Akute und chronische Schmerzen: Expertenstandard in der Pflege

Akuten und chronischen Schmerzen muss man große Aufmerksamkeit schenken.
Eine junge Ärztin in blauem Kittel hat ihre Hände beruhigend auf den Arm und die Schulter eines Senioren gelegt. Der Senior trägt einen cremefarbenen Pullover und hält sich mit beiden Armen um den Bauch fest. Die beiden sitzen auf einem hellgrauen Sofa. Im Hintergrund ist die Wand dunkelgrün gestrichen und ein Holzregal mit Büchern ist zu erkennen.
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Inhaltsverzeichnis

Unter akuten Schmerzen leiden täglich unzählige Menschen. Aufgabe der Medizin ist es, den Schmerz durch Medikamente zu lindern. Bei den Beschwerden handelt es sich immer um ein Warnsignal des Körpers. Die Behandlung chronischer Schmerzen stellt eine deutlich größere Herausforderung dar. Hierbei ist es nicht möglich, den Schmerz vollständig zu beheben. Ein individuell zugeschnittener Therapieplan kann hier lediglich dazu dienen, die Schmerzen auf ein erträgliches Maß zu reduzieren.

Sowohl der Behandlung akuter als auch chronischer Beschwerden kommt innerhalb der Pflege große Bedeutung zu. Durch die Entwicklung unterschiedlicher Expertenstandards wurde die Durchführung der Therapiemaßnahmen verallgemeinert und vereinfacht.

Akute und chronische Schmerzen in der Pflege: Definition und Abgrenzung

Die Differenzierung unterschiedlicher Arten von Schmerz ist in der Pflege essenziell. Der Grund hierfür liegt zum einen darin, dass sich die Behandlungsmaßnahmen maßgeblich voneinander unterscheiden. Auch die Ziele der jeweiligen Therapien werden unterschiedlich definiert. Während akute Schmerzen innerhalb der Pflege schon immer eine Rolle gespielt haben, kommt chronischen Schmerzen erst seit einiger Zeit eine gezielte Bedeutung zu. 

Diese Infografik listet tabellarisch die Unterschiede zwischen Akuten und chronischen Schmerzen auf.
Wie häufig kommen akute und chronische Schmerzen vor?
Akute Schmerzen– Täglich leiden unzählige Menschen unter akuten Schmerzen

– Ursache: Schädigung des Gewebes durch Entzündungen, Verbrennungen, Schnittwunden, etc. 
Chronische Schmerzen– Ca. 8 – 16 Millionen Menschen leiden deutschlandweit an chronischen Schmerzen

– Häufigste Ursache: Erkrankungen des Bewegungsapparats, insbesondere Rückenschmerzen

– 50 % der Erkrankten geben an, dass chronische Beschwerden Einfluss auf ihr Arbeitsleben haben 

– 39 % der betroffenen Personen geben an, dass ihr Sozialleben durch Krankheit beeinflusst wird 

– Rund 6 – 8 % der Gesundheitskosten werden für die Behandlung chronischer Beschwerden ausgegeben
Statistik zu Schmerzen in Deutschland

Wie entstehen Schmerzen?

Akuter Schmerz entsteht durch die Reizung von Schmerzrezeptoren. Die Reize werden an das zentrale Nervensystem weitergeleitet, wodurch ein Schmerzsignal an das Gehirn gesendet wird. Akuter Schmerz ist ein Warnsignal des Körpers. Er tritt auf, wenn es innerhalb des Organismus zu Gewebeschäden kommt oder das Gewebe durch Entzündungen gereizt wird. 

Hinweis:

Bei akutem Schmerz handelt es sich um ein Symptom, nicht um eine eigenständige Krankheit. Akuter Schmerz hat dabei eine wichtige Funktion inne. Er weist uns darauf hin, dass etwas nicht stimmt. 

