- Oberschenkelhalsbruch in der Pflege: Ursachen, Häufigkeit & Therapie
- Wie häufig ist ein Oberschenkelhalsbruch in der Pflege?
- Warum sind Demenzkranke häufig von einem Oberschenkelhalsbruch betroffen?
- Was sind mögliche Ursachen eines Oberschenkelhalsbruches?
- Expertenstandard Sturzprophylaxe: Wie kann ein Oberschenkelhalsbruch vermieden werden?
- Was können die Folgen eines Oberschenkelhalsbruches sein?
- Sturzprävention durch Angehörige: So können Sie einen Oberschenkelhalsbruch vermeiden
- Woran erkennt man einen Oberschenkelhalsbruch?
- Wie wird ein Oberschenkelhalsbruch behandelt?
- Fazit zum Oberschenkelhalsbruch in der Pflege
Der Oberschenkelhalsbruch ist eine ernstzunehmende Verletzung, die mit Schmerzen und einer langen Genesungszeit einhergeht. Unglücklicherweise tritt der Oberschenkelhalsbruch besonders häufig bei älteren Menschen auf, deren Knochen, beispielsweise durch Osteoporose (Knochenschwund), geschwächt sind. In diesem Artikel geht es um die wichtigsten Fakten und alles Wissenswerte zum Oberschenkelhalsbruch sowie um den Oberschenkelhalsbruch in der Pflege, seine Ursachen, Häufigkeit und Therapie.
Oberschenkelhalsbruch in der Pflege: Ursachen, Häufigkeit & Therapie
Bei einem Oberschenkelhalsbruch handelt es sich um eine Fraktur am oberen Ende des Oberschenkelknochens. Die genaue Bruchstelle befindet sich zwischen dem Oberschenkelkopf und dem Schaft des Knochens. In erster Linie durch starke Überlastung oder Verschleiß der Knochen ausgelöst, sorgt die Verletzung für massive Probleme bei der Mobilität. Es ist eine sofortige Behandlung notwendig.
Was ist der Oberschenkelhals?
Beim Oberschenkelhals handelt es sich, wie bereits erwähnt, um das Verbindungsstück zwischen Oberschenkelschaft und Oberschenkelkopf. Der Oberschenkelknochen durchzieht den gesamten menschlichen Oberschenkel und ist in vier Hauptteile unterteilt. Ganz am unteren Ende befindet sich die obere Hälfte des Kniegelenks. Das primäre, lange Knochenstück darüber wird Oberschenkelknochenschaft genannt. Dieses macht den Oberschenkelknochen zum längsten Knochen des Menschen.
Am oberen Ende des Schafts macht der Knochen eine Biegung, bevor er in einem kugelförmigen Knochenstück endet. Diese Kugel wird Oberschenkelkopf genannt, das Verbindungsstück darunter ist der Oberschenkelhals.
Der Oberschenkelhals erfüllt also eine ganz bedeutende Rolle. Während der Oberschenkelkopf zusammen mit dem Beckenknochen das Hüftgelenk bildet, welches die Bewegung der Beine ermöglicht, sorgt der Oberschenkelschaft dafür, dass der Mensch aufrecht stehen kann.
Der Oberschenkelhals bildet hier das Verbindungsglied zwischen diesen beiden Knochenteilen und ist so bedeutend für den aufrechten Gang mitverantwortlich. Da ist es nicht verwunderlich, dass ein Bruch in diesem Areal die Beweglichkeit des Menschen stark einschränkt.
Oberschenkelhalsbruch in der Pflege: die 3 Bruchformen nach Pauwels
Der Oberschenkelhalsbruch kann sich in unterschiedlichen Bruchformen äußern. Die Einteilung geschieht dabei nach der Pauwels-Klassifikation in drei Graden. Dabei ist der Verlauf der Bruchspalte sowie der Bruchwinkel ausschlaggebend für die Einteilung in eine der drei Frakturformen.
Grad I bis III geben an, mit welcher Stabilität der behandelnde Arzt und das Pflegepersonal rechnen kann. Ebenfalls im Fokus steht, welche Art der Therapie die besten Genesungschancen bietet.
