Beziehungsgestaltung in der Pflege von Demenzpatienten

Demenzerkrankungen stellen Beziehungen vor große Herausforderungen.
Inhaltsverzeichnis

Eine Demenzerkrankung bringt tiefgreifende Veränderungen für den Betroffenen, seine Angehörigen und Freunde mit sich. Die Krankheit beeinträchtigt nicht nur das Gedächtnis, sondern auch die Interaktion und Kommunikation. Da die emotionale Wahrnehmung bei Patienten mit Demenz aber erhalten bleibt, können Pflegekräfte durch gezielte Beziehungsgestaltung für mehr Lebensqualität sorgen. 

Was versteht man unter Beziehungsgestaltung?

Der Mensch ist ein Beziehungswesen, das Kontakt zu anderen Menschen braucht. Zwischenmenschliche Beziehung sind für pflegebedürftige oder kranke Menschen oft noch wichtiger als für gesunde Menschen. Sie fühlen sich häufig einsam, alleingelassen und verzweifelt.

Eine gezielte Beziehungsgestaltung kann helfen, Ihren Patienten mehr emotionale Stabilität und Zufriedenheit zu verschaffen. Haben Erkrankte eine emotionale Bindung zu Ihnen und sehen Sie vielleicht sogar als Bezugsperson, kann das die Pflege und den Gesundheitszustand positiv beeinflussen.

Nicht nur die Beziehung zwischen Pfleger und Patient steht bei der Beziehungsgestaltung im Fokus – auch die Beziehung zu anderen Menschen sollte teil davon sein. Ob die Familie, Freunde oder andere Heimbewohner – Beziehungen tuen Menschen in der Regel gut und sollten von Ihnen gefördert werden.

Bei der Beziehungsgestaltung steht im Vordergrund, wie ein Mensch Beziehungen zu anderen Personen aufbaut und beibehält. Zieht ein neuer Bewohner in eine Pflegeeinrichtung, kennt er dort häufig noch niemanden. Dann ist es besonders wichtig, dass Sie aktiv in die Beziehungsgestaltung eingreifen und für anfängliche Kontakte sorgen.

Im Verlauf soll dann gefördert werden, dass die Beziehungen intensiviert werden und sich im besten Fall zu richtigen Freundschaften entwickeln. Auch bereits bestehende Beziehungen, beispielsweise zu langjährigen Nachbarn oder alten Arbeitskollegen, sollen durch die Beziehungsgestaltung erhalten bleiben.

Warum ist Beziehungsgestaltung wichtig?

Der Mensch ist ein soziales Wesen und braucht Umgang mit anderen Menschen, um ein emotional erfülltes Leben zu führen. Beziehungen zu anderen Personen sind essenziell für Gesundheit und Zufriedenheit.

Das gilt auch für Menschen, die an Demenz leiden. Die Krankheit ist weit verbreitet und betrifft, vor dem Hintergrund, dass die Menschen immer älter werden, zunehmend mehr Personen. Um sie nicht nur körperlich, sondern auch emotional bestmöglich zu pflegen, darf auch die Beziehungsgestaltung bei der Pflege nicht aus den Augen gelassen werden.

Die Demenz beeinträchtigt die kognitiven Fähigkeiten und kann teilweise schwere Beeinträchtigungen des Gedächtnisses hervorrufen. Die emotionale Wahrnehmung bleibt aber dennoch erhalten. Auch wenn Sie den Eindruck haben, dass ein Patient stark verwirrt ist und die Gedächtnisleistung fast vollständig geschädigt wurde, braucht er emotionale Beziehungen zu anderen Menschen.

Dadurch entstehen positive Gefühle, die sich fördernd auf die Lebensqualität des Patienten auswirken.

Eine Demenzerkrankung ruft auch häufig Angst, Paranoia und Wahnvorstellungen hervor. Für Außenstehende sind diese heftigen Empfindungen oft nicht nachzuvollziehen. In solchen Momenten ist es umso wichtiger, dass der Patient Beziehungen zu anderen Menschen hat. Sie geben ihm Sicherheit, können die Angst lindern und ihn in Extremsituationen beruhigen.

Expertenstandard Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz

Das Deutsche Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege, kurz DNQP, hat den Expertenstandard Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz erstellt. Er soll Pflegekräften Empfehlungen und Anleitungen geben, die die Beziehungsgestaltung mit Demenzpatienten erleichtern. Auch der korrekte Umgang mit den Angehörigen eines Demenzpatienten werden thematisiert.

