Senioren mit Kopfschmerzen & Migräne

Auch für Kopfschmerzen muss das Personal geschult sein.
Eine Ärztin in weißem Kittel sitzt auf einem schwarzen Stuhl. Sie hält ein Klemmbrett in der linken Hand und einen Kugelschreiber in der rechten Hand. Auf einem hellbraunen Sofa vor ihr sitzt eine Seniorin in weißem Rollkragen-Pullover und schwarz-weiß gestreifter Hose. Sie hält sich mit beiden Händen den Kopf und ihr Gesicht ist schmerzverzerrt. Im Hintergrund ist ein dunkelbrauner Schrank und ein schwarzes Regal mit Büchern. Links ist ein Fenster mit weißen Vorhängen. Auf dem Sofa liegen zwei hellblaue Kissen.
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Inhaltsverzeichnis

Jeder Mensch leidet im Laufe seines Lebens an Kopfschmerzen. Die einen haben mit dieser Krankheit mehr Last als andere. Da Schmerzwahrnehmung immer auf subjektiver Grundlage stattfindet, muss die Behandlung individuell an die Bedürfnisse des Patienten angepasst werden. Gerade in der Pflege alter Menschen kommt dem Personal hier eine wichtige Rolle zu.

Ausreichendes Wissen und Professionalität sind wichtig, wenn es zur Auseinandersetzung mit Schmerzen kommt. Daher ist eine entsprechende Vorgehensweise unumgänglich, um eine erfolgreiche Therapie sicherstellen zu können. 

Kopfschmerzen: Arten, Ursachen & Behandlung

Kopfschmerzen gelten als Volkskrankheit. Jeder Mensch leidet im Durchschnitt mindestens einmal jährlich an Kopfschmerzen. Die Gründe hierfür sind sehr vielfältig und häufig individuell vom Betroffenen abhängig. Es gibt keine Altersgruppe, die pauschal von der Problematik der Kopfschmerzen verschont wird. Selbst Kinder können Kopfschmerzen entwickeln. Hier handelt es sich in den meisten Fällen um recht harmlose Spannungskopfschmerzen. Aber auch Cluster-Kopfschmerzen und Dauerkopfschmerzen treten vermehrt auf.

Nicht selten sind Kopfschmerzen stressbedingt. Statistisch gesehen sinkt die Wahrscheinlichkeit, an Kopfschmerzen zu leiden, ab einem Alter von 45 Jahren. 

Welche Arten von Kopfschmerzen gibt es?

Insgesamt gibt es über 200 Arten von Kopfschmerzen. Einige von ihnen sind jedoch prominenter vertreten als andere. Wichtig ist, jede Art von Kopfschmerz ihrer entsprechenden Form zuzuordnen. In der Medizin wird ausdrücklich zwischen primären und sekundären Kopfschmerzen differenziert.

Primäre Kopfschmerzen bezeichnen solche Beschwerden, die keine offensichtlich zu erkennende Ursache haben. Nichtsdestotrotz können die Ursachen vielfältig sein. Ein Beispiel für primäre Kopfschmerzen ist der Spannungskopfschmerz. 

Als sekundäre Kopfschmerzen werden solche Beschwerden bezeichnet, deren Ursprung auf äußere Einflüsse, wie zum Beispiel Medikamenteneinnahmen oder andere Krankheiten, zurückzuführen ist. Daher ist es insbesondere hier von Bedeutung, dass Begleitsymptome und mögliche Ursachen für den Schmerz ausreichend untersucht werden. 

Neben der Unterteilung in primäre und sekundäre Kopfschmerzen werden die einzelnen Formen der Kopfschmerzen weiterhin aufgespalten. Durch diese haarkleine Differenzierung der unterschiedlichen Formen hat sich eine Vielfalt an Kopfschmerzleiden entwickelt. Jede Art von Kopfschmerz hat zwar dasselbe Symptom, nämlich den Kopfschmerz selbst, aber unterschiedliche Ursachen. 