Chronische Schmerzen sind das Resultat unzureichend behandelter akuter Schmerzen. Die Lebensqualität der Betroffenen kann durch chronische Schmerzen langfristig negativ beeinflusst werden. Chronische Schmerzen beeinträchtigen in den meisten Fällen nicht ausschließlich den Körper. Durch die dauerhafte Belastung und die damit verbundenen Schmerzen wird auch der Alltag erheblich beeinflusst. Dementsprechend können chronische Erkrankungen auch Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben. Nicht selten sind Depressionen oder Angstzustände ein Resultat chronischer Schmerzen.

Unterscheidung: Akute und chronische Schmerzen

Akute SchmerzenChronische Schmerzen
Offensichtlicher und direkter Zusammenhang zu einer Gewebe- oder OrganschädigungCharakterisiert durch Multidimensionalität
Alarm- und SchutzfunktionEin nachvollziehbarer Zusammenhang zwischen dem Auslöser und dem Auftreten von Schmerz ist kaum noch herzustellen

Was sind Methoden und Maßnahmen zur Messung akuter und chronischer Schmerzen?

Um eine geeignete Therapie in die Wege zu leiten, ist die Kenntnis über den aktuellen Schmerzzustand des Patienten essenziell. Nur durch eine ausreichende Hinterfragung des Zustandes ist eine korrekte Dosierung der Medikamente möglich. Bei der Wahrnehmung von Schmerzen handelt es sich grundsätzlich um eine subjektive Einschätzung. Daher können Außenstehende nicht adäquat über den Zustand einer anderen Person urteilen. Umso wichtiger ist eine genaue Darstellung der Schmerzen durch den Patienten.  

Die Abfrage des Schmerzzustandes sollte im Verlauf der Therapie in regelmäßigen Abständen wiederholt werden. So kann nachvollzogen werden, inwiefern die Therapie anschlägt. Nur durch regelmäßige Kontrollen ist es möglich, die Behandlung zu optimieren und die Medikation entsprechend neu einzustellen. Auch etwaige Nebenwirkungen können so erkannt und dementsprechend umgangen werden.

Hinweis

Die Aufgabe der Ärzte und des Pflegepersonals liegt darin, die Patienten zu ermutigen, offen über ihre Schmerzen zu sprechen. Nur so kann eine individuell angepasste Therapie ermöglicht werden.

Schmerzermittlung durch die Verwendung von Skalen

Um einen Schmerzzustand besser einschätzen zu können, wurden innerhalb der letzten Jahre unterschiedliche Skalen entwickelt. Diese werden bei der Einschätzung von Schmerzen verwendet. Wichtig ist, den Patienten an die jeweilige Skala heranzuführen und die Verwendung in ausreichendem Maße zu erklären. Es muss sichergestellt sein, dass es zu keinen Missverständnissen und einer daraus folgenden falschen Therapiemaßnahme kommt.

Visuelle AnalogskalaDabei hat der Patient die Möglichkeit, seinen Schmerz auf einer Skala einzuordnen. Die Skala ist ausschließlich mit den Worten „kein Schmerz” an einem Ende und „unerträglicher Schmerz” am anderen Ende gekennzeichnet. Die Entscheidung wird nach Augenmaß gefällt.
Numerische EinschätzungsskalaDie numerische Skala ist mit den Werten eins bis zehn beschriftet. Eins entspricht keinem Schmerz, wobei zehn einen unerträglichen Schmerz darstellt. Durch die kontinuierliche Darstellung der Werte ist dem Patienten eine bessere Orientierung gegeben.
Verbale EinschätzungsskalaDie verbale Skala funktioniert durch das Beantworten einer Frage durch den Patienten, die durch das Pflegepersonal formuliert wird. Hier wird zwischen fünf Schmerzstufen unterschieden: kein Schmerz, leichter Schmerz, mäßiger Schmerz, starker Schmerz, stärkster (vorstellbarer) Schmerz.

Wichtig

Schmerzen lassen sich nicht mithilfe technischer Mittel messen. Es handelt es sich immer um ein subjektives Maß. 