Die Expertenstandards des DNQP sollen die Grundlage für eine kontinuierlich verbesserte Qualität der Pflege in Deutschland bilden. Sie werden von einem Zusammenschluss von Fachleuten aus ganz Deutschland ausgearbeitet und verfasst.

Ein wichtiger Punkt dieses Expertenstandards ist, dass eine personenzentrierte Pflege von Demenzpatienten gefordert wird. Der Mensch, sein Charakter und seine Persönlichkeit sollen dabei im Fokus stehen und nicht die Demenzerkrankung.

Was ist die Zielsetzung des Expertenstandards„Beziehungsgestaltung” ?

Der Expertenstandard fordert, dass die Beziehungsgestaltung von Akzeptanz, Vertrauen und Respekt geprägt sein sollte. Unterschiede zwischen Patient und Pflegekraft sollen außer Acht gelassen und hingenommen werden. Wichtig ist, dass Sie eine Gemeinschaft bilden, in der auch der Demenzkranke akzeptiert wird und sich wohlfühlt.

Das stellt oftmals ein Problem da, da es vielen Menschen schwerfällt, mit den Auswirkungen der Demenz umzugehen. Das kann sich zum einen in Pflegeeinrichtungen zeigen, in denen Menschen mit Demenz und ohne Demenz zusammenleben. Wer von der Krankheit nicht betroffen ist, hat häufig Schwierigkeiten im Umgang mit Demenzkranken und hält eher Abstand zu ihnen.

Zum anderen können solche Schwierigkeiten auch im sozialen Umfeld des Demenzpatienten auftreten. Etwa wenn langjährige Freunde sich abwenden, weil sie mit den Auswirkungen der Demenz nicht zurechtkommen. Im schlimmsten Fall wendet sich sogar die Familie ab, weil sie mit der Erkrankung nicht umgehen kann.

Der Expertenstandard fordert also, dass Pflegekräfte sich dafür einsetzen, dass ihre Patienten sich einer Gemeinschaft zugehörig fühlen und nicht das Gefühl haben, auf Grund ihrer Krankheit ausgeschlossen zu werden.

Sie fühlen sich nicht mehr als vollwertiges und gleichberechtigtes Mitglied der Gesellschaft. Nicht der Mensch als Person wird von anderen wahrgenommen, sondern nur seine Krankheit, die Vergesslichkeit und seine Hilflosigkeit.

Pflegekräfte laufen leicht Gefahr, ebenfalls in diese Haltung zu verfallen und sich bei ihrer Pflege hauptsächlich darauf fokussieren, Verhaltensstörungen zu unterbinden und sie zu einem „normalen“ Sozialverhalten zu drängen.

Dabei stehen dann aber die Erwartungen unserer heutigen Gesellschaft im Vordergrund und nicht die Bedürfnisse und Wünsche des Patienten. Der Expertenstandard fordert daher, dass Pflegekräfte Demenzpatienten als gleichberechtigt wahrnehmen und sie so zu akzeptieren und anzuerkennen, wie sie sind.

Der Demenzpatient fühlt sich dadurch verstanden und angenommen. Sie fördern dadurch außerdem die Beibehaltung der Persönlichkeit des Patienten.

Diese Kompetenz sollen Pflegekräfte dann auch an andere Personen vermitteln. Angehörige und andere Menschen aus dem sozialen Umfeld des Patienten sollen ebenfalls lernen, Akzeptanz und Anerkennung für den Demenzkranken zu zeigen.

Eine Infografik über die Zielsetzung des Expertenstandards in der Beziehungsgestaltung von Senioren.

Was sind die fünf Ebenen des Expertenstandards „Beziehungsgestaltung”?

Der Expertenstandard richtet sich mit einet Anleitung an Pflegekräfte, die sie bei der Beziehungsgestaltung unterstützen soll. Dieses 5-Stufenprogramm schlägt folgende Schritte, genannt Ebenen, vor:

Ebene 1: Situationseinschätzung

  • Sie haben eine positive Grundhaltung demenziell veränderten Pflegekunden gegenüber.
  • Sie wissen, welche individuelle Unterstützung jeder demenziell veränderte Pflegekunde benötigt.
  • Sie erkennen die Anzeichen einer demenziellen Veränderung.

