Gewalt in der Pflege: Ursachen, Erkennung und Prävention im Überblick

Ein Senior in einem Rollstuhl wird von einem Pfleger im blauen Kittel angeschrien.
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Inhaltsverzeichnis

Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie Sie Gewalt in Ihrem Pflegealltag erkennen und verhindern können? Gewalt zeigt sich nicht immer sofort – sie kann subtil oder sogar unabsichtlich geschehen. Als Pflegedienstleitung tragen Sie die Verantwortung, ein sicheres Umfeld für Pflegebedürftige sowie Ihre Fach- und Hilfskräfte zu schaffen.

Doch welche Formen von Gewalt treten auf? Wie können Sie sicherstellen, dass Konflikte im Pflegealltag nicht eskalieren? In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die unterschiedlichen Erscheinungsformen von Gewalt und welche Rolle gesellschaftliche Normen und persönliche Werte dabei spielen.

Was bedeutet Gewalt in der Pflege?

Gewalt in der Pflege umfasst schädigende Verhaltensweisen gegenüber älteren Menschen innerhalb einer Vertrauensbeziehung. Dazu zählen sowohl aktive Gewalt wie körperliche Übergriffe und verbale Demütigungen als auch passive Gewalt, etwa durch Vernachlässigung oder unzureichende Unterstützung. Gewalt entsteht nicht nur durch bewusste Handlungen, sondern auch durch das Unterlassen notwendiger Hilfeleistungen, wie mangelnde Körperpflege oder das Vorenthalten medizinischer Versorgung. Solche Handlungen führen zu physischen oder emotionalen Schäden und beeinträchtigen das Wohlbefinden der betroffenen Personen.

„Unter Gewalt gegen ältere Menschen versteht man eine einmalige oder wiederholte Handlung oder das Unterlassen einer angemessenen Reaktion im Rahmen einer Vertrauensbeziehung, wodurch einer älteren Person Schaden oder Leid zugefügt wird .“

Zentrum für Qualität in der Pflege

Welche Formen von Gewalt gegen Pflegebedürftige gibt es?

Gewalt gegen Pflegebedürftige tritt in verschiedenen Formen auf, die das Wohlbefinden und die Würde der Betroffenen schwer beeinträchtigen.

Körperliche Gewalt

Körperliche Gewalt beinhaltet jede Form von physischem Missbrauch, wie Schläge, Stöße oder Festhalten gegen den Willen der pflegebedürftigen Person. Auch das absichtliche Vorenthalten von Hilfsmitteln, wie Gehhilfen oder Rollstühlen, fällt in diese Kategorie. Darüber hinaus zählen gewaltsame Fixierungen oder das unsachgemäße Verabreichen von Medikamenten, etwa zur Ruhigstellung, ebenfalls als körperliche Gewalt.

Psychische Gewalt

Psychische Gewalt äußert sich durch herabsetzende oder beleidigende Äußerungen, Drohungen, Einschüchterung oder emotionale Erpressung. Das Ignorieren von Bedürfnissen oder das gezielte Erzeugen von Angst und Unsicherheit kann ebenfalls als psychische Gewalt angesehen werden. Diese Form der Gewalt schwächt das Selbstwertgefühl der Pflegebedürftigen und kann zu schweren emotionalen Belastungen wie Depressionen oder Angstzuständen führen.

Vernachlässigung

Vernachlässigung beschreibt das systematische Unterlassen notwendiger Pflegehandlungen, wie die Nahrungs- oder Flüssigkeitszufuhr, Körperhygiene oder medizinische Versorgung. Es betrifft auch das Nichtbeachten von Schutzmaßnahmen, etwa das Unterlassen des rechtzeitigen Wechsels von Inkontinenzmaterial. Vernachlässigung kann zu schwerwiegenden gesundheitlichen Schäden führen, die durch frühzeitiges Eingreifen vermeidbar gewesen wären.

Finanzielle Ausnutzung

Finanzielle Ausnutzung bedeutet, dass die Pflegekraft oder andere Vertrauenspersonen die finanziellen Ressourcen der Pflegebedürftigen missbrauchen. Dies kann durch Diebstahl, das unbefugte Verwalten von Bankkonten, das Erschleichen von Schenkungen oder das Manipulieren von Testamenten geschehen. Die Betroffenen verlieren dadurch ihre finanzielle Unabhängigkeit und Sicherheit.

