- Definition: Was versteht man unter Seelsorge?
- Warum ist Seelsorge im Pflegebereich wichtig?
- Aufgaben und Ziele der Seelsorge in der Pflege
- Welche Formen der Seelsorge gibt es?
- Was ist der Unterschied zwischen Seelsorge und Beratung?
- Seelsorge für Patienten
- Seelsorge für Angehörige
- Seelsorge für Pflegekräfte
- Welche Ausbildung benötigt man für die Tätigkeit in der Seelsorge?
- Fazit: Seelsorge mit Verständnis und Akzeptanz
Viele ältere Patienten müssen sich mit schmerzhaften Themen wie Abschied, Todesfällen oder körperlichen Problemen auseinandersetzen. Sie benötigen dann eine Seelsorge, die sie emotional unterstützt, Kraft und Trost spendet.
Definition: Was versteht man unter Seelsorge?
Die Seelsorge lässt sich ganz einfach über das Wort selbst definieren: „Seele” und „sorgen“. Es geht darum, sich um das eigene Innenleben, den Geist und tatsächlich auch um die Seele zu kümmern.
Viele Menschen im hohen Alter müssen Geschehnisse verarbeiten, die sie nicht allein bewältigen können, zum Beispiel den Tod des Ehepartners oder zunehmende körperliche Probleme. In solchen Situationen kann Seelsorge weiterhelfen. Die Person, welche die Seelsorge durchführt, sucht das Gespräch mit dem Patienten. Dabei wird die aktuelle Lebenssituation thematisiert und die Probleme betrachtet.
Seelsorge hat das Ziel, dem Patienten einen positiveren Blick auf das Leben zu geben. Sie spendet Mut und Hoffnung. Traumatische Erlebnisse sollen durch die Seelsorge verarbeitet werden.
Warum ist Seelsorge im Pflegebereich wichtig?
Die Seelsorge ist eine wichtige Tätigkeit, die für Patienten, Angehörige und Pflegekräfte wertvoll sein kann. Zunächst steht dabei der Patient im Fokus, der eine Seelsorge benötigt. Dabei werden verschiedene Thematiken angesprochen und behandelt:
- Einsamkeit
Gerade ältere Menschen fühlen sich häufig einsam. Treten zusätzlich schwerwiegende Probleme auf, wie eine ernsthafte Erkrankung oder der Tod einer nahestehenden Person, wird dieses Gefühl weiter verstärkt. Der Patient hat manchmal niemanden, mit dem er darüber reden kann und frisst den Kummer in sich hinein.
Dies ist gefährlich, da dadurch weitere gesundheitliche Probleme auftreten können. Oftmals verfallen ältere Patienten in eine Depression, wenn sie nicht über belastende Dinge sprechen können.
- Auseinandersetzung mit persönlichen Gefühlen und Bedürfnissen
Bei einer Seelsorge können Patienten offen und ohne sich zu schämen über ihre Gefühle und Probleme sprechen. Viele Menschen haben beispielsweise Schwierigkeiten mit dem Altwerden. Wenn der Körper nicht mehr mitmacht, ist dies häufig eine enorme Belastung – vor allem für Menschen, die in ihrem Leben immer sehr aktiv waren.
Durch die Gespräche soll es den Patienten leichter fallen, sich an die Situation und Veränderungen zu gewöhnen. Sie fühlen sich akzeptiert und gehört, was der seelischen Verfassung guttut.
- Auseinandersetzung mit der Vergangenheit
Bei vielen älteren Menschen kommen im Alter Erinnerungen an längst Verdrängtes wieder zum Vorschein. Sie haben möglicherweise den 2. Weltkrieg miterlebt, mussten flüchten und haben Eltern oder Geschwister sterben sehen. Kommen diese Gefühle im Alter wieder hoch, ist es schwierig, damit umzugehen. Eine Seelsorge hilft dabei. Gefühle verarbeiten zu können.
Die Seelsorge bietet viele positive Aspekte für Ihre Pflegekunden:
- Sie helfen dem Patienten, eine Perspektive für die Zukunft zu finden und wieder mehr Elan für das Leben aufzubringen. Damit ist nicht nur dem Betroffenen geholfen, sondern auch Ihnen.
- Wenn Sie in die Seelsorge miteinbezogen werden, kann das außerdem Ihr Verhältnis zu den Patienten verbessern. Pflegekräfte haben oft ein intensives Verhältnis zu ihren Patienten, da sie eine der engsten Bezugspersonen sind und intime Aufgaben wie das tägliche Waschen übernehmen.