Ebene 2: Planung

  • Sie lernen die Bedürfnisse des jeweiligen Pflegekunden kennen.
  • Darauf basierend erstellen Sie einen auf die Person ausgerichtete Maßnahmenplanung.

Ebene 3: Angehörige

  • Sie beraten Angehörige.
  • Sie beziehen Angehörige mit ein.

Ebene 4: Umsetzung

  • Sie setzen die geplanten Maßnahmen um.

Ebene 5: Auswertung

  • Sie beobachten das Wohlbefinden Ihres Pflegekunden.
  • Falls Sie bei der demenziell veränderten Person Unbehagen bemerken, versuchen Sie, den Grund herauszufinden, und passen Sie Ihre Maßnahmen entsprechend an.

Wie funktioniert die Umsetzung des Expertenstandards „Beziehungsgestaltung”?

Demenzkranke verlieren nach und nach die Fähigkeit, sich zu orientieren, Informationen zu verstehen und einzuschätzen. Mit anderen Worten: Sie verstehen sich selbst und ihre Umwelt nicht mehr. Dies kann schnell zu ungewöhnlichen Verhaltensweisen und Konflikten mit der Umgebung führen.

Nach den Vorgaben des Expertenstandards sollen Sie ihm in dieser Situation Sicherheit und Halt bieten. Dies gelingt Ihnen am besten, wenn Sie erkennen, welche Unterstützung Ihr demenzerkrankter Patient benötigt. Hierzu finden Sie im Folgenden einen kurzen Überblick zu den einzelnen Verlaufsphasen einer Demenzerkrankung und den jeweils passenden Maßnahmen.

Eine Infografik über die Umsetzung des Expertenstandards in der Beziehungsgestaltung bei Senioren.

1. Stadium: leichte Demenz

Zu Beginn der Erkrankung ist das Erinnerungsvermögen nur punktuell beeinträchtigt. Betroffene sind in diese Frühphase keineswegs komplett hilflos, sondern die Alltagsbewältigung gelingt ihnen weitgehend selbstständig und der Hilfebedarf beschränkt sich auf anspruchsvollere Aufgaben wie Geldangelegenheiten oder den Umgang mit Ämtern.

Der oberste Grundsatz lautet: Achten Sie die Selbstbestimmung. Nehmen Sie die Person unbedingt ernst und respektieren Sie die Selbstbestimmung. Fördern Sie eigenständige Aktivität und bleiben Sie tolerant. Wichtig ist, dass Sie und auch Angehörige Ihrer Patienten in möglichst viele Alltagsaktivitäten einbinden und überlegen, wie eine Handlung gestaltet sein muss, damit er sie selbst erledigen kann.

Wenn Ihr Patient selbst nicht mehr weiterweiß, leiten Sie ihn vorsichtig an, ohne ihn zu bevormunden, etwa bei der Körperpflege, bei Alltagsaktivitäten oder Beschäftigungsangeboten.

Hinweis

Sie sind rechtlich dazu verpflichtet, die Selbstbestimmung Ihrer Patienten zu wahren. Äußert ein Patient, dass er etwas nicht tuen möchte, müssen Sie dies akzeptieren. Auch wenn ein Mensch an Demenz erkrankt ist, dürfen Sie nicht gegen seinen Willen handeln.

2. Stadium: mittelschwere Demenz

Ihr Patient kann sich Neues immer schlechter merken. Er lässt sich leicht ablenken und kann sich nur noch über kurze Phasen hinweg konzentrieren. Alltagsaktivitäten kann er nicht mehr ohne Hilfe ausführen. Die Einsichtsfähigkeit (auch in die Erkrankung) lässt nach. Er verkennt häufig optische und akustische Umgebungsreize, d. h., er erkennt sie nicht und interpretiert sie falsch.

Unterstreichen Sie Ihre Worte immer durch Gestik und Mimik. Dies kann leichter und länger verstanden werden als Sprache. Akzeptieren Sie Verhaltensauffälligkeiten. Behalten Sie einen möglichst gleichförmigen Tagesablauf bei. Wandeln Sie ihn aber ab, wenn Sie bemerken, dass Ihr Patient gerade in diesem Moment andere Bedürfnisse hat.

Tipp

Bleiben Sie gelassen. Nehmen Sie das Verhalten des Patienten hin und machen Ihn nicht auf sein möglicherweise seltsames Verhalten aufmerksam.

