Parenterale Ernährung bei Senioren: Definition, Anwendung und praktische Aspekte der künstlichen Ernährung

Das Bild zeigt eine Nahaufnahme eines medizinischen Geräts mit mehreren Glasflaschen gefüllt mit flüssiger Nahrung. Eine Pflegekraft mit Einmalhandschuhen bereitet eine Infusion zur parenteralen Ernährung vor.
In einem Labor wird parenterale Ernährung zubereitet. © MJ
Inhaltsverzeichnis

Die Parenterale Ernährung spielt eine wichtige Rolle in der Versorgung älterer Menschen, die Schwierigkeiten haben, ausreichend Nährstoffe über die normale Nahrung aufzunehmen. Bei bestimmten Erkrankungen oder Einschränkungen kann die parenterale Ernährung lebensrettend sein und den Ernährungszustand verbessern. In diesem Artikel werden wir die Bedeutung der Parenteralen Ernährung bei Senioren genauer untersuchen und Pflegefachkräfte in ihrer Versorgung im Ernährungsmanagement unterstützen.

Definition von Parenteraler Ernährung:

Die Parenterale Ernährung bezeichnet eine Form der künstlichen Ernährung, bei der Nährstoffe direkt über die Blutbahn zugeführt werden. Im Gegensatz zur enteralen Ernährung, bei der die Nahrung über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen wird, umgeht die parenterale Ernährung den Verdauungstrakt und versorgt den Körper direkt mit essentiellen Nährstoffen. Sie unterscheidet sich hierbei von oraler Ernährung und Trinknahrung.

Unterschied zur enteralen Ernährung:

Die enteralen und parenteralen Ernährungsmethoden unterscheiden sich in der Art und Weise, wie die Nahrung in den Körper gelangt. Während bei der enteralen Ernährung Nahrung über den Mund oder eine Sonde in den Magen-Darm-Trakt gegeben wird, wird bei der parenteralen Ernährung eine spezielle Lösung mit Nährstoffen direkt in eine Vene (intravenös) oder unter die Haut (subkutan) verabreicht.

Vergleich der beiden Ernährungsmethoden: Vor- und Nachteile

Parenterale ErnährungEnteral Ernährung
Vorteile:Vorteile:
– Direkte Versorgung mit Nährstoffen ohne Verdauungstrakt– Natürlicher Weg der Nahrungsaufnahme
– Möglichkeit der individuellen Anpassung der Nährstoffzusammensetzung– Unterstützung der Darmfunktion
– Einsatzmöglichkeit bei schweren Schluckstörungen oder Darmfunktionsstörungen– Erhaltung der physiologischen Verdauungsprozesse
  
Nachteile:Nachteile:
– Eingriff in die Blutbahn mit möglichen Infektionsrisiken– Abhängigkeit von einem funktionsfähigen Verdauungstrakt
– Erfordert medizinisches Fachwissen und Überwachung– Schwierigkeiten bei Schluckstörungen oder Bewusstseinsverlust
– Höheres Risiko für Komplikationen wie Infektionen oder Stoffwechselstörungen– Unzureichende Nährstoffaufnahme bei Magen-Darm-Problemen

Formen und Bestandteile der Parenteralen Ernährung

Die Parenterale Ernährung kann in verschiedenen Formen angewendet werden, abhängig von den spezifischen Bedürfnissen und Anforderungen des Patienten. Hier ist ein Überblick über die gängigsten Formen der Parenteralen Ernährung:

Totale parenterale Ernährung (TPN):

  • Bei der TPN werden alle benötigten Nährstoffe, einschließlich Kohlenhydrate, Proteine, Fette, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente, in einer speziellen Lösung kombiniert.
  • Die Zusammensetzung der TPN-Lösung wird individuell auf den Patienten abgestimmt, unter Berücksichtigung seines Ernährungsbedarfs, seiner körperlichen Verfassung und seiner spezifischen Krankheitszustände.