Die häufigsten Formen von Dauerkopfschmerzen: 

SpannungskopfschmerzSpannungskopfschmerzen halten in der Regel nur relativ kurz an. Im Schnitt liegt die Dauer bei einer halben Stunde bis wenigen Tagen. Bei dieser Art von Kopfschmerz handelt es sich um einen dumpfen, drückenden Schmerz im Kopf, der mit einer leichten bis mittelstarken Intensität gelegentlich auftritt. Spannungskopfschmerz wird in den wenigsten Fällen von weiteren Symptomen begleitet.
MigräneMigräne ist ein Dauerkopfschmerz. Durchschnittlich tritt Migräne ein bis sechs Mal im Monat für eine Dauer von vier bis 72 Stunden auf. Die Schmerzen im Kopf werden von Patienten hier als pulsierend und mäßig bis stark beschrieben. Fast immer wird eine Migräneattacke von weiteren Symptomen begleitet. Zu den häufigsten gehören Übelkeit und Erbrechen. Migräne gehört zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen. Es wird davon ausgegangen, dass erbliche Faktoren eine Rolle spielen, die genauen Ursachen sind bisher allerdings nicht bekannt. Von chronischer Migräne wird gesprochen, wenn der Kopfschmerz über einen Zeitraum von drei Monaten an mehr als 15 Tagen im Monat auftritt. 
ClusterKopfschmerz Cluster-Kopfschmerzen sind, verglichen mit den anderen prominentesten Arten von Kopfschmerzen die, die am seltensten auftreten. Im Durchschnitt dauert ein Cluster-Kopfschmerz zwischen fünfzehn Minuten und drei Stunden an. Patienten beklagen hierbei einen sehr starken, stechenden Schmerz. Eine genaue Ursache für den Cluster-Kopfschmerz wurde in der Medizin bisher noch nicht gefunden. 
Medikamenteninduzierter Kopfschmerz Auch medikamenteninduzierte Kopfschmerzen fallen in die Rubrik der Dauerkopfschmerzen. Diese Art Kopfschmerz entwickelt sich durch eine erhöhte Einnahme von Medikamenten. Insbesondere Schmerzmittel können zu Kopfschmerzen führen. Patienten beschreiben ihre Beschwerden als einen dumpfen, mittelstarken bis starken Schmerz. Medikamenteninduzierte Kopfschmerzen treten ausschließlich nach der Einnahme von Medikamenten auf und werden nur in sehr seltenen Fällen von weiteren Symptomen begleitet. 

Kopfschmerzen in der Pflege: Expertenstandard akuter & chronischer Schmerz

Der Expertenstandard richtet sich in erster Linie an Pflegekräfte in ambulanter und stationärer Altenpflege sowie in Krankenhäusern. Durch die richtige Herangehensweise ist es möglich, die Schmerzen eines Patienten zu reduzieren oder ihrer Entwicklung vorzubeugen. Hierbei spielt es keine Rolle, ob es sich um akute oder chronische Schmerzen handelt. Dies ist auch der Grund dafür, weshalb dem Schmerzmanagement gleich vom Beginn der Therapie an eine wichtige Rolle zukommt.

Akute Schmerzen können sich bei Nicht-Behandlung zu chronischen Schmerzen entwickeln, die die Lebensqualität des Patienten langfristig beeinflussen können. Aufgrund dessen haben psychosoziale Faktoren mit Blick auf das Schmerzmanagement in der Altenpflege im Laufe der Zeit immer mehr an Bedeutung gewonnen.

Während sich der Expertenstandard zu Beginn ausschließlich mit akuten Schmerzen auseinandergesetzt hat, werden seit der letzten Aktualisierung des Programms auch chronische Beschwerden in den Blick genommen. Die Behandlung von chronischen Schmerzen setzt allerdings eine vollkommen andere Vorgehensweise voraus. Sie ist deutlich komplexer. So sind die Anforderung an die Pflegekräfte höher. Auch der Umfang und die Durchführung des Schmerzassessments unterscheiden sich von dem Vorgehen bei akuten Schmerzen. 

Was ist ein Schmerzassessment laut Expertenstandard?

Beim Schmerzassessment handelt es sich im Grunde genommen um eine Schmerzabfrage. Die erste Abfrage wird vor Beginn der Therapie durchgeführt, weitere Besprechungen der Schmerzentwicklung werden im Laufe der Therapie in regelmäßigen Abständen wiederholt. Dem Schmerzassessment kommt sowohl mit Blick auf die Behandlung akuter als auch chronischer Schmerzen eine wichtige Rolle zu. Unterscheidet wird das Schmerzassessment in ein initiales und das differenzierte Assessment. 