3. Stadium: schwere Demenz

Ihr Patient hat kaum Erinnerungen, auch nicht an ganz frühe Lebensphasen. Das Sprachvermögen erlischt bis auf das Wiederholen einzelner Worte und Phrasen. Er kann Bedürfnisse und Schmerzen nicht mehr benennen und ist abhängig davon, dass Sie als Pflegefachkraft diese erkennen.

Er versteht zunächst noch Körpersprache, später reduziert sich dieses Verständnis auf die Mimik. Er benötigt Hilfestellung in allen Lebensbereichen, verkennt aber teilweise Ihre Absicht und könnte daher Ihre Hilfestellung manchmal sogar als Bedrohung empfinden.

Eine besondere Herausforderung in der Pflege besteht darin, Begleitrisiken durch Prophylaxen zu vermeiden, etwa Kontrakturen, Pneumonie, Dekubitus, Thrombose oder Exsikkose.

Die demenzerkrankte Person kann durch ihre verminderte Mobilität nicht mehr gezielt nach Reizen suchen oder Unangenehmes ausblenden. Daher ist es notwendig, dass Sie Reizüberflutung vermeiden und gezielt Sinnesanregungen anbieten. Achten Sie verstärkt auf nonverbale Signale Ihres Patienten, wie etwa Lächeln, weites Öffnen der Augen oder die Körperspannung.

Tipp

Vermeiden Sie Reizüberflutung. Der Patient kann die verschiedenen Reize nicht zuordnen oder ausblenden. Er fühlt sich schnell überfordert und gestresst.

Implementierung des Expertenstandards „Beziehungsgestaltung”

Um den Expertenstandard in Ihren Pflegealltag zu implementieren, sollten Sie sich zunächst diese bedeutsamen Fragen stellen:

  • Wie lernen wir, den Demenzpatienten besser zu verstehen?
  • Wie können wir ihm die Unterstützung geben, die er braucht, um sich verstanden, gehört und angenommen zu fühlen?
  • Wie können wir sichergehen, das Richtige für ihn zu tun?
  • Wie kann die person-zentrierte Pflege in unserer Einrichtung gefördert und erhalten werden?

Der Expertenstandard enthält ein 4-Phasenmodell, das die Vorgehensweise für seine Implementierung abbildet. Ganz zu Beginn des Prozesses sollten Sie sich Zeit für die Vorbereitung nehmen. In dieser Vorbereitungsphase sollten Sie sich mit dem Expertenstandard und seinem Inhalt genaustens beschäftigen.

Phase 1: Fortbildungen

Um den Expertenstandard umsetzen zu können, sollten Sie Ihre Mitarbeiter schulen und ihnen den Inhalt näherbringen. Führen Sie Informations- und Fortbildungsveranstaltungen zum Expertenstandard durch und vermitteln ihrem Pflegepersonal das benötigte Wissen.

Phase 2: Konkretisierung

Nachdem das gesamte Pflegepersonal in die Implementierung miteinbezogen wurde, geht es an die Konkretisierung. Sie setzen sich mit dem Expertenstandard auseinander und arbeiten heraus, welche Prozesse in Ihrer Pflegeeinrichtung angepasst werden müssen. Sie nehmen die Anpassungen vor.

Phase 3: Einführung

Der Expertenstandard wird unter der Anleitung einer Führungsperson erprobt.

Phase 4: Audit

Mit Hilfe eines Audit-Instruments überprüfen Sie, ob die Kriterien umgesetzt wurden. Es werden Audit-Ergebnisse zu folgenden Punkten erhoben:

  • Wissen und Fortbildungsbedarf des Pflegepersonals
  • Umsetzung der einrichtungsbezogenen Strukturkriterien des Expertenstandards
  • Umsetzung der Prozess- und Ergebniskriterien
Infografik zum Phasenmodell zur Implementierung des Expertenstandard in der Beziehungsgestaltung von Senioren.

Die Vorbereitungsphase und die Implementierung der vier Phasen sollen circa 6 Monate in Anspruch nehmen. Wichtig ist, dass Sie noch während der Vorbereitung eine Eingangserhebung erstellen und den aktuellen Zustand dokumentieren.

Während der vier Phasen wird dann eine Projektverlaufsdokumentation erhoben. Sie notieren, welche Maßnahmen Sie einleiten, um die Kriterien des Expertenstandards umzusetzen. Am Ende der Implementierung verfassen Sie eine Abschlusserhebung, in der die Fortschritte festgehalten werden.