Möglichkeiten der Schmerzermittlung

Ein Schmerzfragebogen ist während der Schmerzanamnese hilfreich. So ist sichergestellt, dass die Schmerzeinschätzung schriftlich festgehalten wird. Eine Bezugnahme wird so jeder Zeit möglich. Dem Patienten sollte die Verwendung der Fragebögen im Vorfeld in ausreichendem Umfang erklärt werden, sodass etwaige Unklarheiten beseitigt werden können. Welche Art des Fragebogens verwendet wird, sollte individuell entschieden werden. 

Möglichkeiten der Verschriftlichung der Schmerzabfragen:

  • Schmerz-Verlaufsprotokoll
  • Schmerz-Tagesprotokoll
  • Schmerz-Tagebuch

Tipp

Bei chronischen Schmerzen ist es grundsätzlich empfehlenswert, ein Schmerz-Tagebuch zu führen. So hat die betroffene Person einen besseren Überblick über den Zustand und die Entwicklung der Beschwerden

Die erste Schmerzanamnese ist unbedingt vor Therapiebeginn durchzuführen. So können etwaige Medikationen ermittelt werden. Weitere Schmerzabfragen sollten während der fortlaufenden Therapie unbedingt regelmäßig durchgeführt werden. Nur so kann der Fortschritt nachvollzogen und bei Bedarf Anpassungen vorgenommen werden.

Hinweis

Die Schmerzen des Patienten in regelmäßigen Intervallen zu erfassen ist für eine erfolgreiche Schmerztherapie unumgänglich.

Qualitätsmanagement in der Pflege: Expertenstandards zu Schmerzen

Um innerhalb der Pflege ein Qualitätsmanagement sicherstellen zu können, wurden die Expertenstandards entwickelt. Sie tragen zur Sicherung und Weiterentwicklung der Qualität in der Pflege bei. Grundlage der Expertenstandards bilden pflegewissenschaftliche Erkenntnisse und pflegepraktische Erfahrungen. Die Verwendung der entwickelten Leitlinien ist für alle Pflegeheime und Pflegedienste innerhalb Deutschlands verbindlich. 

Hinweis

Herausgeber der Expertenstandards ist das Deutsche Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP). Die Webseite des DNQP bietet weitere Informationen zu den Expertenstandards.

Für die Auseinandersetzung mit akuten und chronischen Schmerzen wurden zwei unterschiedliche Expertenstandards entwickelt. Während ursprünglich ausschließlich akute Beschwerden in den Mittelpunkt gestellt wurden, sind seit der letzten Aktualisierung auch Behandlungsmaßnahmen für chronische Schmerzen in den Leitlinien verankert. Zu diesem Entschluss kam es aufgrund der doch enormen Unterschiede mit Blick auf die Möglichkeiten der Behandlung und der dementsprechenden Durchführung. 

Durch die Differenzierung beider Fälle soll sichergestellt werden, dass jeder Patient, unter welchen Schmerzen er auch leidet, eine optimale Therapie ermöglicht bekommen soll. Jede Pflegefachkraft bekommt durch die im Expertenstandard festgehaltenen Leitlinien einen Handlungsfaden an die Hand, wie die Behandlungsmaßnahme durchgeführt werden soll. 

Um das Qualitätsmanagement in der Pflege sicherzustellen, ist es wichtig, dass alle Pflegekräfte optimal auf die Expertenstandards geschult werden, sodass eine Umsetzung problemlos durchgeführt werden kann. 

Diese Infografik listen den Expertenstandard für chronische Schmerzen auf.

Expertenstandard zu akutem Schmerz in der Pflege

Der Expertenstandard für akute Schmerzen wurde entwickelt, um Pflegefachkräfte bei der Behandlungsdurchführung zu unterstützen. Er bietet Leitlinien, anhand derer eine individuell zugeschnittene Therapie entwickelt werden soll. Da es sich bei Schmerzen um ein subjektives Empfinden handelt, gilt es, jede Behandlung speziell auf den Betroffenen zuzuschneiden. 