Grad I | Der Winkel der Bruchfläche zu einer erdachten horizontalen Linie (90° zur Achse des Oberschenkels) liegt unterhalb von 30°. Damit ist der Druck auf dem Bruch unterhalb eines Schwellenwertes und erlaubt eine konservative Behandlung. Das bedeutet, der Bruch muss nicht operiert werden. Bei einem derartigen Bruch spricht der Mediziner von einer Abduktionsfraktur. |
Grad II | Bei einem Bruch mit einem Winkel zwischen 30 und 50° zu der besagten Horizontallinie muss der Bruch operiert werden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sich die Verletzung verschlimmert. Ein solcher Bruch wird medizinisch Adduktionsfraktur genannt. |
Grad III | Auch bei einem Bruch mit einem Winkel über 50° ist eine Operation unvermeidlich, er wird medizinisch als Abscherfraktur bezeichnet. Bei diesem Grad liegt eine besonders große Schwere vor, da sich häufig Knochen- oder Knorpelteile ablösen und zusätzliche Schmerzen und Verletzungen verursachen. |
Was ist die Garden-Klassifikation eines Oberschenkelhalsbruches?
Eine Alternative zur Pauwels-Klassifikation ist die Garden-Klassifikation nach Robert Symon Garden, einem britischen Chirurgen aus den 1980er Jahren. Diese wird überwiegend in den USA genutzt und teilt die Bruchproblematik in vier Stufen ein. Nach Garden sind die Grade I und II stabil und die Grade III und IV instabil. I und II erfordern demnach eigentlich keine operative Maßnahme. In der Praxis wird eine Operation allerdings in allen vier Stadien bevorzugt. Grund dafür ist der, dass sie die besten und schnellsten Aussichten auf eine größtmögliche Genesung bietet.
Garden I | Es liegt ein gestauchter, unvollständiger Bruch vor, der Knochen ist stabil. Allerdings ist eine Valgusstellung zu beobachten. Das heißt das Gelenk steht schief. Eine Verschiebung der Bruchstelle liegt nicht vor. |
Garden II | Der Bruch ist vollständig, die Bruchstelle ist allerdings nach wie vor stabil. |
Garden III | Die Bruchstelle sorgt für Probleme. Der Schaft ist zum Oberschenkelkopf verdreht. Es besteht allerdings noch Kontakt zwischen den zerbrochenen Knochenfragmenten. |
Garden IV | Die Dislokation (also Verschiebung) beider Knochenteile ist groß, die Knochenfragmente berühren sich nicht mehr. |
Im Vergleich zur Pauwels-Klassifikation, die den Fokus auf der Größe des Bruchwinkels legt, ist bei Garden der ausschlaggebende Punkt, ob der Bruch vollständig ist und wie weit die Bruchstücke voneinander entfernt liegen. Somit ist die Pauwels-Klassifikation grundsätzlich etwas genauer. Denn sie klassifiziert auch Bruchstellen als problematisch, die nicht vollständig sind, allerdings große Fehlstellungen aufgrund von hohen Bruchwinkeln vorweisen.
Wie häufig ist ein Oberschenkelhalsbruch in der Pflege?
Sowohl in der Geriatrie (Altenpflege), aber auch grundsätzlich ist die Schenkelhalsfraktur ein häufiges Leiden. Allgemein ist er der häufigste Bruch am Oberschenkelknochen, der laut der Gesundheitsberichterstattung des Bundes, durchgeführt vom Robert-Koch-Institut, im Jahr 2013 über 120.000 Mal behandelt wurde. Das entspricht Platz Acht der häufigsten Diagnosen bei Frauen bundesweit. Generell ist der Oberschenkelhalsbruch eine Fraktur, die überwiegend Frauen betrifft.
Während in jüngeren Jahren eher Männer zu Knochenbrüchen neigen, kehrt sich laut dem Robert-Koch-Institut das Verhältnis im Alter um. Unter anderem auch aufgrund der insgesamt etwas höheren Lebenserwartung von Frauen in der westlichen Welt zählen die Statistiker einen höheren Anteil von Stürzen bei älteren Frauen. Der Anteil liegt laut dem Berufsverband für Fachärzte für Orthopädie e.V. bei ungefähr 11 bis 23 %. Im Vergleich dazu liegt der Anteil bei Männern zwischen 5 und 11 %.