Durchführung eines Schmerzassessments bei Kopfschmerzen in der Pflege

Beim initialen Assessment geht es um eine grobe Abfrage der Schmerzen. Hier wird insbesondere die Frage in den Blick gefasst, ob ein Schmerz vorliegt. Sollte der Schmerz präsent sein, wird ermittelt, in welchem Rahmen er sich befindet und ob er weitere Probleme mit sich bringt. Als Grundlage der Beurteilung werden hier unterschiedliche Schemata herangezogen. Anhand dieser kann der Patient seinem Schmerz auf einfacher Basis Ausdruck verleihen. 

Das differenzierte Assessment wird ausschließlich bei Patienten mit chronischen Schmerzen durchgeführt. Hierbei handelt es sich um eine Kriterien geleitete Abfrage der Schmerzen. Innerhalb des differenzierten Assessments werden mit Blick auf den Zustand der Schmerzen unterschiedliche Faktoren im Detail besprochen. Es geht beispielsweise um die Frage nach vergangen Schmerzerfahrungen und dementsprechende medikamentöse oder alternative Behandlungsmaßnahmen.

Um die Situation besser einschätzen zu können, werden Schmerzmessungen im Ruhezustand und bei körperlicher Belastung bzw. Bewegung durchgeführt. Ferner wird der Schmerz lokalisiert, um weitere Eingrenzungen vorzunehmen.

Arzt und Patient reflektieren gemeinsam die Schmerzentwicklung sowie Verlaufsmuster, um die Ursachen einschränken zu können. Um eine optimale Behandlung erzielen zu können, werden außerdem mögliche Begleiterscheinung in den Blick gefasst. Diese differenzierte und detaillierte Auseinandersetzung mit dem Schmerz macht es dem behandelnden Personal möglich, die entsprechenden Symptome den unterschiedlichen Arten der Kopfschmerzen zuzuordnen und eine entsprechende Therapiemaßnahme zu entwickeln. 

Tipp

Um die Schmerzentwicklung und die Ursachen gezielt in den Blick nehmen zu können, bietet sich das Führen eines Kopfschmerztagesbuchs an. In diesem hält der Patient täglich mehrfach den Zustand seiner Kopfschmerzen fest. Hierdurch können etwaige Verlaufsmuster deutlich gemacht werden. 

Akute Kopfschmerzen in der Pflege: Vorgehen

Allgemein lässt sich das Vorgehen bei der Behandlung akuter Kopfschmerzen pauschalisieren. Gleich zu Beginn der Behandlung wird ein Assessment durchgeführt. Dies dient zur aktuellen Schmerzeinschätzung und wird in regelmäßigen Abständen wiederholt. Nach der ersten Erfassung der Erkrankung werden medikamentöse Maßnahmen in die Wege geleitet, um den Patienten von seinem akuten Schmerz zu befreien. Die Dosis der Schmerzmittel wird, entsprechend der Schmerzentwicklung, in regelmäßigen Intervallen neu angepasst.

Auch schmerzmittelbedingte Nebenwirkungen können durch die regelmäßige Auseinandersetzung mit dem Problem ans Tageslicht gebracht werden. Sobald die medikamentöse Behandlung ihre gewünschte Wirkung erzielt, werden weitere, nicht-medikamentöse Behandlungsmaßnahmen an den Patienten herangetragen. Auch den Angehörigen werden die entsprechenden Maßnahmen vorgestellt.

Hierdurch soll der Patient die Möglichkeit bekommen, weiterhin therapiert zu werden. Die Verwendung von Schmerzmitteln soll hierdurch in den Hintergrund rücken oder im Idealfall gänzlich vermieden werden. Um eine ausreichende Auseinandersetzung mit den alternativen Maßnahmen zu garantieren, werden die Patienten und ihre Angehörigen vom Pflegepersonal und den Ärzten geschult. So kann eine entsprechende Aufklärung sichergestellt werden. 

Behandlung akuter Kopfschmerzen

Die Behandlung der unterschiedlichen Formen von Kopfschmerzen findet auf unterschiedlichen Wegen und mithilfe unterschiedlicher Medikamente statt. Die Behandlung sollte immer individuell auf den Patienten und seine Bedürfnisse sowie Symptome zugeschnitten werden. Daher ist es von enormer Bedeutung, dass der Arzt jedes vom Patienten dargestellte Symptom ernst nimmt und ihm nachgeht. Andernfalls ist eine adäquate Behandlung der Erkrankung nicht möglich. 

