- Welche Patienten erhalten ein Tracheostoma?
- Das müssen Pflegekräfte bei der Versorgung eines Tracheostomas beachten
- Entcuffen: Das steckt dahinter
- Essen und trinken mit Tracheostoma: Das ist zu beachten
- Kann man mein Tracheostoma entfernen und verschließen?
- Lebenserwartung mit einem Luftröhrenschnitt
Zu den auffälligen und die Lebensqualität stark beeinflussenden Stomaarten gehört das Tracheostoma. Ein Tracheostoma ist eine künstliche Öffnung an der Luftröhre. Es liegt auf der Hand, dass sowohl die Operation und ebenso die fortlaufende Beatmung über ein Luftröhrenstoma zu den komplexesten Eingriffen im Bereich der Atmungsorgane gehört. Gründe für ein Tracheostoma können Krebserkrankungen der Luftröhre, eine Langzeitbeatmung nach einem Unfall, Schluckstörungen oder die Entfernung des Kehlkopfes sein. Die Anzahl der Trachestoma-Patienten ist in den letzten Jahren signifikant angestiegen. Weitere Stomavarianten sind das Enterostoma (Darm), das Urostoma (Nierenfunktion) und das Gastrostoma (künstliche Ernährung).
Dieser Artikel gibt einen Einblick in das Leben von Patienten mit Tracheostoma. Er erklärt praxisnah, wie man mit einem Luftröhrenstoma essen, trinken und atmen kann und warum ein Luftröhrenschnitt bei einem künstlichen Koma gesetzt wird. Darüber hinaus geht die Abhandlung darauf ein, welche Komplikationen bei einem Tracheostoma entstehen können, wie Pflegekräfte das Tracheostoma professionell versorgen können und wie die Lebenserwartung mit einem Luftröhrenstoma ist.
Welche Patienten erhalten ein Tracheostoma?
Patienten, bei denen aufgrund einer lebensbedrohlichen Erkrankung oder einem Unfall eine langfristige künstliche Beatmung notwendig ist, erhalten in vielen Fällen eine Tracheotomie, die allgemein als Luftröhrenschnitt bekannt ist. Bei schweren Schluckstörungen, Kehlkopf- oder Luftröhrenkrebs oder anderen Erkrankungen muss ebenfalls ein Luftröhrenschnitt gesetzt werden.
Dieser ermöglicht das Einsetzen einer Trachealkanüle, um die oberen Luftwege vom Speisebrei zu trennen. Tracheotomierte Personen atmen nicht mehr über den Mund oder die Nase. Sie atmen direkt durch die Luftröhre. Es entsteht ein Zugang zur Trachea, den man fachlich als Tracheostoma bezeichnet. Eine Trachealkanüle hält den Schnitt offen. Es gibt verschiedene Arten von Kanülen, mit denen Betroffene temporär oder durchgehend essen, trinken und sprechen können.
Durch das Einsetzen eines Tracheostomas wird das Atmen für betroffenen Patienten einfacher. Im Vergleich zur Beatmung mit einem Beatmungsschlauch, der durch den Mund in die Luftröhre eingeführt wird, gibt es bei der Tracheotomie geringere Risiken im Rahmen der künstlichen Beatmung.
Zu den Erkrankungen, die am häufigsten ein Tracheostoma notwendig machen, gehören:
- Hohes Querschnittsyndrom mit Lähmungen ab der Halswirbelsäule,
- Schwere chronisch-obstruktive Bronchitis (COPD),
- Tumorerkrankungen oder schwere Verletzungen in Hals, Nase und Rachen,
- Schwere Schädel-Hirn-Traumata,
- Schlaganfall im Hirnstamm,
- Künstliches Koma bei schweren Erkrankungen, zum Beispiel bei einer Covid-Erkrankung mit Organversagen.
Weitere Stomaarten sind das Enterostoma bei Darmerkrankungen, das Gastrostoma zur künstlichen Ernährung, sowie das Urostoma, mit dem ein künstlicher Ausgang im Urogenitaltrakt aufgebaut wird. Die Stomaarten werden häufig bei Krankheitsbildern im Alter notwendig.
Das müssen Pflegekräfte bei der Versorgung eines Tracheostomas beachten
Pflegekräfte müssen bei der Versorgung eines Tracheostomas vorsichtig und sorgfältig vorgehen. Der Patient sollte, wenn möglich, in Rückenlage gebracht und der Kopf leicht überstreckt werden. Eine professionelle Händedesinfektion ist eine unbedingte Voraussetzung für die Versorgung des Tracheostomas. Hierzu sollte das Hygienehandbuch zurate gezogen werden.
Zunächst muss das endotracheale Absaugen erfolgen, bei dem der Nasen-Rachen-Raum ebenfalls mit einem neuen Katheter ausgesaugt wird. Anschließend können die Fixierungen gelöst und der alte Verband vorsichtig entfernt werden. Hierbei kann es helfen, unsterile Handschuhe zu tragen. Wenn die korrekte Lage der Kanüle sichergestellt ist, sollten die Wundränder inspiziert und mit sterilen Handschuhen und einer 0,9%igen NaCl-Lösung getränkten sterilen Kompressen gereinigt werden. Es ist darauf zu achten, dass keine alkoholischen Präparate verwendet werden.