Zielsetzung des Expertenstandards akuter Schmerz in der Pflege

Das Ziel des Expertenstandards der Behandlung akuter Schmerzen liegt in dem Erreichen der absoluten Schmerzfreiheit. Diese soll durch eine individuell angefertigte Therapiemaßnahme erzielt werden. Die Behandlung der Schmerzen findet bis zu einem erträglichen Schmerzzustand durch die Verabreichung entsprechender Medikamente statt. Nachdem die Schmerzen reduziert oder komplett geheilt wurden, soll durch weitere nicht-medikamentöse Behandlungsmaßnahmen ein Wiederkehren der Schmerzen verhindert werden. 

Wer ist die Zielgruppe des Expertenstandards akuter Schmerz?

Die Leitlinien zur Behandlung akuter Schmerzen richten sich vor allem an Pflegefachkräfte. Sie wurden entwickelt, um unterstützend zu wirken und jedem Patienten die perfekte Therapie zu ermöglichen. Dementsprechend gehört jede Person, die unter akuten Schmerzen leidet, zu der Zielgruppe, die durch den Expertenstandard erreicht werden soll. Eine adäquate Umsetzung des Expertenstandard gilt es durch die Pflegekräfte zu garantieren. 

Schwerpunkte des Expertenstandards akuter Schmerz

Das Hauptaugenmerk bei der Behandlung akuter Schmerzen liegt in der möglichst zeitnahen Linderung der Schmerzen auf ein erträgliches Maß, sodass der Alltag des Patienten nicht eingeschränkt wird. Dementsprechend besteht die Hauptaufgabe darin, eine passende Behandlungsmaßnahme zu finden und diese möglichst schnell umzusetzen.

Den Expertenstandard akuter Schmerz anwenden: Schmerzassessment & Prozessschritte

AssessmentDer Expertenstandard hat das Vorgehen bei der Behandlung akuter Beschwerden durch Leitlinien vereinheitlicht. An erster Stelle steht ein Assessment. Dieses dient der aktuellen Schmerzeinschätzung und wird in regelmäßigen Abständen wiederholt. Durch dieses Vorgehen kann sichergestellt werden, dass die Behandlung auf individueller Basis stattfindet und nicht pauschal vollzogen wird.
Einleitung medikamentöser BehandlungsmaßnahmenNach der ersten Durchführung des Assessments und dem festgestellten Ausmaß an Beschwerden, werden medikamentöse Maßnahmen in die Wege geleitet. Diese erste Maßnahme soll bewirken, dass der Patient möglichst schnell von seinem akuten Schmerz befreit wird. Die Medikation wird, entsprechend der Schmerzentwicklung, in regelmäßigen Intervallen neu angepasst. Die Schmerzentwicklung behalten die Pflegefachkräfte durch die fortlaufenden Abfragen im Blick.
Übergang zu nicht-medikamentösen BehandlungsmaßnahmenSollte es zu schmerzmittelbedingten Nebenwirkungen kommen, werden diese durch regelmäßige Schmerzabfragen ans Tageslicht gebracht. Sobald die medikamentöse Behandlung ihre gewünschte Wirkung erzielt, werden weitere, nicht-medikamentöse Behandlungsmaßnahmen an den Patienten herangetragen. Auch den Angehörigen werden die entsprechenden Maßnahmen vorgestellt.
Kontrolle der BeschwerdefreiheitEs soll dem Patienten ermöglicht werden, nach Absetzen der Schmerzmittel weiterhin therapiert zu werden. Die Verwendung von Schmerzmitteln soll allerdings in den Hintergrund rücken, im Idealfall sogar gänzlich vermieden werden. Um eine ausreichende Auseinandersetzung mit den alternativen Maßnahmen zu garantieren, werden die Patienten und ihre Angehörigen vom Pflegepersonal und den Ärzten geschult. So kann eine entsprechende Aufklärung sichergestellt werden. 

Als Abschluss folgt die Evaluation der Maßnahmen. Dafür findet eine Kontrolle der Beschwerdefreiheit am jeweiligen Patienten statt, die Ergebnisse werden dokumentiert.

Hinweis

Werden die Prozessschritte zur Behandlung durch die Pflegefachkraft eingehalten, können individuell angepasste Therapiemaßnahmen entwickelt werden. 