Medikamentöse Behandlung bei Migränepatienten: 

  • Acetylsalicylsäure (ASS)
  • Ibuprofen
  • Paracetamol
  • Diclofenac
  • Kombinationspräparate aus Acetylsalicylsäure, Paracetamol und Koffein
  • Antiemetika gegen Übelkeit (bis hin zu Erbrechen)
  • Schwere Migräneattacken werden oft mit Triptanen behandelt
  • Zur Migräneprophylaxe dienen Betablocker

Medikamentöse Behandlung von Spannungskopfschmerzen: 

  • Acetylsalicylsäure (ASS)
  • Ibuprofen
  • Paracetamol
  • Kombinationspräparate aus Acetylsalicylsäure, Paracetamol und Koffein

Medikamentöse Behandlung von Cluster-Kopfschmerzen:

  • Triptane
  • Inhalation von Sauerstoff 
  • lokales Betäubungsmittel

Was ist bei der medikamentösen Behandlung von Kopfschmerzen zu beachten?

Die Behandlung von Kopfschmerzen richtet sich individuell nach der Art und der Intensität des Schmerzes. Allerdings sollten insbesondere bei Kindern und alten Menschen Kopfschmerzen genau ins Auge genommen werden. Der Grund hierfür liegt darin, dass diese Altersgruppen häufig nicht in der Lage sind, ihren Schmerzen durch Worte ausreichend Ausdruck zu verleihen. Es ist wichtig, dass besonders bei regelmäßigem Auftreten der Schmerzen eine ärztliche Untersuchung stattfindet, um die Ursachen festzustellen. 

Hinweis

Generell ist bei der Verabreichung von Schmerzmitteln wichtig, mögliche Unverträglichkeiten zu beachten, sowie die Dosis entsprechend individuell anzupassen.

Alternative Behandlungsformen von Kopfschmerzen

Neben dem Griff zu Medikamenten gibt es auch bei Kopfschmerzen alternative Behandlungsformen. Diese bieten sich bei einigen Formen von Kopfschmerzen mehr an als bei anderen. Insgesamt sind alternative Behandlungsmethoden aber fast immer einen Versuch wert.

Besonders dem Spannungskopfschmerz kann durch regelmäßige Entspannungsübungen und ausreichend Bewegung entgegengewirkt werden. Auch ein kalter Wickel um Stirn und Schläfen kann helfen, den Körper zu entspannen. Im Falle einer Migräne kann ebenfalls auf diese Hausmittel zurückgegriffen werden. 

Weitere Behandlungsformen von Kopfschmerzen:

  • Koffein
  • Kompressen
  • Pfefferminzöl / Teebaumöl (wird auf Stirn und Schläfen einmassiert)
  • Weidenrindenextrakt
  • Homöopathische Mittel
  • Transkutane Elektrische Nervenstimulation
  • Akupunktur
  • Chirotherapie oder manuelle Therapie
  • Massagen
  • Autogenes Training / Progressive Muskelentspannung
  • Psychoanalyse und psychotherapeutische Behandlung

Wichtig

Die Wirkung alternativer Behandlungsformen von Kopfschmerzen, wie beispielsweise durch homöopathische Mittel, ist nicht wissenschaftlich belegt. 

Wie geht man bei chronischen Kopfschmerzen in der Pflege vor?

Das Vorgehen zur Behandlung chronischer Schmerzen unterscheidet sich von dem der akuten Schmerzen. So steht zwar auch hier an erster Stelle das Assessment, der weitere Vorgang unterscheidet sich aber weitestgehend von der Behandlung akuter Schmerzen. 

Bevor eine Medikation stattfindet, wird zuerst die Planung der Therapiemaßnahme in den Blick genommen. Begründet wird dies damit, dass die Behandlung chronischer Erkrankungen einen deutlich längeren Zeitraum in Anspruch nimmt als die Therapie akuter Schmerzen. Ferner werden hier Faktoren in den Blick genommen, die bei der akuten Therapie nur eine untergeordnete Rolle spielen.

Die Maßnahme einer Therapie chronischer Beschwerden bedeutet immer einen größeren Aufwand. Dieser geht unter anderem damit einher, dass unterschiedliche Fachdisziplinen Teil der Therapie sind und dementsprechend miteinander kombiniert werden müssen. Außerdem muss ein ständiger Austausch dieser Disziplinen sichergestellt werden, was einerseits mehr Zeitaufwand und andererseits mehr Organisation bedeutet.