In der Pflege hat die Schenkelhalsfraktur eine große Bedeutung, da gerade ältere Menschen davon betroffen sind. Osteoporose und verschiedene Verschleißerscheinungen an den Knochen sowie eine abnehmende körperliche Leistungsfähigkeit erhöhen die Gefahr von Stürzen. Diese können dann große Schäden und Verletzungen verursachen.
Während junge Menschen ihren Fall häufig noch geschickt und reaktionsschnell abfangen können, um Verletzungen zu vermeiden, ist diese Fähigkeit bei älteren Menschen nicht immer gegeben. Gerade das erhöht die Wucht, mit der die sowieso schon instabilen Knochen belastet werden und führt zu umso stärkeren Verletzungen.
Aus diesem Grund ist der Oberschenkelhalsbruch oder die Hüftfraktur gerade in der Pflege häufig anzutreffen. Aufgrund der besonderen Problematik und der Lebensbedrohlichkeit, auf die später noch näher eingegangen wird, ist es wichtig, dass das Pflegepersonal besonders gut im Umgang mit Betroffenen und Angehörigen geschult ist. Darüber hinaus muss auch mit allen Mitteln verhindert werden, dass es im Pflegekontext zu Unfällen, Stürzen und Stößen kommt, die Brüche wie den Oberschenkelhalsbruch verursachen können.
Warum sind Demenzkranke häufig von einem Oberschenkelhalsbruch betroffen?
Gerade bei Demenzkranken ist der Oberschenkelhalsbruch eine gefürchtete Verletzung. Nicht nur steigt durch die abnehmenden kognitiven Fähigkeiten das Risiko für Stürze, sondern auch die Fähigkeiten der Fallenden, sich abzufangen oder Hilfe herbeizurufen, sinkt mit der fortschreitenden Krankheit. Dazu kommt, dass sich an Demenz erkrankte Personen oft überschätzen und teils einen Bewegungsdrang besitzen, der sie in die Bewegung, damit aber auch in die Gefahr führt, Stürze zu erleiden.
Darüber hinaus leiden Demenzkranke unter einer langsameren und schwierigeren Regenerierungsphase nach einer Hüft-Operation. Es treten häufiger Komplikationen auf, beispielsweise in Form von Druckgeschwüren oder Infektionen, gleichzeitig ist durch die Verwirrung die Kooperationsfähigkeit und die Schmerzäußerung eingeschränkt.
Letztlich ist es wichtig, dass Pflegeeinrichtungen sich den Besonderheiten von Oberschenkelhalsbrüchen bei Demenzkranken bewusst sind und entsprechende individualisierte Standards befolgen. Hierzu bietet es sich auch an, den Expertenstandard für die Pflege von Demenzkranken zu Rate zu ziehen und entsprechende Erkenntnisse in die Behandlungspraxis zu übernehmen.
Was sind mögliche Ursachen eines Oberschenkelhalsbruches?
Ein Oberschenkelhalsbruch kann sehr unterschiedliche Ursachen haben. Die häufigsten Gründe sind allerdings, wie bereits erwähnt, der Sturz, zum Beispiel im Rahmen einer Verringerung der Knochenbelastbarkeit. In seltenen Fällen entwickelt sich ein Bruch chronisch durch zunehmende Schädigung und Verschleiß auch ganz ohne, dass ein Sturz ihm vorausgeht. In der folgenden Tabelle werden die häufigsten Ursachen übersichtlich dargestellt.
Osteoporose (geringe Knochendichte): | Die häufigste Ursache für einen Oberschenkelhalsbruch ist die abnehmende Knochendichte, das heißt der umgangssprachliche Knochenschwund. Ein banaler Sturz oder das Anstoßen an einer Kante können dann bereits zu Brüchen führen. |
Unfälle: | Liegt keine Osteoporose vor, beispielsweise bei jüngeren Betroffenen, so ist in der Regel eine hohe Gewalteinwirkung nötig, um einen Bruch des Oberschenkelhalses zu erreichen. Schwere Unfälle mit dem Fahrrad, Auto oder Stürze aus großer Höhe beziehungsweise starke Stöße gehören zu den Hauptursachen von Oberschenkelhalsbrüchen bei jüngeren Menschen. |
Demenz: | Eine indirekte und relativ spezifische, aber nicht zu vernachlässigende Ursache für einen Oberschenkelhalsbruch, ist eine Demenzerkrankung. Nicht die Demenz selbst sorgt für den Knochenbruch, sondern deren Begleiterscheinungen, z. B. in Form von seniler Bettflucht oder Verwirrtheit. Auch hier sind Stürze und Stöße die direkte Bruchursache, diese werden allerdings durch die Demenzsymptome begünstigt. |
Sonstige Gründe: | Darüber hinaus können auch druckausübende Tumore oder stetiger Verschleiß zu einem Bruch führen. In einem solchen Fall müssen aber unbedingt auch die begleitenden Erkrankungen therapiert werden, sofern dies zu diesem Zeitpunkt nicht bereits geschieht. |
Expertenstandard Sturzprophylaxe: Wie kann ein Oberschenkelhalsbruch vermieden werden?