Expertenstandard chronischer Schmerz in der Pflege

Mittlerweile spielt die Behandlung chronischer Krankheiten in der Pflege eine große Rolle. Waren es zuvor lediglich akute Erkrankungen, die beachtet wurden, findet seit einigen Jahren auch die Behandlung chronischer Beschwerden Platz. Eine erfolgreiche Behandlung chronischer Schmerzen leisten zu können, bedeutet viel Arbeit. Neben einem enormen Zeitaufwand ist auch entsprechendes Hintergrundwissen von zentraler Bedeutung. 

Damit für jeden Patienten eine bestmögliche Therapie entwickelt werden kann, hat sich in der Medizin der Expertenstandard etabliert. Im Zuge der letzten Aktualisierung des Expertenstandards wurden in dem Programm Leitlinien zur Behandlung chronischer Schmerzen integriert.

Definition des Expertenstandards chronischer Schmerz in der Pflege

Der Expertenstandard für chronische Schmerzen soll Pflegefachkräften helfen, für jeden Menschen mit chronischen Beschwerden einen idealen Behandlungsplan zu erstellen. Um dies zu ermöglichen, wurden Leitlinien entworfen, an denen sich die Pflegekräfte orientieren können. Durch eine spezielle Vorgehensweise soll jeder Betroffene im Rahmen seiner Möglichkeiten die perfekte Therapie ermöglicht bekommen. 

Zielsetzung des Expertenstandards chronischer Schmerz

Das Ziel des Expertenstandards liegt darin, jedem Patienten eine individuell angepasste Behandlung zu ermöglichen. Da chronische Schmerzen nicht vollständig behoben werden können, wird insbesondere das Ziel verfolgt, den Rahmen der Schmerzen auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Der Patient soll sich durch die Behandlungsmaßnahmen in einem für ihn akzeptablen Schmerzstadium befinden. 

Das Ziel jeder Behandlung chronischer Schmerzen wird zu Beginn der Therapie gemeinsam mit dem Patienten festgelegt. Der Betroffene formuliert hierbei, welche Faktoren für ihn eine akzeptable Schmerzsituation beschreiben. Meistens spielen Faktoren wie die Teilnahme an bestimmten Aktivitäten oder die Arbeitsfähigkeit eine große Rolle. Aber auch schmerzfreie Zeiträume können als Behandlungsziel formuliert werden. 

Es gibt bei der Behandlung chronischer Schmerzen keine pauschalen Ziele. Die Therapieziele sind immer völlig individuell und subjektiv. Aufgabe der Pflegefachkraft ist es, beratend und informierend zur Seite zu stehen. Es sollte sichergestellt sein, dass die formulierten Ziele erreichbar und möglichst risikoarm sind, sodass sie sich tatsächlich umsetzen lassen. 

Hinweis

Das ultimative Ziel der absoluten Schmerzfreiheit kann bei der Behandlung chronischer Schmerzen nur sehr selten erreicht werden. Hier liegt das Ziel darin, eine akzeptable Situation für den Patienten zu schaffen. 

Zielgruppe des Expertenstandards chronischer Schmerz

Der Expertenstandard chronischer Schmerz richtet sich an alle Pflegefachkräfte, die mit chronisch erkrankten Patienten arbeiten. Der entwickelte Leitfaden soll als Orientierungshilfe dienen, um für jeden Patienten eine möglichst erfolgreiche, individuelle Behandlungsmaßnahme zu entwickeln. Dementsprechend zählen nicht nur Pflegekräfte zur Zielgruppe, sondern auch alle von chronischen Beschwerden Betroffenen. 

Was sind die Schwerpunkte des Expertenstandards chronischer Schmerz?