Auch die Auseinandersetzung mit Themen wie der Medikation findet hier deutlich später statt als bei der Behandlung akuter Schmerzen. Erst nach entsprechender Beratung mit Blick auf Therapiemaßnahmen und mögliche Medikationen wird die tatsächliche medikamentöse oder nicht-medikamentöse Behandlung eingeleitet.

Eine Kontrolle der Medikation und der Therapiefortschritte findet in regelmäßigen Abständen statt. Insbesondere hierfür ist es sinnvoll, dem Patienten ein Kopfschmerztagebuch an die Hand zu geben. Es ist die Aufgabe des Patienten in diesem Kopfschmerztagebuch die Entwicklung seiner Beschwerden festzuhalten. Hierdurch bekommen das Pflegepersonal und die behandelnden Ärzte einen besseren Überblick über die Entwicklung des Gesundheitszustandes des Patienten. 

Allgemeine Vorgehensweise der Behandlung chronischer Kopfschmerzen: 

  1. Assessment
  2. Planung und Koordinierung der Therapie
  3. Schulung und Beratung des Betroffenen über Behandlungsmaßnahmen
  4. Medikamentöse / nicht-medikamentöse Behandlung
  5. Verlaufskontrolle & Wirkungsüberprüfung, z. B. via Kopfschmerztagebuch

Unterscheidung: stabile & instabile Schmerzsituation

Eine Schmerzsituation kann sich in zwei Stadien befinden: dem stabilen Stadium und dem instabilen. Befindet sich der Patient in einer stabilen Schmerzsituation werden mit Blick auf den Therapieplan keine Änderungen vorgenommen. Die Behandlung wird so beibehalten, wie sie aktuell ist. Es finden höchstens minimale Optimierungen statt. Die Situation des Patienten ist für diesen akzeptabel. Es ist nicht pauschal festzulegen, wann eine Schmerzsituation als stabil gilt. Hierbei handelt es sich um die individuelle Wahrnehmung des Betroffenen. 

Bei einer instabilen Schmerzsituation muss der Behandlungsplan in den meisten Fällen großspurig abgeändert werden, sodass eine stabile Situation eintritt. Die Situation des Betroffenen ist für ihn aufgrund unterschiedlicher Faktoren nicht akzeptabel. Trotz Therapie leidet er an Krisen, die entweder seine Gesundheit oder seinen Alltag betreffen, aber vom Schmerz ausgelöst werden. Dementsprechend wird durch die instabile Schmerzsituation ein Teil der Lebensqualität des Patienten eingebüßt und die Möglichkeit der sozialen Teilhabe eingeschränkt. 

Um eine ideale Änderung vorzunehmen, finden Beratungsgespräche zwischen den interdisziplinären Teams statt. Nur wenn alle Disziplinen ausreichend im Plan vertreten sind, kann eine optimale Behandlung stattfinden. Nach Änderung der Therapie werden weiterhin in regelmäßigen Abständen entsprechende Kontrollen durchgeführt. Diese dienen der Ermittlung, ob die neue Form der Therapie die erwünschte Wirkung zeigt. 

Wichtig

Damit instabile Schmerzsituationen erkannt werden können, ist eine optimale Ausbildung des Pflegepersonals unumgänglich. 

Pflege von Senioren mit Migräne

Bei Migräne handelt es sich um ein ganzheitliches Gesundheitsproblem. Aufgrund dessen ist es wichtig, dass die Pflege nicht ausschließlich auf medikamentöse Behandlungsmaßnahmen zurückgreift. Auch Faktoren, die außerhalb der medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten liegen, sollten unbedingt berücksichtigt werden. Hierzu zählen bei Migräne insbesondere Möglichkeiten der Stressreduzierung für den Patienten.

In der Regel weiß jeder Migränepatient für sich selbst am besten, was bei einer Migräneattacke hilft. Auf seinen eigenen Instinkt sollte man sich stets verlassen. Schwierig wird es mit dem instinktiven Vorgehen, wenn es sich bei den Migränepatienten um Senioren handelt. Begründet werden kann dies damit, dass Senioren in Pflegeheimen nicht mehr unbedingt dazu in der Lage sind, sich selbst zu helfen. Sei es aufgrund mangelnder Bewegungsfreiheit oder aufgrund abbauender kognitiver Fähigkeiten.

