen regelmäßig.â
- Erstellen Sie eine vollständige und gut strukturierte Codeliste sowie den Erhebungsreport, um die Bewohnerdaten effizient vorzulegen.
3. Dienstplan optimieren:
- Stellen Sie sicher, dass geschulte und kommunikativ starke Mitarbeiter am Prüfungstag verfügbar sind. Sensibilisieren Sie alle diensthabenden Mitarbeiter für die Prüfungâ.
4. Ruhe und Professionalität:
- Sorgen Sie für eine ruhige Atmosphäre während der Prüfung und begleiten Sie Prüfer bei Gesprächen mit Bewohnern, um diese zu unterstützen.â
- Fokussieren Sie sich auf die Fragen der Prüfer und bleiben Sie sachlichâ.
5. Ehrlichkeit und Transparenz:
- Geben Sie den tatsächlichen Zustand der Bewohner an und erklären Sie eventuelle Defizite offen. Nutzen Sie den Beratungsansatz der Prüfer, um Verbesserungen umzusetzenâ.
Dont’s:
1. Unnötige Hektik und Improvisation:
- Vermeiden Sie hektische Last-Minute-Versuche, Dokumentationen zu aktualisieren. Prüfer erkennen schnell, wenn Daten nachträglich manipuliert wurden.
2. Unvorbereitete Fachgespräche:
- Lassen Sie ungeschulte oder fachlich unsichere Mitarbeiter mit den Prüfern sprechen. Unwissenheit kann zu negativen Bewertungen führenâ.
3. Feindseligkeit oder Unkooperativität:
- Begegnen Sie den Prüfern stets freundlich und respektvoll, auch wenn die Prüfung unangenehm ist. Streitigkeiten oder Aggressionen schaffen zusätzliche Angriffsflächen.
4. Verstoß gegen die Prüfregeln:
- Halten Sie sich strikt an die Prüfvorgaben und versuchen Sie nicht, Prüfer durch überflüssigen Smalltalk oder das Verbergen von Informationen zu beeinflussenâ.
Was sind meine Rechte als Pflegeeinrichtung bzw. Pflegedienstleister?
Seien Sie sich Ihrer Rechte im Rahmen der MD-Prüfung bewusst und behalten Sie diese Aspekte im Hinterkopf:
- Lassen Sie sich gleich zu Beginn den Prüfauftrag zeigen. Ist er aktuell? Steht jemand vor Ihrer Tür und sagt Ihnen er sei der MD-Prüfer und Sie glauben ihm nicht so recht? Dann lassen Sie sich den Ausweis vorlegen.
- Lassen Sie sich bei Anlassprüfungen den Anlass und die Umstände genau erklären.
- Prüfungen zur Nachtzeit sollen nur stattfinden, wenn das Ziel der Qualitätssicherung anders nicht erreicht werden kann oder wenn Beschwerden vorliegen.
- Wenn Sie nicht sicher sind, ob eine Frage oder Äußerung zulässig ist, lassen Sie sich zeigen, wo in den QPR die Frage steht oder welches qualitätsrelevante Merkmal durch die Fragen geprüft werden soll.
- Wenn Sie die Meinung des MD-Gutachters nicht teilen, muss dieser Ihre abweichende Meinung im Transparenzbericht dokumentieren.
Beispiel
Ihr Pflegekunde hat einen schlechten Tag und hinterlässt den Eindruck, immobil zu sein. Der Prüfer stellt ein Dekubitusrisiko fest. Sie kennen den Kunden aber besser und wissen, dass ein solches Risiko nicht besteht. Der Prüfer muss im Transparenzbericht schriftlich festhalten, dass und warum nach Ihrer Auffassung kein Dekubitusrisiko besteht.
Fazit: Die MD-Prüfung
Die MD-Prüfung fokussiert sich weiterhin auf die Sicherstellung und Verbesserung der Pflegequalität in ambulanten, stationären und teilstationären Einrichtungen. Mit klar definierten Prüfkriterien und Richtlinien, wie den QPR (Qualitätsprüfungs-Richtlinien), wird eine standardisierte Bewertung gewährleistet. Der in den letzten Jahr verstärkte beratungsorientierte Ansatz hilft Pflegeeinrichtungen, Defizite nicht nur zu erkennen, sondern gezielt zu beheben.
Wichtige Aspekte für Pflegeeinrichtungen:
- Gründliche Vorbereitung: Kenntnis der rechtlichen Grundlagen und Prüfrichtlinien ist entscheidend, um die Prüfung erfolgreich zu bestehen und etwaige Mängel zu vermeiden.
- Ablauf und Organisation: Der Prüfprozess umfasst eine Stichprobe der Pflegekunden, die anhand von sechs Qualitätsbereichen bewertet wird. Ein strukturierter Ablauf, einschließlich Einführungsgespräch, Teamgespräch und Abschlussgespräch, sorgt für Transparenz.
- Prävention statt Improvisation: Die Pflegequalität sollte im Alltag stets auf einem hohen Niveau sein, um hektische Anpassungen unmittelbar vor der Prüfung zu vermeiden.
Rechte und Handlungsspielräume der Einrichtungen:
- Einrichtungen haben das Recht, Einsicht in den Prüfauftrag zu verlangen und abweichende Meinungen dokumentieren zu lassen.
- Bei fehlerhaften Bewertungen besteht die Möglichkeit, Einspruch einzulegen und die Veröffentlichung einer ungerechtfertigten Bewertung zu verzögern oder zu verhindern.
Praktische Tipps:
- Do’s: Gut geschultes Personal, organisierte Dokumentation und eine ruhige Prüfungsatmosphäre tragen wesentlich zum Erfolg bei.
- Dont’s: Hektik, mangelnde Vorbereitung und ein unkooperativer Umgang mit den Prüfern können negative Auswirkungen auf das Ergebnis haben.
Die MD-Prüfung ist nicht nur Kontrolle, sondern auch eine Chance, die Pflegequalität langfristig zu verbessern. Eine proaktive Vorbereitung und die Umsetzung der Prüfvorgaben im Arbeitsalltag machen den Prüfungstag zu einer kalkulierbaren und weniger stressigen Aufgabe.