Mit steigendem Lebensalter nehmen die ersten altersbedingten Gebrechen immer weiter zu. Diese und nicht selten die ersten Todesfälle im engen Freundeskreis führen zu negativen Veränderungen im Sozialleben der Senioren. Jedoch stellt die Kommunikation eines der wichtigsten Grundbausteine für den Erhalt der geistigen Gesundheit dar. Erkennen Sie als pflegender Angehöriger oder Pflegekraft die ersten Warnsignale und erfahren Sie, was Sie dagegen tun können.
Die moderne Medizin hat maßgeblich dazu beigetragen, dass Menschen immer älter werden. Trotzdem ist nicht von der Hand zu weisen, dass es während des Alterungsprozesses abhängig von der genetischen Veranlagung der Personen zu starken oder weniger starken physischen und psychischen Veränderungen kommt. Veränderungen, die einen deutlichen Einfluss auf die Wahrnehmung und Kommunikation des alten Menschen haben werden. So zeigt sich im ersten Schritt in der Regel eine Verschlechterung der Sehkraft. Dadurch fällt es älteren Menschen immer schwerer kleine Feinheiten wahrzunehmen und/oder ähnliche Farben zu unterscheiden.
Veränderungen der Kommunikationsfähigkeit im Alter
Physische und psychische Veränderungen
Im Rahmen eines wissenschaftlichen Vergleichs der psychischen Leistungsfähigkeit von älteren und jüngeren Menschen konnten nur geringe Unterschiede ermittelt werden. Die Studien bestätigen, dass die Aufnahme und Verarbeitung von Informationen mit steigendem Alter immer ineffizienter werden. Bezüglich des Sprachverständnisses und der Sprachverarbeitung zeigten die Testpersonen, die aus einer jüngeren und einer älteren Zielgruppe gewählt wurden, keine Veränderung.
Mit Demenz hat das nichts zu tun, aber die älteren Personen taten sich wesentlich schwerer, wichtige von unwichtigen Informationen zu unterscheiden. Auch das Verstehen von komplexen Sachverhalten bereitete den Senioren deutliche Schwierigkeiten. Ein Faktor, der bei der Kommunikation mit Senioren unbedingt bedacht werden muss. Die Vermittlung von Informationen benötigt einfach mehr Zeit. Die Ursache ist, dass ältere Menschen sich schwerer tun, viele Reize auf einmal zu verarbeiten, was an den durch das Alter bedingt schlechter werdenden kognitiven Fähigkeiten liegen mag. Interessant zu wissen ist, dass im Alter hauptsächlich die fluide Intelligenz vom Abbau betroffen ist.
Die kristalline Intelligenz bleibt dagegen bis ins hohe Alter erhalten. Besser noch, ältere Menschen können sogar ihre kristalline Intelligenz weiterentwickeln.
Fluide Intelligenz | Die fluide Intelligenz eines Menschen hängt von dessen genetischer Veranlagung ab. Sie ist praktisch angeboren und kann nur bedingt beeinflusst werden. Zur fluiden Intelligenz gehört zum Beispiel die Fähigkeit des logischen Denkens oder die Reaktionsfähigkeit. Reaktionsfähigkeit im Bezug darauf, wie viel Zeit jemand benötigt, um etwas wahrzunehmen. |
Kristalline Intelligenz | Zur kristallinen Intelligenz gehört zum Beispiel der Wortschatz, das Allgemeinwissen, das Sprachverständnis usw. |
Des Weiteren haben diese wissenschaftlichen Studien ergeben, dass das bildhafte Gedächtnis von Senioren wesentlich besser erhalten bleibt, als das Gedächtnis für Begriffe. Es kann schon einmal passieren, dass älteren Menschen der eine oder andere Begriff für eine Sache nicht aus dem Stegreif einfällt.
Natürlich tragen auch diverse Krankheiten, die einen starken Einfluss auf die Psyche und Physis des alten Menschen haben, zu einer deutlichen Veränderung der Kommunikation bei. Derartige Krankheiten wären zum Beispiel Demenz, Kehlkopfkrebs, CBD usw.
Soziale Veränderungen
Zum Sozialverhalten älterer Menschen gibt es verschiedene Theorien. Fachleute sind dabei unterschiedlicher Meinung. Während die einen von einem Zurückziehen aus dem normalen Alltag sprechen, sind andere der Meinung, dass die Aktivitäten der älteren Altersgruppen gleichbleiben bzw. sogar noch zunehmen. Welche Theorie nun stimmt oder nicht, mag von der Gesundheit und dem Charakter der Senioren abhängen. Wer in jungen Jahren gerne aktiv und unter Leuten war, wird sich auch im Alter entsprechende Aktivitäten suchen, um unter Menschen zu kommen. Genauso ist es umgekehrt. Die Menschen, die schon immer sehr passiv und zurückgezogen lebten, werden dieses Verhalten auch im Alter beibehalten.