Eine gute und zielführende Zusammenarbeit wird am ehesten erreicht, wenn die Kommunikation zwischen den verschiedenen Stellen flüssig funktioniert und es gemeinsame Standards in der Behandlung gibt. In der Sturzprophylaxe, der Prävention von Stürzen, gibt es einen Expertenstandard, der in der Medizin sowie in der Pflege Allgemeingültigkeit hat und übergreifend eingesetzt wird.
Herausgegeben wird er vom Deutschen Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP). Dabei ist es in erster Linie von entscheidender Bedeutung, dass neben der Prävention der Stürze selbst, auch die Folgen vermieden werden, die zu weiteren gesundheitlichen Problemen führen können.
Was ist der Expertenstandard Sturzprophylaxe in der Pflege?
Der Expertenstandard Sturzprophylaxe in der Pflege regelt den schnellen und korrekten Ablauf von Pflegemaßnahmen im Fall eines Sturzes. Ebenfalls geregelt werden die Maßnahmen, die einen Sturz allgemein verhindern sollen. Insbesondere das Assessment von Risikofaktoren und die Dokumentation der Behandlungsschritte spielen eine entscheidende Rolle. Nicht nur die Anzahl der Stürze ist in diesem Zusammenhang relevant, sondern auch die Umstände und Folgen der Stürze müssen dokumentiert werden.
Assessment | Identifikation des Sturzrisikos |
Beratung | Information über die Risiken und Vermeidungsstrategien |
Kompetenz/Verfügungstellung | Kenntnis von Methoden zur Vermeidung von Stürzen; Vorhandensein von Rahmenbedingungen in der Pflegeeinrichtung |
Schulung und Information | Verbreitung von Informationen und Hinweisen |
Überwachung/Evaluation | Kontrolle der Effektivität der Maßnahmen und Evaluation der Ergebnisse |
Zielsetzung des Expertenstandards Sturzprophylaxe in der Pflege
Bezüglich der Zielsetzung des Expertenstandards Sturzprophylaxe in der Pflege lässt sich in erster Linie die Aussicht nennen, negative Folgen von Stürzen möglichst zu vermeiden. Die Vermeidung von Stürzen mit allen Mitteln ist allerdings nicht Gegenstand des Expertenstandards.
Die Menge an Stürzen bestimmt noch lange nicht über die Qualität einer Pflegeeinrichtung und deren Pflegepersonal. Häufige Stürze können auch die Folge einer starken Selbstbestimmung der Bewohner eines Pflegeheims sein und ein geringes Vorkommen von Gangunsicherheiten und Sturzangst.
Eine Überbehütung ist also keinesfalls das Ziel, welches der Expertenstandard anstrebt. Stattdessen sollen in erster Linie die Kraft und Balance der Pflegebedürftigen gestärkt, die Nutzung von Hilfsmitteln (z. B. Rollatoren) gefördert sowie ein umfangreiches Bewegungs- und Spielkonzept geschaffen werden, mit Mobilität an der frischen Luft. Schließlich gehört auch eine knochenstärkende Ernährung zu den Zielsetzungen des Expertenstandards.
Anwendung des Expertenstandards Sturzprophylaxe: Assessment & Sturzfolgen
Der erste Schritt ist das Assessment, die individuelle Ermittlung des Pflegebedarfs einer Pflegeperson. Sie umfasst die systematische Identifikation aller Sturzfaktoren zu Beginn der Pflege. Voraussetzung ist, dass das Pflegepersonal über aktuelles themenbezogenes Wissen verfügt und in der Lage ist, dieses Wissen entsprechend der geltenden Standards umzusetzen. Dem Assessment liegt die Klassifikation von Sturzfolgen nach Morse & Morse zugrunde.