Auch Angehörige benötigen mitunter eine Seelsorge. Erkrankt Ihr Patient schwer, ist dies für die Angehörigen eine große Belastung, die sie häufig nicht ohne Hilfe bewältigen können. Sie sollten ihnen dann empfehlen, eine Seelsorge in Anspruch zu nehmen. Schließlich benötigen sie Kraft, um für den Patienten da zu sein.
Aufgaben und Ziele der Seelsorge in der Pflege
Das Hauptanliegen der Seelsorge ist es, Menschen in einer schwierigen Situation zu helfen, wie nach einem Todesfall, dem Umzug ins Pflegeheim oder dem Verlust der Mobilität.
Die Seelsorge …
- Unterstützt bei der Verarbeitung von Veränderungen in der Lebenssituation
- Hilft bei der Bewältigung von Ängsten und Sorgen
- Schafft Rituale, die bei der Strukturierung des Alltags helfen
- Fördert die Selbstständigkeit bei der Lebensgestaltung
- Stärkt das Selbstbewusstsein
Seelsorger unterstützen in solchen Situationen und helfen bei der Verarbeitung der Veränderungen oder dem Einleben in den neuen Räumlichkeiten. Dazu gehört, dass sie sich den Sorgen und Ängsten der Patienten annehmen und ihnen dabei helfen, sie zu lösen. Durch ihre Präsenz geben sie Sicherheit in einem neuen Lebensumfeld. Für ältere Menschen ist es besonders wichtig, einen solchen sicheren „Anker” zu haben, der immer für sie da ist.
Die Seelsorge kann dann beispielsweise auch das Schaffen von Ritualen beinhalten. Dadurch wird der Alltag strukturiert und das Einleben erleichtert.
Ein Seelsorger greift nur dann in tägliche Abläufe ein, wenn es nötig ist. Kann ein Patient seinen Alltag noch selbst gestalten, fördert ein Seelsorger die Selbständigkeit. Ziel ist es, diese möglichst lang für einen Pflegekunden zu erhalten.
Kann ein Patient seinen Alltag nicht mehr selbst bewältigen, stärkt ein Seelsorger hingegen sein Selbstbewusstsein. Fehlende Mobilität und körperliche Beschwerden führen im Alter zu Unsicherheit und einem niedrigen Selbstwertgefühl. Seelsorger wirken dem entgegen und fördern die Einzigartigkeit eines jeden Menschen.
Seelsorger unterstützen auch Menschen, die an Demenz leiden. Diese leiden oft darunter, dass sie sich nicht mehr richtig ausdrücken können. Sie verstehen sich und ihre Umwelt nicht mehr. Ein Seelsorger steht vor der großen Herausforderung, dennoch mit einem Demenzpatienten zu kommunizieren und ihm zu helfen. Ein hohes Maß an Sensibilität gepaart mit dem benötigten Wissen über die Krankheit ermöglicht es, auch diese Herausforderung zu meistern.
Welche Formen der Seelsorge gibt es?
Die Seelsorge kann in vielen Formen stattfinden und in vielen Situationen hilfreich sein. Häufige Formen sind:
- Krankenhausseelsorge
- Altenheimseelsorge
- Sterbebegleitung
- Christliche Seelsorge
- Seelsorge mit der Familie
Welche Form der Seelsorge die richtige ist, muss individuell entschieden werden. Das hängt natürlich stark von der Situation des Patienten ab.
Die Krankenhaus- und Altenheimseelsorge ist beispielsweise an die Einrichtung gebunden. Die Patienten des Krankenhauses oder die Bewohner des Altenheims werden von einer Seelsorge besucht. Die Gespräche finden direkt in der Einrichtung statt.
Eine christliche Seelsorge richtet sich vor allem an religiöse Menschen. Auch Menschen, die erst im Alter zum Glauben finden, können sie in Anspruch nehmen. Sie wird meistens von einem Pfarrer oder Pastor durchgeführt. Themen wie Tod und Krankheit werden unter einem christlichen Gesichtspunkt thematisiert.
Auch die Sterbebegleitung gilt als eine Form der Seelsorge. Ist ein Patient todkrank und liegt im Sterben, ist eine Betreuung unerlässlich, um diese schwere Zeit durchzustehen. Oftmals liegen den Patienten noch Dinge auf dem Herzen, die sie vor ihrem Tod loswerden möchten. Häufig sind dies familiäre Streitereien, die der Patient noch schlichten möchte. Eine Seelsorge kann dabei helfen, ein klärendes Gespräch mit der Familie zu führen und Streitereien zu beseitigen.
Häufig wird bei der Sterbebegleitung nicht nur der Sterbende von der Seelsorge betreut, sondern auch die Angehörigen. Einen engen Verwandten sterben zu sehen, ist für viele Menschen eine große Belastung, die sie allein nicht bewältigen können. Der Patient wird bis zum letzten Atemzug begleitet. Die Seelsorge kann während der letzten Minuten für eine angenehme Atmosphäre sorgen und es dem Sterbenden so angenehm wie möglich machen.