Nachdem die Wunde gereinigt wurde, sollte sie ausschließlich trocken verbunden werden. Um die Durchführung abzuschließen, muss anschließend noch die Hautpflege des Halses erfolgen. In schwerwiegenden Fällen kann es zusätzlich notwendig sein, die Wunde in Absprache mit dem behandelnden Arzt zu erneuern.
Es ist wichtig, dass Pflegekräfte beim Umgang mit Tracheostoma-Patienten Vorsicht walten lassen und alle geltenden Hygienevorschriften einhalten. Hierzu gehören das Tragen eines Mundschutzes zum Eigenschutz und die Nutzung einer Einmalschürze. Eine regelmäßige Kontrolle der Wunde durch den Arzt ist notwendig, um mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Im Besonderen bei älteren Patienten ist eine regelmäßige Wundauffrischung notwendig, um ein Einklemmen der Haut oder des Gewebes zu verhindern. Hierbei ist auf die schonendste Technik und die bestmögliche Pflege zu achten, um den Patienten nicht unnötig zu belasten. Sollte es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zu einer Entzündung kommen, ist diese schnellstmöglich zu behandeln.
Entcuffen: Das steckt dahinter
Grundsätzlich ist es möglich, mit einem Tracheostoma und während der Beatmung zu sprechen. Hierfür muss die ausgeatmete Atemluft über die oberen Atemwege abgeleitet werden. Fachlich spricht man von einem „entcuffen“ der Trachealkanüle. Kontraindiziert ist das Entcuffen, wenn während der Beatmung der positive end-exspiratorische Druck (PEEP) aufrechterhalten werden muss. Dieser Überdruck ist notwendig, um die Atemluft beim Einatmen über die Kanüle in die Lungen zu pressen.
In vielen Fällen kann die Trachealkanüle temporär entcufft werden, damit der Patient zeitweise sprechen und sich artikulieren kann. Grundsätzlich ist es durch diese Herangehensweise möglich, während der Phase des Einatmens über die Beatmungsmaschine zu sprechen. Eine bessere Möglichkeit besteht in der Verwendung eines Sprechventils, das mit der Beatmung kompatibel ist.
Essen und trinken mit Tracheostoma: Das ist zu beachten
Patienten, die mit einem Tracheostoma leben, haben wenig Einschränkungen bei der Nahrungsaufnahme. Sie können wie gewohnt essen und trinken, wobei der Schluckvorgang aufgrund der Trachealkanüle als Fremdkörper in den ersten Tagen ungewohnt sein kann.
Verzichten sollten Patienten mit einem Tracheostoma auf zu heiße Speisen und Getränke. Da diese nicht reflexartig durch Pusten gekühlt werden können, könnte die Speiseröhre Schaden nehmen. Es ist darüber hinaus empfehlenswert, zwischen dem Essen häufig einen Schluck Wasser zu sich zu nehmen, um Reizungen und ein trockenes Gefühl im Mund zu vermeiden.
Kann man mein Tracheostoma entfernen und verschließen?
Verbessern sich die Symptome der Grunderkrankung von tracheotomierten Patienten, kann das Tracheostoma schrittweise zurückverlegt werden. Nach genauer fachärztlicher Untersuchung erhalten die Patienten im ersten Schritt eine nicht blockierte Trachealkanüle, sodass die Atmung durch Nase und Mund möglich ist. Normalisieren sich die Sauerstoffwerte und der Gasaustausch, kann die Trachealkanüle entfernt und die Eintrittsstelle mit einem luftdichten Tracheostoma-Platzhalter abgedeckt werden. Im letzten Schritt wird das chirurgisch angelegte Tracheostoma in einer Operation geschlossen.
Lebenserwartung mit einem Luftröhrenschnitt
Die Lebenserwartung von Patienten mit einem Tracheostoma hängt individuell von der Grunderkrankung und den physiologischen Rahmenbedingungen des Patienten ab. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass ein Luftröhrenschnitt und ein Tracheostoma bei invasiv beatmeten Patienten die Lebenserwartung um 1 bis 1,5 Jahre verlängern kann. In vielen anderen Fällen ist das Luftröhrenstoma der Garant für eine langsame und zugleich effektive Heilung, da ein durch einen Unfall verletzter Körper kontinuierlich und ausreichend mit Atemluft versorgt werden kann.
Eine optimale pflegerische Stomaversorgung mit richtiger Beatmungseinstellung und effektivem Sekretmanagement sind entscheidend, um die Lebensdauer durch den Luftröhrenschnitt nachhaltig zu verlängern. Darüber hinaus sind medikamentöse Speichelreduktion, Inhalationstherapie, Trachealkanülen mit Absaugung und ein Hustenassistent bei Hustenschwäche erforderlich, um die Lebenserwartung zu steigern.