I – Keine Verletzungen | Die Merkmale sind keine Abschürfungen oder weitere Verletzungen. |
II – Kleinere Verletzungen | Die Merkmale sind Abschürfungen und kleine Quetschungen, die medizinisch nicht behandelt werden müssen. |
III – Mäßige Verletzungen | Die Merkmale sind Quetschungen, Prellungen und ein Verdacht auf Brüche. |
IV – Größere Verletzungen | Die Merkmale sind offensichtliche Brüche. |
Weitere Anwendungsschritte des Expertenstandards Sturzprophylaxe
In Schritt zwei müssen die Betroffenen und Angehörigen angemessen über den Pflegebedarf informiert werden, beispielsweise auch um notwendige Maßnahmen zu Hause treffen zu können und die Wohnung sturzsicher zu gestalten. In diesen Schritt gehört auch die Beratung zu Interventionen. Als Ergebnis dieses Abschnittes des Expertenstandards kennen die Angehörigen das individuelle Sturzrisiko des Patienten und können geeignete Direktmaßnahmen sofort in die Wege leiten.
Schritt drei umfasst die Entwicklung eines spezifischen Maßnahmenplans für einen individuellen Patienten sowie die Koordination der notwendigen Maßnahmen. Unter Berücksichtigung der Sturzrisiken dieser Person werden Maßnahmen entwickelt, die sturzbedingte negative Folgen minimieren sollen. Dies wird unter Einbezug des Patienten selbst durchgeführt. Gleichzeitig stellen die Pflegeeinrichtungen geeignetes Material und Interventionsangebote zur Verfügung.
In Schritt vier steht die Weitergabe von wichtigen Informationen im Zentrum. Zum Einen sollen alle berechtigten Beteiligten mit den nötigen Informationen über Sturzrisiken versorgt werden und zum Zweiten soll das zunehmende Wissen über die Sturzprophylaxe unter allen Beteiligten geteilt werden.
Schritt fünf schließlich bezeichnet die kontinuierliche Überwachung, aber auch die Evaluation von dokumentierten Bedarfen, Arbeitsschritten und Maßnahmen im Zusammenhang mit der Sturzprophylaxe. In diesem Zusammenhang muss unterstrichen werden wie wichtig es ist, alle Maßnahmen säuberlich zu dokumentieren sowie die Erfolge einzelner Maßnahmen auch schon während der Durchführung zu überwachen. Ein ineffektiver Service kann in so einem Fall schnell aufgedeckt werden.
Was können die Folgen eines Oberschenkelhalsbruches sein?
Der Oberschenkelhalsbruch ist eine tückische Verletzung, die gerade ältere Personen unmittelbar und hart trifft. Durch die starke Einschränkung in der Mobilität und Selbstständigkeit, die die Verletzung zur Folge hat, werden diese Menschen häufig zu Pflegefällen und bedürfen stationärer und ambulanter Pflege. Diese zieht sich häufig über einen langen Zeitraum hin und verringert trotz der wichtigen Hilfe im Alltag die Lebensqualität der Betroffenen enorm.
Neben chronischen Schmerzen sind auch Erkrankungen wie Hüftgelenkarthrose, Pseudoarthrose, Nervenschädigungen oder Durchblutungsstörungen etwaige Spätfolgen.
Nicht selten kommt es vor, dass ein Sturz mit einem Oberschenkelhalsbruch das letzte Zünglein auf der Waage ist, das zum Ende eines Menschenlebens führt. Nicht die Verletzung selbst, wohl aber Begleiterkrankungen (Entzündungen, Blutgerinnsel, Geschwüre, etc.) und ein körperlicher wie geistiger Abbau schwächen den Patienten soweit, dass Lebensgefahr bestehen kann.
Daher kann es nicht oft genug betont werden, wie wichtig es ist, dass Betroffene schnellstmöglich nach dem Unfall operiert oder anderweitig behandelt werden. Dies erhöht die Überlebenschancen um ein hohes Maß.