Partial parenterale Ernährung (PPN):

  • Die PPN wird eingesetzt, wenn eine ergänzende parenterale Ernährung notwendig ist, aber der Hauptteil der Nahrung über den Verdauungstrakt aufgenommen wird.
  • Die PPN-Lösung enthält in der Regel eine begrenzte Menge an Nährstoffen und wird in niedrigerer Konzentration verabreicht als die TPN-Lösung.

Zusammensetzung der Nährstoffe und Flüssigkeiten in der Parenteralen Ernährung

HauptbestandteileFunktion
KohlenhydrateHauptenergiequelle; in Form von Glukose in die Lösung aufgenommen
ProteineAufbau und Reparatur von Gewebe; als Aminosäuren in die Lösung aufgenommen
FetteEnergiequelle, Lieferung von fettlöslichen Vitaminen; in Form von Fettsäureestern oder Lipiden
Vitamine, Mineralstoffe und SpurenelementeDeckung des Bedarfs und Vorbeugung von Mangelzuständen
ElektrolyteAufrechterhaltung des Flüssigkeits- und Elektrolythaushalts

Methoden der Parenteralen Applikation: Schritt für Schritt-Anleitung

1.Vorbereitung:

  • Stellen Sie sicher, dass Sie über die richtigen Materialien und Geräte verfügen, einschließlich einer Parenteralen Ernährungslösung, Infusionsbesteck (inklusive Tropfkammer, Infusionsflasche oder Beutel), Spritzen, steriler Alkohol, sterile Handschuhe und sterile Kompressen.
  • Waschen Sie Ihre Hände gründlich und ziehen Sie sterile Handschuhe an, um eine sterile Umgebung zu gewährleisten.

2. Überprüfung der Lösung:

  • Überprüfen Sie die Parenterale Ernährungslösung auf Richtigkeit, Integrität und Verfallsdatum.
  • Stellen Sie sicher, dass die Lösung klar und frei von Schwebeteilchen oder Verunreinigungen ist.

3. Vorbereitung des Patienten:

  • Bereiten Sie den Patienten vor, indem Sie ihn über den Vorgang informieren und eventuelle Fragen oder Bedenken klären.
  • Bringen Sie den Patienten in eine bequeme und stabile Position, vorzugsweise in Rückenlage oder in einer aufrechten Position.

4. Vorbereitung der Injektionsstelle:

  • Wählen Sie eine geeignete Injektionsstelle, wie zum Beispiel die Vene am Handrücken oder Unterarm.
  • Reinigen Sie die Injektionsstelle gründlich mit steriler Alkohollösung und lassen Sie sie trocknen.

5. Vorbereitung des Infusionsbestecks:

  • Öffnen Sie das Infusionsbesteck und befestigen Sie es gemäß den Anweisungen des Herstellers an der Parenteralen Ernährungslösung.
  • Stellen Sie sicher, dass alle Verbindungen fest und sicher sind.

6. Vorbereitung der Spritze:

  • Entfernen Sie die Schutzkappe von der Spritze und ziehen Sie die erforderliche Menge der Parenteralen Ernährungslösung auf.

7. Injektion der Lösung:

  • Halten Sie die Spritze mit einer Hand fest und stechen Sie mit der anderen Hand vorsichtig in die Injektionsstelle ein.
  • Überprüfen Sie den korrekten Blutrückfluss in das Infusionsbesteck und stellen Sie sicher, dass keine Anzeichen von Venenirritation oder Extravasation vorliegen.
  • Injizieren Sie die Parenterale Ernährungslösung langsam und gleichmäßig gemäß den Anweisungen des Herstellers.

8. Überwachung und Dokumentation:

  • Überwachen Sie den Patienten während der Applikation auf mögliche Komplikationen wie Infektionen, allergische Reaktionen oder Unverträglichkeiten.
  • Dokumentieren Sie sorgfältig den Vorgang, die verabreichte Menge, die Reaktion des Patienten und eventuelle Beobachtungen.