Meistens teilt der Patient während der Seelsorge mit, wie er sich seinen Tod vorstellt. Der Seelsorger setzt dies umsetzen und spricht beispielsweise ein Gebet sprechen oder zündet eine Kerze an.
Was ist der Unterschied zwischen Seelsorge und Beratung?
Wer in schwierigen Situationen Unterstützung benötigt, kann sowohl Seelsorge als auch Beratung in Anspruch nehmen. Bei der Entscheidung für eine Form der Hilfe ist es wichtig, die eigene Situation und die Bedürfnisse vorab zu definieren:
- Im Rahmen einer Beratung wird Hilfe zur Selbsthilfe gegeben. Es werden konkrete Probleme und Situationen thematisiert. Für diese werden Wege aufgezeigt, wie der Patient die Probleme lösen bzw. belastende Situationen klären kann.
- Bei der Seelsorge werden vor allem Lebensfragen, Notsituationen und Krisen besprochen. Dabei werden ebenfalls Lösungen und Perspektiven aufgezeigt. Es geht aber auch viel um die Emotionen und Gefühle des Patienten. Bei der Seelsorge wird getröstet und Mut gemacht. Hier wird tatsächlich auch die Seele angesprochen.
Seelsorge für Patienten
Es kann viele Gründe dafür geben, eine Seelsorge für Ihre Patienten zu arrangieren. Themen und Ereignisse, die den Patienten belasten, sind ausschlaggebend dafür:
- Tod eines Ehepartners oder nahen Verwandten
- Schwere Erkrankungen
- Verlust der körperlichen Mobilität
- Umzug in ein Pflegeheim
Stirbt der Ehepartner oder ein naher Verwandter ist der Schmerz für den Patienten häufig nicht auszuhalten. Auch Verschlechterungen der körperlichen Situation können Gründe für eine Seelsorge sein. Wenn der Patient im Rollstuhl sitzt oder Körperteile gelähmt sind, führen diese Einschränkungen häufig zu Depressionen.
Der Umzug in ein Pflege- oder Altenheim ist für viele ältere Menschen eine Belastung, da sie ihr gewohntes Umfeld nicht verlassen möchten und ihr Selbstwertgefühl stark angegriffen wird. Eine schwere Erkrankung des Patienten, kann ebenso ein Grund für eine Seelsorge sein. Wird beispielsweise Krebs diagnostiziert und dem Patienten mitgeteilt, dass er nur noch wenige Monate zu leben hat, braucht er dringend Unterstützung. Sonst läuft er Gefahr, sich aufzugeben und den Mut zu verlieren.
Vorgehensweise bei der Seelsorge für Patienten
In der Seelsorge werden umfassende Maßnahmen ergriffen, die je nach Grund voneinander abweichen können. Das Wichtigste ist aber immer, dass der Patient sich gehört und verstanden fühlt. Er kann sich während der Seelsorge seinen ganzen Kummer und Schmerz von der Seele reden. Auch über Themen, die ihm vor seinen Angehörigen unangenehm wären, kann er sprechen.
Dafür ist Vertrauen sehr wichtig. Älteren Menschen fällt es oft schwer, Vertrauen zu jemandem aufzubauen. Es kann also dauern, bis ein enges Vertrauensverhältnis aufgebaut wurde. Ein vertrauensvolles Gespräch ist die wichtigste Maßnahme bei der Seelsorge.
Das Gespräch besteht zum einen aus Erzählungen des Patienten, zum anderen aber auch aus Tipps, Ratschlägen und Erfahrungen des Seelsorgers. Ziel der Seelsorge ist es, dem Patienten zu helfen. Damit dies gelingt, hört der Seelsorger zunächst zu, versucht dann aber auch, Lösungen aufzuzeigen.
Seelsorger können durch ihre Erfahrung häufig wertvolle Ratschläge oder Verhaltenstipps geben, die neuen Mut geben.
Seelsorge für Angehörige
Auch Angehörige können von einer Seelsorge profitieren, beispielsweise wenn sie nicht wissen, wie sie mit einer Situation zurechtkommen sollen. Häufig ist Umgang mit älteren und/oder kranken Menschen nicht leicht. Verwandten benötigen Zeit, mit der Person und ihrem möglicherweise veränderten Verhalten oder Wesen umzugehen. Eine Seelsorge kann helfen, dies zu verbessern. Dadurch soll die Beziehung harmonischer werden, wovon Patient und Angehörige gleichermaßen profitieren.