Sturzprävention durch Angehörige: So können Sie einen Oberschenkelhalsbruch vermeiden
Die Prävention von Stürzen muss sich aber nicht auf die stationäre Pflege beschränken. Auch bei der ambulanten Geriatrie in den eigenen vier Wänden gibt es verschiedene Maßnahmen, die zu einem geringeren Risiko für Sturzverletzungen wie dem Oberschenkelhalsbruch führen können. Diese Maßnahmen für zu Hause sind eine lohnenswerte Investition, um das Leben in gewohnter Umgebung so lange wie möglich zu ermöglichen.
Maßnahmen für ein sturzsicheres Zuhause:
Kleidung | Die richtige Kleidung kann bereits einen großen Unterschied machen. Schuhe, deren Schnürsenkel nicht zur Stolperfalle werden, oder feste Hausschuhe sorgen dafür, dass kein unnötiges Risiko eingegangen wird. Socken mit einer Beschichtung für besseren Halt sind ebenfalls ein gutes Hilfsmittel. |
Ordnung | Herumliegende Gegenstände und Verlängerungskabel können Stürze begünstigen. Daher sollten die Laufwege frei sein. |
Einrichtung | Hohe Teppiche sollten vermieden werden. Die Kanten werden schnell zur Stolperfalle, selbst wenn sie am Boden festgeklebt sind. Auch Kommoden mit scharfen Kanten können Verletzungen auslösen, sowohl durch Stöße als auch im Falle eines Sturzes. |
Treppen | Wenn möglich sollte es vermieden werden, dass viele Stufen gegangen werden müssen. Am besten eignet sich eine Wohnung im Erdgeschoss. Ist dies nicht möglich, so sollten optische und taktile Stufenbegrenzungen angebracht werden und ein Geländer ist Pflicht. |
Beleuchtung | Die Sehfähigkeit nimmt im Alter ab. Licht ist da der beste Begleiter. Mit genügend Licht werden Konturen besser sichtbar und Hindernisse können früher ausgemacht werden. Daher sollte immer dafür gesorgt sein, dass die eigenen vier Wände durch natürliches oder künstliches Licht beleuchtet sind. |
Badezimmer | Der gefährlichste Ort in der Wohnung ist zweifelsohne das Badezimmer. Hier geschehen besonders viele Unfälle, speziell aufgrund von Nässe, fehlenden Anti-Rutsch-Matten und der geringeren Konzentrationsfähigkeit am Morgen und am Abend – den beiden Zeiten, an denen man sich hauptsächlich im Bad aufhält. |
Woran erkennt man einen Oberschenkelhalsbruch?
Ein Verdacht auf einen Oberschenkelhalsbruch ist sehr ernstzunehmen. Die Mobilität und Selbstbestimmung werden durch den Bruch stark eingeschränkt und die Lebenserwartung sinkt auch bei direkter Behandlung möglicherweise drastisch. Daher ist es wichtig, die Anzeichen schnell zu erkennen, damit eine Therapie unverzüglich begonnen werden kann. Glücklicherweise sind die Anzeichen des Bruchs sehr gut erkennbar.
Nur sehr selten kommt es vor, dass ein Oberschenkelhalsbruch zunächst unbemerkt bleibt und die Symptome nur schwach sind. Dann kann es sein, dass sich ein Patient erst mehrere Tage später in Behandlung gibt. Ansonsten finden sich insbesondere folgende Symptome.
Die Symptome eines Oberschenkelhalsbruchs:
- Starke Schmerzen bei der Rotation und Bewegung des Beins
- Verstärkung der Schmerzen bei passiver Bewegung (z. B. durch den Arzt)
- Eventuell Blutergüsse und Spuren von Prellungen
- Ein verkürztes Bein aufgrund eines verschobenen Bruchs
- Schwellung über dem Oberschenkelkopf
In der Oberschenkelhalsbruch Pflege besteht die besondere Herausforderung, dass Patienten sich eventuell selbst nicht ausreichend mitteilen können und Stürze aufgrund mangelhafter Beobachtung unbemerkt bleiben. In diesem Zusammenhang ist es sehr wichtig, dass das Pflegepersonal die Patienten ausreichend überwacht und Veränderungen schnell erkennt, auch wenn die Anzeichen dafür nicht offenliegen.