Expertenstandard Beziehungsgestaltung von Demenzpatienten (Auszug)

Deutsches Netzwerk für Qualitätssicherung in der Pflege (DNQP)

Standardaussage: 

„Jeder pflegebedürftige Mensch mit Demenz erhält Angebote zur Beziehungsgestaltung, die das Gefühl, gehört, verstanden und angenommen zu werden sowie mit anderen Personen verbunden zu sein, erhalten oder fördern.”

Begründung: 

„Beziehungen zählen zu den wesentlichen Faktoren, die aus Sicht von Menschen mit Demenz Lebensqualität konstituieren und beeinflussen. Durch person-zentrierte Interaktions- und Kommunikationsangebote kann die Beziehung zwischen Menschen mit Demenz und Pflegenden sowie anderen Menschen in ihrem sozialen Umfeld erhalten und gefördert werden.”

StrukturProzessErgebnis
1. Haltung und Kompetenz
S1a Die Pflegefachkraft hat eine person-zentrierte Haltung in der Pflege von Menschen mit Demenz entwickelt.P1 Die Pflegefachkraft erfasst zu Beginn des pflegerischen Auftrags sowie anlassbezogen, schrittweise und unter Einbeziehung der Angehörigen bzw. anderer Berufsgruppen kriteriengestützt mit der Demenz einhergehende Unterstützungsbedarfe in der Beziehungsgestaltung, deren Auswirkungen auf seine Lebensund Alltagswelt sowie Vorlieben und Kompetenzen des Menschen mit Demenz.E1a Der Mensch mit Demenz wird durch die person-zentrierte Haltung der Pflegenden in seiner Einzigartigkeit wahrgenommen
S1b Die Pflegefachkraft hat das Wissen und die Kompetenz, Menschen mit Demenz zu identifizieren und damit einhergehende Unterstützungsbedarfe in der Beziehungsgestaltung fachlich einzuschätzen.E1b Die Pflegedokumentation enthält, der Dauer und dem Anlass des pflegerischen Auftrags entsprechend, systematische und konkretisierende Hinweise auf mit der Demenz einhergehende Unterstützungsbedarfe in der Beziehungsgestaltung.
S1c Die Einrichtung fördert und unterstützt eine personzentrierte Haltung für eine die Beziehung fördernde und – gestaltende Pflege von Menschen mit Demenz sowie ihren Angehörigen und sorgt für eine person-zentrierte Pflegeorganisation. 
2. Planung und Durchführung
S2a Die Pflegefachkraft verfügt über Kompetenzen zur Planung und Koordination von beziehungsfördernden und – gestaltenden Maßnahmen der Pflege von Menschen mit Demenz.P2 Die Pflegefachkraft plant auf Basis einer Verstehenshypothese unter Einbeziehung des Menschen mit Demenz und seiner Angehörigen sowie den beteiligten Berufsgruppen individuell angepasste beziehungsfördernde und -gestaltende Maßnahmen.E2 Eine person-zentrierte, die identifizierten Unterstützungsbedarfe und mögliche fluktuierende Zustände berücksichtigende Maßnahmenplanung liegt vor und ist allen an der Pflege des Menschen mit Demenz beteiligten Personen bekannt.
S2b Die Einrichtung stellt sicher, dass die Pflege von Menschen mit Demenz auf Basis eines personzentrierten Konzepts gestaltet wird und verfügt über eine interdisziplinäre Verfahrensregelung, in der die Zuständigkeiten für beziehungsfördernde und – gestaltende Angebote definiert sind.
3. Anleitung, Schulung und Beratung
S3a Die Pflegefachkraft verfügt über Wissen und Kompetenzen zur Information, Anleitung, Schulung und Beratung über beziehungsfördernde und -gestaltende Angebote sowie deren Einbindung in Alltagssituationen.P3a Die Pflegefachkraft informiert, leitet an oder berät den Menschen mit Demenz entsprechend seiner Fähigkeiten über beziehungsfördernde und -gestaltende Angebote.E3a Information, Anleitung oder Beratung des Menschen mit Demenz und seine Reaktionen auf das Angebot sind dokumentiert.
S3b Die Einrichtung schafft Rahmenbedingungen für individuelle Anleitungen und Schulungen von Angehörigen und stellt zielgruppenspezifische Materialien für Information, Anleitung, Schulung und Beratung über beziehungsgestaltende Maßnahmen zur Verfügung.P3b Die Pflegefachkraft informiert, leitet an, schult und berät die Angehörigen proaktiv und anlassbezogen über beziehungsfördernde und – gestaltende Maßnahmen in Alltags- und Ausnahmesituationen.E3b Die Angehörigen des Menschen mit Demenz kennen die Notwendigkeit und Bedeutung beziehungsfördernder und – gestaltender Maßnahmen.
4. Maßnahmen und Angebote
S4a Die Pflegefachkraft kennt beziehungsfördernde und – gestaltende Angebote und ist in der Lage, die Pflege von Menschen mit Demenz darauf auszurichten.P4 Die Pflegefachkraft gewährleistet und koordiniert das Angebot sowie die Durchführung von beziehungsfördernden und – gestaltenden Maßnahmen. Gegebenenfalls unterstützt sie andere an der Pflege des Menschen mit Demenz Beteiligte.E4 Die Pflege des Menschen mit Demenz wird beziehungsfördernd und -gestaltend durchgeführt.
S4b Die Einrichtung schafft Rahmenbedingungen für personzentrierte, beziehungsfördernde und -gestaltende Angebote und sorgt für einen qualifikationsgemäßen Kenntnisstand aller an der Pflege Beteiligten.
5. Evaluation
S5a Die Pflegefachkraft verfügt über das Wissen und die Kompetenz zur Evaluation beziehungsfördernder und – gestaltender Pflege.P5 Die Pflegefachkraft überprüft laufend die Wirksamkeit der beziehungsfördernden und – gestaltenden Maßnahmen. Sie nimmt in Absprache mit dem Menschen mit Demenz, seinen Angehörigen sowie allen an der Pflege Beteiligten gegebenenfalls Änderungen am Maßnahmenplan vor.E5a Der Mensch mit Demenz zeigt Anzeichen für den Erhalt und die Förderung seines Gefühls, gehört, verstanden und angenommen zu werden sowie mit anderen Personen verbunden zu sein.
S5b Die Einrichtung stellt sicher, dass die Pflegefachkraft sowie andere an der Pflege Beteiligte ihre Beziehungsgestaltung zu den Menschen mit Demenz reflektieren könnenE5b Verlaufsbeobachtungen dieser Anzeichen sind nachvollziehbar dokumentiert und Änderungen im Maßnahmenplan sind bei Bedarf vorgenommen.