Häufig fällt es Angehörigen auch schwer, für den Betroffenen da zu sein und ihn zu unterstützen. Da das medizinische Fachwissen fehlt, wissen sie auch gar nicht, wie sie helfen können. Hier kann ein Gespräch zwischen Seelsorger, Patienten und Angehörigem helfen. Gemeinsam wird besprochen, was jeder Einzelne tun kann, um dem anderen zu helfen. Dadurch nähern sich die Parteien an und können besser auf die gegenseitigen Bedürfnisse eingehen.
Eine Seelsorge kann aber auch dann mit Angehörigen durchgeführt werden, wenn familiäre Probleme gelöst werden sollen. Viele Menschen möchten nicht in dem Wissen sterben, dass es nicht offene Konflikte zu nahen Verwandten gibt. Ein klärendes Gespräch soll diese lösen und für mehr Harmonie innerhalb der Familie sorgen.
Seelsorge für Pflegekräfte
Pflegekräfte können ebenso von einer Seelsorge profitieren. Die tagtägliche Arbeit mit alten und schwerkranken Menschen geht an der Psyche eines Pflegers nicht spurlos vorbei. Jeden Tag mit Krankheit und Tod konfrontiert zu sein, kann auf Dauer belastend sein.
- Verarbeiten der täglichen Eindrücke
Eine Seelsorge kann helfen, besser mit den Eindrücken umzugehen und diese zu verarbeiten. Dafür können beispielsweise Methoden besprochen werden, wie die Probleme der Arbeit nicht mit nach Hause genommen werden. Vielen Pflegekräften fällt es schwer, abzuschalten und nach Feierabend nicht an die Patienten zu denken.
- Seelsorge für Pflegekraft und Patient
Eine Seelsorge kann außerdem zusammen mit Patienten und Pflegern durchgeführt werden. Der Pflegekraft fällt es dann mitunter leichter, den Patienten und sein Verhalten zu verstehen. Die Beziehung wird enger, was eine große Hilfe für die tägliche Pflege ist.
- Verbesserung des Selbstmanagements
Teil der Seelsorge für Pflegekräfte kann außerdem ein verbessertes Selbstmanagement sein. Ein Pfleger konzentriert sich dabei darauf, wie er seine Arbeit und Prozesse optimieren kann, um mehr Zeit für die Patienten zu haben. Das führt wiederum dazu, dass sich die Pflegekraft entspannter und zufriedener fühlt und die Arbeit als weniger belastend wahrnimmt.
- Stärkung der Persönlichkeit
Es kommt außerdem zu einer Persönlichkeitsstärkung, wenn Sie sich als Pfleger klarmachen, wo Ihre Stärken liegen und was Sie alles gut können. Mit einer solch positiven Entwicklung tun Sie nicht nur Ihren Patienten etwas Gutes, sondern auch sich selbst.
Welche Ausbildung benötigt man für die Tätigkeit in der Seelsorge?
Wenn Sie in der Seelsorge arbeiten möchten, können Sie Fort- oder Weiterbildungen absolvieren, die Ihnen die anspruchsvolle Tätigkeit erleichtern sollen.
Wer eine Ausbildung zum Kranken- oder Altenpfleger abgeschlossen hat, bringt gute Voraussetzungen mit, um in der Seelsorge tätig zu sein. Sie haben den benötigten medizinischen Hintergrund und können viel Fachwissen in die Seelsorge miteinbringen.
Eine Fort- und Weiterbildung zum Seelsorger ist die ideale Ergänzung, um Patienten und Angehörigen bestmöglich zur Seite stehen zu können. Sie erlernen, wie Sie Menschen bei Trauerfällen, in Lebenskrisen oder in Notsituationen unterstützen und beraten können.
Dabei ist vor allem das Zwischenmenschliche sehr wichtig. In solch schwierigen Situationen benötigen Menschen einen vertrauenswürdigen, verständnisvollen Unterstützer, der sie nicht verurteilt und ihnen zuhört. Wie Ihnen das gelingt, ist ebenfalls Teil einer Fort- und Weiterbildung zum Seelsorger.
Fazit: Seelsorge mit Verständnis und Akzeptanz
Die Seelsorge ist für Menschen in schweren Situationen eine wichtige Stütze. Ihnen wird zugehört, sie werden akzeptiert und nicht verurteilt und finden neuen Mut. Oftmals fehlt ihnen einfach die Kraft, auch im Alter noch mit Schicksalsschlägen fertig zu werden.
Im Rahmen der Seelsorge werden vertrauensvolle Gespräche geführt, in denen Ratschläge und Lösungen diskutiert werden. Ziel ist es, dem Menschen wieder Hoffnung und eine Perspektive zu geben.
Dabei muss es nicht immer ein erkrankter Mensch sein, der sich in einer Krise befindet, sondern auch seine Angehörigen oder Pfleger können von einer Seelsorge profitieren.