Die Verrentung
Im Rahmen des Älterwerdens kommt es oft auch zu deutlichen Veränderungen des Soziallebens. Diese sind teilweise bedingt durch Einschränkungen in der Kommunikation, die durch die schlechter werdenden kognitiven Fähigkeiten des Seniors entstehen. Natürlich spielt auch eine Rolle, dass der alte Mensch nicht mehr, wie in seinem Leben vor der Rente, tagtäglich in die Arbeit gehen muss. Es ist nun mal Fakt, dass bei vielen Menschen kurze Zeit nach der Verrentung ein großer Teil der sozialen Kontakte wegbricht. Und genau das ist das Problem, denn soziale Kontakt sind wichtig, da sie aktiven Einfluss auf die Lebensqualität und die Wünsche der Senioren haben. Achtung, ohne Kommunikation und soziale Kontakte wird der psychische und physische Verfall älterer Menschen beschleunigt.
Krankheiten als Auslöser für sozialen Rückzug
Diverse altersbedingte Krankheiten sind viele der Hauptgründe, warum sich das Sozial- und Kommunikationsverhalten von Senioren schlagartig von heute auf morgen ändern kann. Warum?
- Bei Krankheiten, die starke Schmerzen verursachen, bleiben viele alte Menschen lieber in ihrer Wohnung. Sie müssen in so einem Fall all ihren Willen aufbringen, um auf den Beinen zu bleiben und haben nicht die Kraft, sich mit anderen Menschen zu beschäftigen.
- Viele alte Menschen, die von krankheitsbedingten Einschränkungen betroffen sind, ziehen sich oft zurück, weil sie keinen Ballast für ihre Angehörigen oder die Pflegekräfte sein wollen. Um sie vom Gegenteil zu überzeugen, müssen Angehörige einiges an Fingerspitzengefühl und vor allem Geduld an den Tag legen.
- Manche Senioren ziehen sich selbst bei einer banalen Erkrankung zurück, weil sie sich von Freunden, Familie und Bekannten missverstanden fühlen. “Mich, bzw. mein Leiden versteht ja sowieso niemand.”
- Auch Schamgefühl kann das Sozialverhalten der Senioren beeinflussen. Es kann sogar der Grund für eine selbstgewählte Isolation sein. Die einzige Lösung hierfür ist, viel Humor und Kreativität an den Tag zu legen. Wie weit man dabei gehen kann, hängt vom Charakter des alten Menschen ab.
Sterben von Freunden
Gerade wenn die Freunde des alten Menschen sterben, kann ihn das nicht nur erschüttern, sondern deutliche Spuren hinterlassen, vor allem psychisch, da es zu einer gewissen Überlebensschuld kommen kann. Das wiederum kann zu einer schweren Depression führen.
Einschränkungen in der Mobilität
Eine eingeschränkte Mobilität ist immer problematisch, denn diese neue Lebenssituation muss vom alten Menschen erst einmal akzeptiert werden. Schließlich ist es noch gar nicht so lange her, dass er tanzen konnte, wie ein junger Gott. Natürlich haben derartige Einschränkungen auch Einfluss auf das Sozialleben und die Kommunikation der Senioren. Während sich manche aus Bequemlichkeit zurückziehen, entscheiden sich andere eher zwangsweise für eine soziale Isolation, weil sie keine direkten Verwandten in der Nähe haben, die ihnen helfen könnten. Andere Senioren wollen für ihre Liebsten kein Ballast sein. Natürlich können die veränderten körperlichen Bedürfnisse auch deutlichen Einfluss auf die Psyche der Senioren haben, wodurch sie dazu neigen, von einer aktiven Lebensteilhabe in eine passive Position zu wechseln.
Welche Möglichkeiten zur Unterstützung im Alltag gibt es?
Bei niedriger Pflegestufe
Bei einer niedrigen Pflegestufe übernehmen meist die Angehörigen die Pflege der Senioren. Diese kümmern sich natürlich auch um die alltäglichen Dinge im Haushalt, wie z. B. Einkaufen, Küche und Bad putzen, die Zubereitung der Mahlzeiten usw. Um eine Vereinsamung des alten Menschen zu verhindern, sollte eine gewisse Regelmäßigkeit bei der Betreuung eingeführt werden.