Fragebogen: Audit – Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz

Der folgende Fragebogen dient zur Analyse der derzeitigen Pflegequalität und begleitet die Umsetzung des Expertenstandards zur Förderung der Beziehungsgestaltung von demenzerkrankten Menschen in der Pflege.

Strukturqualität (S)janeinAnmerkung
S1cWird eine person-zentrierte Haltung einrichtungsweit gefördert?   
S2bGibt es ein für die Einrichtung und die Pflegeeinheit geltendes person-zentriertes Konzept?   
S3bWird die pflegerische Information, Anleitung und Beratung der Menschen mit Demenz

und ihrer Angehörigen gezielt unterstützt?
   
S4b (a)Kann die Umfeldgestaltung flexibel an individuelle Bedürfnisse von Menschen mit

Demenz angepasst werden?
   
S4b (b)Kann die Umfeldgestaltung flexibel an individuelle Bedürfnisse von Menschen mit

Demenz angepasst werden?
   
S5bWird es den Pflegenden gezielt ermöglicht, ihre Beziehung zu Menschen mit Demenz

zu reflektieren?
   

Beziehungsgestaltung für mehr Zufriedenheit

Die Beziehungsgestaltung ist ein wichtiger Punkt in der Pflege von Patienten mit Demenz. Durch die Krankheit werden sie häufig ausgeschlossen und gemieden. Das ohnehin schon angeschlagene Selbstwertgefühlt sinkt weiter.

Eine gezielte Beziehungspflege soll dem entgegenwirken: Der Patient soll sich als Teil einer Gemeinschaft fühlen und von Ihnen unterstützt werden. Eine emotionale Bindung zu Ihnen gibt Sicherheit und Stabilität.

Durch beziehungsfördernde- und gestaltende Maßnahmen soll dem Patienten zu neuen Beziehungen verholfen werden und bereits bestehende sollen beibehalten und intensiviert werden. Die Lebensqualität und Zufriedenheit des Patienten werden dadurch langanhaltend gesteigert.