In diesem Zusammenhang existieren unterschiedliche Standards in der Geriatrie, insbesondere diverse Expertenstandards, die einen Umgang mit Patienten in der stationären und ambulanten Pflege vereinfachen und optimieren sollen.
Wie wird ein Oberschenkelhalsbruch behandelt?
Die Behandlung von Oberschenkelhalsbrüchen geschieht häufig operativ, da dies der sicherste Weg der Reparatur des Knochens ist. Eine Operation verkürzt die Genesungszeiten häufig. Dennoch ist der operative Eingriff nicht in jeder Situation die beste Wahl. Er bringt auch einige Risiken mit sich, die besonders bei älteren Personen zu Komplikationen im Operationssaal führen können.
Nichtdestotrotz ist es sehr wichtig, dass die Patienten schnell wieder auf die Beine kommen, damit Muskelmasse erhalten bleibt, eine Angst vor Folgebrüchen abgebaut wird und die Wiederaufnahme des selbstbestimmten Alltags möglich ist.
Konservative Behandlung von Oberschenkelhalsbrüchen
Es gibt Situationen, in denen ist eine Operation nicht sinnvoll ist, oder sie kann nicht durchgeführt werden, da der Zustand des Patienten sie nicht zulässt. In solchen Fällen müssen konservative Behandlungsmethoden vorgezogen werden. Im Falle eines Oberschenkelhalsbruchs sind fast ausschließlich Brüche davon betroffen, die stabil sind und in die erste beziehungsweise die ersten beiden Grade der Bruch-Klassifikation fallen. Die Bruchstellen sind nicht gegeneinander verschoben und das Bein kann belastet werden.
In der Praxis wird dann zunächst das betroffene Bein geschient. Es werden Medikamente verabreicht, die zum einen die Schmerzen reduzieren und zum anderen Blutgerinnseln vorbeugen. Nach einer beginnenden Genesungszeit von ca. zwei Wochen wird eine Physiotherapie begonnen, in deren Rahmen der Physiotherapeut das Bein und das Gelenk Schritt für Schritt wieder belastet. Währenddessen werden in regelmäßigen Abständen Aufnahmen mittels eines Röntgen-Geräts gemacht, um zu überprüfen, wie sich der Bruch entwickelt.
Oberschenkelhalsbruch Operation
Im häufigeren, ungünstigeren Fall wird es mit dem Bruch jedoch zu einer Verschiebung der Knochen gekommen sein und eine Operation ist unvermeidlich. In diesem Fall können verschiedene Verfahren eingesetzt werden, um den Bruch in den Griff zu bekommen. Die erste Frage, die sich die Mediziner in diesem Fall stellen, ist, ob der Oberschenkelkopf erhalten bleibt oder ob er durch eine Prothese ersetzt wird.
Operationsmethode: | Beschreibung: |
Hüftkopferhaltend | Die Osteosynthese bezeichnet ein Verfahren, bei dem die Bruchstücke des vorhandenen Knochens wieder zusammengesetzt und mithilfe von Schrauben und Platten verschraubt werden. Der Hüftkopf wird nicht ersetzt. Dies bietet sich besonders bei jüngeren Patienten an, deren eigenen Knochen noch gesund und strapazierfähig sind. Auch das Ausmaß der Durchblutung ist zentral, denn der Knochen muss weiterhin mit Blut versorgt werden, damit er heilen kann. Nach der Operation benötigt die Genesung bis zu 12 Wochen, in denen das Bein nicht belastet werden darf. Danach wird mit einer Krankengymnastik begonnen. |
Hüftkopfersetzend | Nach einer Hüftfraktur umfasst die Hüftoperation mit Prothese entweder den Austausch des Oberschenkelkopfes (Hüftkopf) durch einen Ersatz oder aber den Ersatz des gesamten Hüftgelenks, inklusive der Gelenkpfanne, in der der Hüftkopf sitzt. Bei einer Total-Endoprothese (TEP), der klassischen künstlichen Hüfte inklusive künstlichem Hüftkopf und künstlicher Gelenkpfanne, ist das Bein sofort wieder belastbar. Der Knochen muss nicht verheilen, sondern wird sofort durch die Prothese gestützt. Dennoch sind bei einer Endoprothese auch Reha-Maßnahmen nötig, um das Laufen mit der künstlichen Hüfte zu lernen. Zudem muss die Hüftregion um das neue Gelenk selbst heilen und wieder zu Kräften kommen. |
Welche Methode gewählt wird, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Dazu gehört die allgemeine gesundheitliche Lage des Patienten, sein Alter und Zustand, aber auch die Art und Höhe des Bruchs sowie die Chancen, das Gelenk mit dem körpereigenen Knochen stabil wiederherzustellen.