Der Expertenstandard hat sich den Schwerpunkt gelegt, Menschen mit chronischen Beschwerden ein möglichst schmerzfreies Leben zu ermöglichen. Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Erreichen eines stabilen und akzeptablen Schmerzzustandes. Um einen Fortschritt erkennen zu können, ist eine enge Zusammenarbeit mit der betroffenen Person zwingend notwendig. Nur durch ihr regelmäßiges Feedback können die Pflegefachkräfte über den gesundheitlichen Zustand der Person urteilen und mögliche Änderungen im Therapieplan vornehmen. 

Anwendung des Expertenstandards chronischer Schmerz

Die Anwendung des Expertenstandards für die Behandlung chronischer Schmerzen sieht eine allgemeine Vorgehensweise vor, anhand derer sich die Pflegefachkräfte orientieren sollen. Sie dient dazu, den Behandlungsprozess zu optimieren und jedem Patienten eine individuelle Therapie zu ermöglichen. 

AssessmentBeim Assessment geht es darum, die aktuelle Schmerzsituation der betroffenen Person zu ermitteln. Die Pflegefachkraft bekommt durch ein differenziertes Assessment einen Gesamtüberblick über die Schmerzsituation des Patienten. Ein gut durchgeführtes Assessment dient als Grundlage für eine erfolgreiche Therapiemaßnahme.  
TherapieplanBevor es zur Medikation kommt, wird der Therapieplan im Detail ausgearbeitet. Begründet wird diese Vorgehensweise damit, dass die Behandlung chronischer Erkrankungen einen deutlich komplexeren Vorgang darstellt als die Behandlung akuter Schmerzen. Dementsprechend notwendig ist eine gute Planung.



Die Maßnahme einer Therapie chronischer Beschwerden bedeutet immer einen großen Aufwand. Innerhalb dieser Behandlung arbeiten unterschiedliche Fachdisziplinen gemeinsam. Die Arbeitsprozesse müssen entsprechend aufeinander abgestimmt sein. Dies erfordert sowohl einen größeren Zeitaufwand als auch mehr Organisation.
Besprechung der TherapiemaßnahmenDass Patienten über ihre Krankheit aufgeklärt sind, ist von Bedeutung. Bei der Aufklärung geht es nicht nur um die Symptome der entsprechenden Erkrankung, sondern auch um die Diversität der möglichen Behandlungsmaßnahmen. Die Aufklärung findet durch speziell geschultes Pflegepersonal statt. Eine Auseinandersetzung mit möglichen Therapiemaßnahmen ist ebenfalls wichtig. Der Betroffene sollte zu keiner Zeit den Eindruck haben, über die Möglichkeiten seiner Behandlung nicht ausreichend aufgeklärt zu sein.
Einleitung der BehandlungErst nach vollständiger Beratung wird die tatsächliche Behandlung eingeleitet. Ob es sich hierbei am Ende um eine medikamentöse oder nicht-medikamentöse Therapie handelt, ist von den vorher geführten Gesprächen abhängig. Es ist jederzeit darauf Acht zu geben, dass für jeden Patienten individuell die besten Möglichkeiten ausgelotet werden.
Feedback und ggf. Anpassungen des TherapieplansRegelmäßige Verlaufskontrollen dienen dazu, Anpassungen an den Therapieplan vorzunehmen. Die in regelmäßigen Intervallen durchgeführten Kontrollen dienen auch dem Pflegepersonal als Feedback. Nur anhand von Überprüfungen ist es möglich, ideale Fortschritte zu erzielen. 

Wichtig

Ein ständiger Austausch der Fachdisziplinen muss für eine erfolgreiche Therapie unbedingt gewährleistet sein.

Diese Infografik listet tabellarisch den Unterschied im Expertenstandard bei akuten und chronischen Schmerzen auf.

Schmerzen von Demenzpatienten: Welche Besonderheiten müssen beachtet werden?

Die Beurteilung der Schmerzen von Demenzpatienten stellt Ärzte und Pflegefachkräfte nicht selten vor Herausforderungen. Häufig liegt das Grundproblem schon darin, zu ermitteln, ob die betroffene Person überhaupt Schmerzen empfindet. Während Demenzpatienten zu Beginn ihrer Erkrankung noch im Stande sind, sich klar zu äußern und die Beschwerden zu lokalisieren, ist dies bei fortschreitender Krankheit nicht mehr möglich.