Aufgrund dieser Einschränkungen ist es umso wichtiger, dass das Pflegepersonal in der Altenpflege gut geschult ist. Andernfalls wäre eine adäquate Behandlung der Betroffenen nicht möglich. Die Verantwortung für die Gesundheit der Betroffenen liegt auch hier beim Pflegepersonal

Sofern die Auslöser für eine Migräneattacke des Patienten bekannt sind, sollte seitens der Pflegekräfte darauf geachtet werden, dass derartige Situationen vermieden werden, um einer Migräne entgegenzuwirken. Auch typische Ankündigungssymptome wie Heißhunger, übermäßige Müdigkeit oder Licht- und Lärmempfindlichkeit sollten unbedingt beachtet werden. Davon abgesehen ist es wichtig, dass auch der Migränepatient selbst die Auslöser und Anzeichen einer Attacke erkennt. So ist es ihm möglich, diese entsprechend zu meiden, oder sich bei Ankündigungssymptomen auf die Attacke vorzubereiten.

Insbesondere bei Migräne ist es sinnvoll, gleich zu Beginn mit Schmerzmitteln zu arbeiten, um das Ausmaß auf einen erträglichen Rahmen zu reduzieren. Jeder Migränepatient sollte über eine Bedarfsmedikation verfügen, auf die im Falle eines Migräneanfalls zurückgegriffen werden kann. Diese wird vom behandelnden Arzt bereitgestellt.

Das Pflegefachpersonal greift auf die Bedarfsmedikation zurück, wenn die anderen Arzneien nicht die gewünschte Wirkung erzielen. Die Verabreichung von Schmerzmitteln erfolgt grundsätzlich nach Augenmaß bzw. Bedarf. Hierdurch soll ein medikamenteninduzierter Kopfschmerz vermieden werden. 

Wichtig

Eine Selbstmedikation sollte unbedingt vermieden werden. Entsprechende Schmerzmittel sind stets von einem Arzt oder einer entsprechend ausgebildeten Pflegefachkraft zu verabreichen. 

Die Diagnose einer Migräne kann sich bei Senioren schwierig gestalten. Nicht selten haben alte Menschen eine andere Schmerzwahrnehmung als jüngere oder sind nicht in der Lage, ihren Bedürfnissen verbal ausreichend Ausdruck zu verleihen. Dies erschwert eine Erkennung der Erkrankung seitens des Pflegepersonals und der Ärzte enorm. 

Ferner kommt hinzu, dass andere Beschwerden nicht selten mit Migräne verwechselt werden. Diese haben ihren Ursprung beispielsweise in Bluthochdruck, Fehlstellungen der Halswirbel, Augenkrankheiten, Entzündungen der Nasennebenhöhlen, Zahnerkrankungen, verheiltem Schädel-Hirn-Trauma oder zurückliegender Hirnblutung. Daher ist es wichtig durch ein ausführliches Erstgespräch die Schmerzbiographie in Erfahrung zu bringen, um den vom Patienten dargestellten Schmerz besser zuordnen zu können. 

Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb sollte bei Kopfschmerzen immer mit Schmerzmitteln gearbeitet werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass der Schmerz eingedämmt wird und letztendlich nachlässt. Es sollte nicht darauf verzichtet werden, gleich zu Beginn der Beschwerden mit Schmerzmitteln entgegenzuwirken. Bei Kopfschmerzen ist es nicht ratsam abzuwarten, bis der Schmerz sein Maximum erreicht. Vielmehr sollte er durch entsprechende Arzneien schon in seinem Ursprung bekämpft werden.

Pflegemaßnahmen während einer Migräne bei Senioren

  1. Es sollte immer sichergestellt sein, dass eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr gewährleistet ist.
  2. Pflegerische Maßnahmen werden während einer Migräneattacke auf ein Minimum reduziert. Der Grund dafür liegt darin, dass jede Berührung des Körpers der betroffenen Person zu enormen Schmerzen führen kann. Es werden ausschließlich die Maßnahmen durchgeführt, die unbedingt nötig sind. Hierunter fallen beispielsweise Lagerungen zur Dekubitusprophylaxe.
  3. Die Pflegekräfte sollten individuell entscheiden, ob Kälteanwendungen bei entsprechenden Patienten sinnvoll sind. Auch das Auftragen von Pfefferminzöl kann sich unter Umständen positiv auf die Migräne auswirken.
  4. Es ist wichtig, dass das Pflegepersonal dem Patienten ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen entgegenbringt. Extreme Schmerzen führen nicht selten zu schlechter Laune, die häufig an den Pflegefachkräften und Ärzten ausgelassen wird. Gerade in solchen Fällen sollte sich der Patient in seinem Leid ernstgenommen fühlen.
  5. Die wohl wichtigste Pflegemaßnahme ist eine angemessene Schmerzmittelversorgung. Diese findet in den meisten Fällen nach Augenmaß bzw. nach Feedback des Patienten statt. Durch das Weglassen fester Dosierungen kann ein medikamenteninduzierter Kopfschmerz vermieden werden. 