In der bisherigen Praxis sowie in zahlreichen Studien konnte gezeigt werden, dass sich ab einem Alter von 65 Jahren die hüftkopfersetzende Variante mehr lohnt, da die Patienten damit eine bessere Heilungschance und niedrigere Rückfallquote erwarten können.
Risiken bei einer Operation des Oberschenkelhalses
Eine Operation ist natürlich immer mit verschiedenen Risiken verbunden. Dazu gehören neben Komplikationen durch Ausnahmesituationen während der Operation auch Kunstfehler durch behandelnde Ärzte. Das Risiko für derartige Komplikationen ist allerdings geringer, je besser die Krankenhäuser auf die Behandlung von Oberschenkelhalsbrüchen vorbereitet sind und insbesondere auch je schneller die Operation erfolgt.
Einige Experten fordern die Behandlung eines Oberschenkelhalsbruches ähnlich schnell durchzuführen wie einen Schlaganfall. Innerhalb von sechs bis maximal 24 Stunden sollte die Operation durchgeführt sein, ansonsten steigt das Risiko für unterschiedliche weitere Komplikationen. Nicht nur beginnt der Körper durch den Schmerz und die Bewegungsunfähigkeit abzubauen, auch die Psyche wird von einer verzögerten Behandlung in Mitleidenschaft gezogen.
Typische Komplikationen durch eine zu späte Behandlung von Oberschenkelhalsbrüchen:
- Bildung von Blutgerinnseln (als Thrombosen in den Venen bis hin zur Lungenembolie)
- Herz-Kreislauf-Probleme
- Lungenentzündungen
- Geschwüre durch Druck
- Blasenentzündungen
- Nekrosen am Gelenkkopf (der Knochen stirbt ab)
All das sind Risiken, die es zu vermeiden gilt und deren Auftretenswahrscheinlichkeit durch eine schnelle Behandlung reduziert werden kann. Bei einer optimalen stationären Behandlung von Oberschenkelhalsbrüchen in Deutschland könnten bundesweit rund 4.000 Todesfälle verhindert werden. Dazu müssten Ärzte, Krankenhauspersonal sowie Pflegedienste und -kräfte eng zusammenarbeiten und ein dichtes Behandlungsnetz schaffen.
Fazit zum Oberschenkelhalsbruch in der Pflege
Insgesamt lässt sich zusammenfassen, dass die Schenkelhalsfraktur eine sehr häufige Diagnose bei älteren Menschen ist, insbesondere bei älteren Frauen, die sich unter anderem aufgrund von Osteoporose häufiger Brüche zuziehen. Daher besitzt der Oberschenkelhalsbruch in der Altenpflege eine zentrale Bedeutung, auch da er dort doch lebensbedrohliche Folgen mit sich bringen kann.
Mit den beiden primären Therapiemöglichkeiten (operativ/nicht-operativ) existieren dennoch Möglichkeiten, die Verletzung vollständig oder zumindest fast vollständig zu heilen. Die typischen Komplikationen treten in der Regel nur dann auf, wenn die Behandlung stark verzögert (>24 Stunden) durchgeführt wird. Letztlich wird die Operation als beste Option angesehen, sorgt sie doch für die bestmöglichen Heilungschancen, gerade bei Patienten in höherem Alter.
Im weiteren Verlauf dieses Artikels wurde der Expertenstandard für Sturzprophylaxe in der Oberschenkelhalsbruch Pflege vorgestellt. Dieser stellt umfangreich dar, welche Kompetenzen und organisatorischen Maßnahmen von besonderer Bedeutung sind, um Stürze zu vermeiden und setzt sich darüber hinaus zum Ziel, die negativen Folgen von Stürzen vorzubeugen. Damit ist der Standard hilfreich sowohl für die stationäre Forschung, Lehre und Akutbehandlung, als auch für die ambulante Behandlung in der Praxis oder beim Betroffenen zu Hause.