9. Nachsorge:

  • Stellen Sie sicher, dass der Patient bequem und stabil ist und sich gut fühlt.
  • Entsorgen Sie das gebrauchte Infusionsbesteck und andere verwendete Materialien gemäß den geltenden Vorschriften.

Was sind typische Indikatoren für Parenterale Ernährung?

Mangelernährung oder ungewollter Gewichtsverlust:

  • Signifikanter Gewichtsverlust trotz angemessener Nahrungsaufnahme oder Anzeichen von Mangelernährung, wie z. B. Muskelabbau, trockene Haut oder reduzierte körperliche Leistungsfähigkeit.

Schluckstörungen (Dysphagie):

  • Schwierigkeiten beim Schlucken von Nahrung aufgrund von neurologischen Erkrankungen, Schlaganfall, Tumoren oder anderen Erkrankungen des Verdauungstrakts.

Kau- und Schluckbeschwerden:

  • Schwierigkeiten beim Kauen oder Schlucken von festen Lebensmitteln aufgrund von Zahnproblemen, Kieferverletzungen oder anderen physischen Einschränkungen.

Eingeschränkte Nahrungsaufnahme aufgrund von Krankheit oder Appetitlosigkeit:

  • Verlust des Appetits oder fehlendes Interesse an Nahrung aufgrund von Erkrankungen wie Krebs, chronischen Entzündungen oder anderen medizinischen Bedingungen.

Erhöhter Nährstoffbedarf aufgrund von besonderen Umständen:

  • Situationen, in denen der Körper einen erhöhten Bedarf an Nährstoffen hat, wie z. B. bei schweren Verbrennungen, starkem Gewichtsverlust, Wundheilung oder bestimmten medizinischen Behandlungen.

Beobachtung und Bewertung des Ernährungszustands bei Pflegekunden (Checkliste)

Pflegefachkräfte spielen eine wichtige Rolle bei der Beobachtung und Bewertung des Ernährungszustands ihrer Pflegekunden. Hier sind einige Aspekte, die bei der Beurteilung des Ernährungszustands berücksichtigt werden sollten:

  • Gewichtsveränderungen: – Regelmäßige Gewichtskontrolle – Dokumentation von Gewichtszunahme oder -abnahme
  • Körperliche Verfassung: – Beobachtung von Muskelabbau – Beurteilung des Hautzustands (trockene Haut, Schleimhautveränderungen) – Bewertung der Wundheilung
  • Laborwerte: – Überwachung von relevanten Blutwerten wie Albumin, Präalbumin, Elektrolyten und anderen Parametern – Dokumentation von Abweichungen oder Mangelzuständen
  • Essverhalten und Nahrungsaufnahme: – Beobachtung des Appetits und der Nahrungsmenge, die der Pflegekunde konsumiert – Feststellung von Schluckbeschwerden oder Kau- und Schluckproblemen – Überwachung von Veränderungen im Essverhalten
  • Flüssigkeitszufuhr: – Bewertung der Flüssigkeitsaufnahme des Pflegekunden – Überprüfung von Anzeichen von Dehydratation oder Flüssigkeitsüberschuss
  • Zusammenarbeit mit dem interdisziplinären Team: – Austausch mit Ernährungsspezialisten, Ärzten und anderen Fachkräften über den Ernährungszustand des Pflegekunden – Abstimmung von Maßnahmen zur Optimierung der Ernährung
  • Dokumentation: – Sorgfältige Dokumentation aller Beobachtungen, Messwerte und Veränderungen im Ernährungszustand – Regelmäßige Aktualisierung der Informationen zur Überwachung des Fortschritts

Eine regelmäßige Beobachtung und Bewertung des Ernährungszustands ist entscheidend, um den Bedarf an Parenteraler Ernährung zu erkennen und die optimale Ernährungsversorgung für Pflegekunden sicherzustellen.