Ab wann ein Notarzt gerufen werden sollte

Das Problem der Migräne liegt unter anderem darin, dass sich ihre Symptome teilweise mit den Symptomen eines Schlaganfalls decken. Hierzu gehören beispielsweise Sensibilitätsstörungen, Lähmungserscheinungen, Gleichgewichtsstörungen, Sprachstörungen und das Sehen von Doppelbildern.

Jeder Patient weist unterschiedliche Symptome auf. Sollten sich die Symptome des Patienten von den sonst für ihn typischen Symptome unterschieden und möglicherweise auf einen Schlaganfall hindeuten, sollte unbedingt ein Notarzt gerufen werden. Ausschlaggebend für den Ruf eines Notarztes ist also die Einschätzung des Patienten selbst. 

Hinweis

Da es sich bei Schmerzen grundsätzlich um ein subjektives Empfinden handelt, kann ausschließlich der Patient darüber Informationen geben, ob und inwiefern sich der Schmerz von dem sonst empfundenen Schmerz unterscheidet. 

Unter diesen Umständen sollte ein Notarzt in jedem Fall gerufen werden:

  • Die Ausprägung der Schmerzen ist deutlich stärker als sonst und ist plötzlich, ohne irgendwelche Ankündigungssymptome, aufgetreten
  • Der Schmerz wird begleitet von weiteren Symptomen wie Fieber, Nackensteifigkeit, Hautausschlag, Verwirrtheit, Krämpfen oder schweren Sprachstörungen
  • Vor Eintritt des Schmerzes lag eine Schädelverletzung vor

Wie kann Kopfschmerzen in der Pflege vorgebeugt werden?

Gerade in der Pflege spielen prophylaktische Maßnahmen eine große Rolle. So auch die Prophylaxe von Kopfschmerzen. Einem Kopfschmerz kann mithilfe einfachster Methoden vorgebeugt werden. Insbesondere bei der Arbeit mit älteren Menschen ist es wichtig, bestimmte Aspekte ins Auge zu nehmen.

Neben der Behandlung durch Schmerzmittel sollten dem Migränepatienten unbedingt eine Reihe alternative Möglichkeiten an die Hand gegeben werden, wie Migräneanfällen vorgebeugt werden können. Es gibt eine Vielzahl an Entspannungstechniken, die erlernt werden können. Diese wirken im Alltag unterstützend und können je nach Bedarf einfach in den individuellen Tagesablauf integriert werden. Auch Maßnahmen wie Akupunktur bieten sich bei einigen Migränepatienten an. Sie kann unter Umständen die Anfälligkeit für Migräne reduzieren. 

Ferner sollte eine ausgewogene und regelmäßige Zufuhr von Lebensmitteln sichergestellt sein. Hierdurch wird der Körper mit ausreichend Nährstoffen versorgt und Schmerz kann vermieden werden. Nicht selten liegt der Grund für Kopfschmerzen insbesondere im Flüssigkeitsmangel. Sollte eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr aufgrund etwaiger anderer Erkrankungen nicht im Rahmen der Möglichkeiten liegen, ist es Aufgabe des Pflegepersonals und der Ärzte, für weitere Flüssigkeitsversorgung über eine Infusion zu sorgen. 

Auch regelmäßige Bewegung, insbesondere an der frischen Luft, hat einen großen Einfluss auf die Gesundheit. Durch die Bewegung wird das Blut in erhöhtem Maße durch den Körper gepumpt. Durch die erhöhte Zirkulation des Blutes wird mehr Sauerstoff im Körper transportiert. Daher ist es wichtig, dass sich besonders in der Pflege alter Menschen darum bemüht wird, sie weiterhin zu mobilisieren und dazu zu motivieren, sich, wenn möglich, selbst zu bewegen. 