Hinweis

Ist eine Lokalisierung des Schmerzes nicht möglich, greifen die Ärzte häufig auf die Schmerzbiografie des Patienten zurück.

Das Empfinden von Schmerzen äußert sich bei Demenzpatienten häufig in anderem Ausmaß und in anderen Symptomen als bei Schmerzpatienten. Häufig können Appetitlosigkeit, Schlaflosigkeit aber auch Ruhelosigkeit ein Anzeichen für Schmerzen sein. Mediziner und Pfleger sind in solchen Fällen auf die Unterstützung der Angehörigen angewiesen. 

Durch eine Fremdanamnese kann das Verhalten des Demenzpatienten beurteilt und eingestuft werden. Hier ist es Aufgabe der Angehörigen, darüber zu urteilen, ob sich das Verhalten verändert hat. Aufgabe der Ärzte und Pflegekräfte ist es dann, die Ursache der Verhaltensänderung ausfindig zu machen. 

Expertenstandard „Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz”

Das Deutsche Netzwerk zu Qualitätssicherung in der Pflege (DNQP) hat 2017 einen neuen Expertenstandard zur “Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz” entwickelt. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf demenzerkrankten Personen. Insbesondere die Beziehungsgestaltung und -förderung rückt hierbei in den Fokus. Beim Expertenstandard für Demenzpatienten handelt es sich um eine person-zentrierte Pflege. 

Die Anwendung des Expertenstandards findet anhand von fünf Arbeitsschritten statt. Diese haben die Stärkung subjektiver Bedürfnisse zum Ziel. Auch die Position der Menschen mit Demenz sowie ihre Selbststeuerungsfähigkeit sollen durch die Behandlungsmaßnahme gestärkt werden. Bei der Behandlung von Demenzpatienten sollte dieser Leitfaden zur Unterstützung herangezogen und ein Austausch mit Spezialisten durchgeführt werden. 

Schmerzen bei Demenzpatienten

Alle Informationen rund um Schmerzmanagement bei Demenzpatienten haben wir hier für Sie aufbereitet.

Wie können akute und chronische Schmerzen in der Pflege verhindert werden?

Akute Schmerzen können nicht verhindert, sondern nur vorgebeugt werden. Begründen lässt sich dies mit der Tatsache, dass es sich bei akuten Schmerzen zu jeder Zeit um ein Warnsignal des Körpers handelt, das auf Verletzung des Gewebes hindeutet. 

Hinweis

Es ist wichtig, dass akute Schmerzen gleich zu Beginn des Auftretens behandelt werden. Dies beugt chronischen Beschwerden vor.

Beim Auftreten akuter Schmerzen wichtig, dass bei der medikamentösen Behandlung auf mögliche Unverträglichkeiten geachtet und bei der Entwicklung von Nebenwirkungen sofort eingegriffen wird. Nur so ist es möglich, weitere Schädigungen des Gewebes zu verhindern.

Chronischen Schmerzen kann durch eine ausreichende Behandlung akuter Beschwerden entgegengewirkt werden. Wird ein Schmerz in seinen Anfängen bekämpft, ist eine Ausbildung des Schmerzgedächtnisses nicht möglich. Hierzu kommt es nur dann, wenn ein Schmerz über einen längeren Zeitraum vorliegt und die Lebensqualität des Patienten negativ beeinflusst.

Fazit zu akuten und chronischen Schmerzen in der Pflege

Sowohl akute als auch chronische Schmerzen treten innerhalb der Gesellschaft vermehrt auf. Während sich die einen kaum vermeiden lassen, kann den anderen in den meisten Fälle aktiv entgegengewirkt werden. Es ist von enormer Bedeutung, dass jeder Schmerz ernst genommen wird. Seitens der Medizin muss unbedingt darauf geachtet werden, dass jedem Patienten eine individuelle Behandlung ermöglicht wird. Findet keine adäquate Therapie statt, kann es zu schwerwiegenden Folgen kommen.