Wenn den Angehörigen aufgrund der Berufstätigkeit keine Vollpflege möglich ist
Mit zunehmender Pflegebedürftigkeit kann es für Angehörige schwierig werden, die regelmäßige Betreuung des alten Menschen guten Gewissens zu garantieren. Vor allem, wenn sie noch berufstätig sind, kann es problematisch werden, die steigenden Anforderungen der Betreuung und Pflege zu stemmen. Die folgende Auflistung zeigt verschiedene Lösungswege und Alternativen.
1. Die Beauftragung eines ambulanten Pflegedienstes
Eine weitere Unterstützung für Angehörige von pflegebedürftigen Senioren kann der ambulante Pflegedienst sein. Der ambulante Pflegedienst hilft dem alternden Menschen bei der täglichen Hygiene oder bei der Führung des Haushalts, sodass dieser nicht sofort in eine Senioreneinrichtung muss und länger in gewohnter Umgebung, in der eigenen Wohnung bleiben kann.
2. Verhinderungspflege: Auch pflegende Angehörige haben ein Recht auf Urlaub
Wird der pflegende Angehörige krank oder fällt er aus anderen Gründen aus (z. B. Urlaub), hat er die Möglichkeit für den pflegebedürftigen Senioren (mind. Pflegestufe II) bei der Pflegekasse eine sogenannte Verhinderungspflege zu beantragen.
Verhinderungspflege: Welche finanziellen Leistungen gibt es?
Soll die Verhinderungspflege von Personen übernommen werden, die weder mit dem pflegebedürftigen alten Menschen verwandt noch verschwägert sind und auch nicht mit diesem in einer häuslichen Gemeinschaft leben, kann die Pflegekasse maximal bis zu 1.612, -€ jährlich auszahlen. Natürlich dürfen auch nahe Angehörige die Verhinderungspflege übernehmen und die entsprechenden finanziellen Ersatzleistungen bei der Pflegekasse beantragen. Solange diese der Pflege alter Menschen nicht erwerbsmäßig nachgehen, ist dies kein Problem. In so einem Fall darf die Pflegekasse maximal das 1,5-fache des Pflegegeldes abhängig von der jeweiligen Pflegestufe ausbezahlen.
Verhinderungspflege: Was passiert während dieser Zeit mit dem Pflegegeld?
In der Zeit, in der eine Verhinderungspflege in Anspruch genommen wird, wird weiterhin das Pflegegeld ausbezahlt, allerdings nur anteilig. Die Beiträge zur Renten- und Arbeitslosenversicherung werden im Rahmen der Verhinderungspflege aber voll an die jeweiligen Kassen überwiesen, um den Versicherungsschutz von Renten- und Arbeitslosenversicherung weiterhin aufrecht zu erhalten.
3. Kostenlose Pflegekurse
Steht ganz plötzlich eine Pflegebedürftigkeit im Raum, ist das natürlich für die Angehörigen erst einmal erschreckend. Sie wissen oft nicht, was auf sie zukommt. Zudem kollidiert das Altersbild mit dem Bild, das sie vom alten Menschen vor seiner Pflegebedürftigkeit hatten. Hier wird von staatlicher Seite entsprechend Unterstützung in Form kostenloser Pflegekurse angeboten. Kostenträger und Veranstalter ist natürlich die Pflegekasse in Kooperation mit ortsansässigen Pflegeverbänden, Bildungsvereinen, Volkshochschulen und anderen.
Was wird in den kostenlosen Pflegekursen vermittelt?
In den Pflegekursen der Pflegekassen werden praxisorientierte Anleitungen und wichtige Informationen rund um die Pflege vermittelt. Gleichzeitig können sich hier Angehörige individuell beraten lassen oder direkt Unterstützung bei der Pflege der jeweiligen Person bekommen.
4. Tagespflege
Bei der Tagespflege verbringt der alte Mensch nur ein paar Stunden des Tages in einer Senioreneinrichtung, die restliche Zeit ist er zuhause in seiner Wohnung.