Außerdem lockert Bewegung Körper und Geist, wodurch die Wahrscheinlichkeit einer Migräne gesenkt werden kann. Hierbei ist es allerdings enorm wichtig, dass sich die sportliche Betätigung auf ein adäquates Maß reduziert. Zu viel körperliche Belastung kann das genaue Gegenteil von dem bewirken, was erwünscht ist, wodurch die Migräne eher gefördert wird und die Chancen einer Attacke steigen. 

Ferner werden einigen Migränepatienten Migräneseminare empfohlen. Diese werden durch die Krankenkasse finanziert und in entsprechenden Kliniken angeboten. Die Betroffenen lernen hier den Umgang mit Migräneattacken und werden im Umgang mit den entsprechenden Medikamenten geschult. Auch lernen sie hier prophylaktische Maßnahmen kennen, wie zum Beispiel Entspannungstechniken.

Weitere Maßnahmen, um einem Migräneanfall vorbeugend entgegenzuwirken: 

  • Sonnenbrille bei starkem Sonnenschein
  • Mehrmonatige medikamentöse Prophylaxe
  • Ernährung (Käse, Südfrüchte, Schokolade und Rotwein sollte weitestgehend vermieden werden)

Typische Ursachen von Kopfschmerzen

Sowohl primäre als auch sekundäre Kopfschmerzen können eine Vielzahl von Ursachen haben. Daher ist es wichtig, dass bei jedem auftretenden Kopfschmerz ausreichend nach der Ursache geforscht wird. Das Auftreten primärer Kopfschmerzen ist teilweise unvermeidbar.

Insbesondere bei sekundären Kopfschmerzen ist es seitens der Medizin von Bedeutung, die Art des Schmerzes genau in den Blick zu nehmen und entsprechende Behandlungsmaßnahmen an den Patienten heranzuführen. Welche Ursachen bei welchem Patienten zugrunde liegen, kann pauschal nicht festgelegt werden. 

Ursachen für primäre Kopfschmerzen:

  • Übermäßiger Stress
  • Flüssigkeitsmangel
  • Rauchen und Alkohol
  • Schlecht belüftete Räume
  • Wetterumschwünge
  • Schlafmangel / unregelmäßigen Schlaf
  • Bei Frauen: Hormonschwankungen während des Zyklus

Ursachen für sekundäre Kopfschmerzen:

  • Kopf- und Halswirbelsäulenverletzungen (beispielsweise Gehirnerschütterung oder Schädel-Hirn-Trauma)
  • Entzündungen 
  • Virusinfektionen (beispielsweise Grippe)
  • Verminderte Sauerstoffaufnahmefähigkeit des Bluts (beispielsweise bei Asthma oder Bronchitis)
  • Bluthochdruck
  • Verspannungen insbesondere der Nackenmuskulatur
  • Unterzuckerung bei Diabetes
  • Schlaganfall 
  • Hirntumor (gilt als eine der seltensten Ursachen für Kopfschmerzen)
  • Medikamente (insbesondere zur Verhütung oder häufige Schmerzmitteleinnahme)

Risikofaktoren von Kopfschmerzen:

  • Schlafstörungen
  • Depressive Störungen
  • Angststörungen
  • Selbstmordgedanken, Selbstmordabsichten
  • Krankheitsanfälligkeit, schlechterer Gesundheitszustand
  • Beeinträchtigung und Belastung von Beziehungen
  • Arbeitseinschränkung, Arbeitsunfähigkeit, Arbeitsverlust
  • Eingeschränkte Lebensqualität 

Behandlung von Kopfschmerzen als Teil des Pflegealltags

Trotz der Tatsache, dass die Wahrscheinlichkeit, an akuten Kopfschmerzen zu leiden, mit zunehmendem Alter abnimmt, kommt dem Kopfschmerz in der Pflege ein nicht unerheblicher Anteil zu. Nimmt man insbesondere den sekundären Kopfschmerz in den Blick, wird dies verdeutlicht. Da ältere Menschen häufig an mehreren Erkrankungen leiden, die nicht selten mit Begleitsymptomen einhergehen, treten Kopfschmerzen auch im Alter weiterhin auf.

Eine genaue Ermittlung, um welche Art Kopfschmerz es sich handelt, ist enorm wichtig. Nur so kann eine adäquate Betreuung der Kopfschmerz-Patienten sichergestellt werden.