Bei sehr hoher Pflegestufe:
Je mehr die Pflegebedürftigkeit und die Pflegestufe des Senioren zunimmt, desto mehr Zeit muss in die Pflege investiert werden, um den sich ändernden Bedürfnissen des Senioren gerecht zu werden. Das ist natürlich mit einem entsprechend hohen Zeitaufwand verbunden. Zeit, die pflegende Angehörige trotz Unterstützung ambulanter Pflegedienste oft nicht haben, da diese sich neben ihrem Beruf noch um ihre eigene Familie kümmern müssen. Bevor es zu einer Überforderung des pflegenden Angehörigen oder zu einem negativen Verhalten gegenüber dem Pflegebedürftigen kommt, sollte eine direkte Kommunikation mit dem Pflegedienst gesucht werden. In der Regel empfiehlt dieser die Unterbringung in einer Senioreneinrichtung, da dort eine umfassendere Senioren Betreuung mit diversen Betreuungsangeboten gewährleistet ist. Ein weiterer Pluspunkt der Senioreneinrichtung ist der Umstand, dass bereits alle Hilfs- und Pflegemittel zur Verfügung stehen, die für die körperliche und medizinische Betreuung der Senioren benötigt wird. Hinzukommt, dass die baulichen Gegebenheiten der Senioreneinrichtung bereits auf die besonderen Bedürfnisse alter Menschen ausgerichtet sind – Stichwort: Barrierefreiheit. Zum Konzept von Seniorenheimen gehört es auch, dass Aktivitäten – Programme angeboten werden, die auf die Bedürfnisse der Bewohner ausgerichtet sind. Derartige Programme beinhalten z. B. auch Ausflüge ins Grüne. Da bei derartigen Ausflügen eine gut ausgebildete Begleitung dabei ist, die über medizinische Fachkenntnisse verfügt, müssen sich die Angehörigen keine Sorgen machen. Natürlich bekommt der Mensch auch wieder mehr Gesellschaft als bei seiner vorherigen Lebenssituation, da in einem Altenheim viele Menschen leben.
Welche technischen Möglichkeiten zur Betreuung, Pflege und Erleichterung der Kommunikation gibt es?
1. Senioren Smartphone
Gerade berufstätige Angehörige, die die Pflege von Senioren übernommen haben, haben oft nicht die Möglichkeit der ständigen Überwachung. Dies ist ein nicht zu unterschätzendes Problem, vor allem wenn der alte Mensch bereits die ersten Anzeichen von Demenz zeigt. Hier kann ein Senioren Smartphone eine deutliche Entlastung für sie darstellen. So kann der Pfleger dank eines solchen Geräts den Aufenthaltsort des alten Menschen mithilfe von GPS-Tracking jederzeit im Blick behalten. Zudem besteht die Möglichkeit, dass über das Senioren Smartphone sogenannte Schutzzonen eingerichtet werden können.
Verlässt der alte Mensch den festgelegten Bereich, werden der Pfleger oder die Angehörigen sofort per Mail oder SMS informiert. Natürlich haben Senioren Smartphones auch eine gewisse Sicherheitsfunktion. So verfügen die Telefone zum Beispiel über eine sogenannte Notruf-Taste. Wird diese betätigt, wird der alte Mensch sofort mit dem hinterlegten Kontakt (z. B. Notrufzentrale, Verwandte, Pfleger usw.) verbunden. Natürlich ist das Smartphone für den Senioren auch ein wichtiges Kommunikationsmittel. Mithilfe des Geräts kann er seine sozialen Kontakte trotz einer eventuell eingeschränkten Mobilität weiterhin aufrechterhalten.
Gleichzeitig kann das Mobiltelefon zur Umsetzung von Präventionsmaßnahmen verwendet werden, um die geistige Gesundheit die Senioren zu fördern, indem zum Beispiel eine Gedächtnistrainings-App auf das Smartphone installiert wird. Natürlich können auch Spiele-Apps zur Unterhaltung auf dem Gerät installiert werden. Hier sollte man sich aber hauptsächlich an den Wünschen der Senioren orientieren.
2. Assistenzsysteme
Das klassische Assistenzsystem ist dem Patientennotruf eines Krankenhauses oder einer Senioreneinrichtung äußerst ähnlich. Der Senior drückt auf einen Knopf, das Signal wird an eine Leitstelle oder an Verwandte weitergeleitet. Diese versuchen zunächst, sich mit den Senioren auf telefonischem Weg in Verbindung zu setzen. Funktioniert dies nicht, kommt jemand zur Wohnung des alten Menschen, um vor Ort nach dem Rechten zu sehen. Diese Ausführung eines Assistenzsystems hat aber einen großen Nachteil, es muss aktiv betätigt werden. Genau das ist aber im Ernstfall nicht immer aufgrund von Verletzungen oder nachlassenden kognitiven Fähigkeiten möglich. Aus diesem Grund werden aktuell eine Reihe neuer und intelligenter Assistenzsysteme entwickelt.