Intime Übergriffe

Intime Übergriffe beinhalten jede Form von sexueller Belästigung oder Missbrauch, sei es körperlicher oder verbaler Art. Diese Gewaltform reicht von unangemessenen Berührungen bis hin zu sexuellen Handlungen gegen den Willen der pflegebedürftigen Person. Da viele Pflegebedürftige besonders abhängig und körperlich geschwächt sind, befinden sie sich in einer extrem verletzlichen Position, die intime Übergriffe erleichtert.

Hinweis

Jede dieser Formen der Gewalt stellt einen schweren Eingriff in die Integrität und Würde von Pflegebedürftigen dar und erfordert ein frühzeitiges Erkennen sowie konsequentes Handeln, um die Betroffenen zu schützen.

Ebenen von Gewalt

Gewalt in der Pflege tritt auf unterschiedlichen Ebenen auf: Neben direkter personeller Gewalt gibt es auch strukturelle und kulturelle Gewalt, die oft weniger sichtbar ist, aber ebenfalls das Wohl der Pflegebedürftigen gefährdet. Diese Formen spiegeln oft tiefere Probleme in den Pflegebedingungen oder gesellschaftlichen Werten wider.

  • Personelle Gewalt ist direkt von einer Person auf eine andere gerichtet: Schlagen, Einsperren, Beschimpfen oder Drohen
  • Strukturelle Gewalt entsteht indirekt durch Bedingungen, die beispielsweise durch Gesetze vorgegeben sind: Starre Regeln im Tagesablauf der Pflegebedürftigen oder schlechte Personalausstattung, was zur Vernachlässigung und mangelhafter Hygiene der pflegebedürftigen Menschen führen kann.
  • Kulturelle Gewalt hat eine indirekte Wirkung und ist in den Werten einer Religion oder Gesellschaft verwurzelt: Respektloses Verhalten kann bei einer geringschätzigen Meinung gegenüber älteren Menschen begünstigt werden oder durch die Haltung von professionell Pflegenden oder Ärzten, werden Bedürfnisse des Pflegebedürftigen nicht berücksichtigt und über den Kopf hinweg bestimmt.

Einschätzung zur Häufigkeit verschiedener Gewaltformen

Im Folgenden finden Sie eine Befragung zum Thema Gewalt in der stationären Langpflege:

Infografik zur Häufigkeit von Gewalt in der Pflege
Quelle: Zentrum für Qualität in der Pflege (2017)

Welche Ursachen könnten Aggression und Gewalt haben?

Aggression und Gewalt in der Pflege stellen ein ernstzunehmendes Problem dar, das sowohl Pflegebedürftige als auch Pflegekräfte betrifft. Für ein besseres Verständnis ist es wichtig, sowohl die emotionalen als auch die physischen Aspekte dieser komplexen Interaktionen zu betrachten.

Ursachen aufseiten der Pflegebedürftigen

Fehlende Selbstbestimmung

Pflegebedürftige verlieren die Kontrolle über viele Bereiche ihres Lebens, wie etwa Alltagsentscheidungen oder die Gestaltung ihrer Pflege. Diese fehlende Selbstbestimmung führt zu Frustration und einem Gefühl der Machtlosigkeit, was Aggressionen oder abwehrendes Verhalten auslöst.

Abhängigkeit

Die Abhängigkeit von anderen für grundlegende Bedürfnisse, wie Essen, Körperpflege oder Mobilität, kann für pflegebedürftige Menschen schwer zu ertragen sein. Diese Abhängigkeit fördert das Gefühl des Verlusts von Würde und Selbstwert, was zu Verzweiflung und innerer Unruhe führt.

Rollenwechsel

Viele Pflegebedürftige erleben einen plötzlichen Rollenwechsel, etwa vom unabhängigen Erwachsenen hin zu einer Person, die auf Unterstützung angewiesen ist. Dieser Wechsel fällt schwer und führt zu Widerstand oder aggressivem Verhalten, da sich die Betroffenen mit ihrer neuen Rolle nicht identifizieren können.

Hilflosigkeit, Angst und Verzweiflung

Pflegebedürftige Menschen fühlen sich oft hilflos in ihrer Situation, was Ängste und Verzweiflung verstärkt. Diese emotionalen Belastungen äußern sich beispielsweise in unvorhersehbarem oder aggressivem Verhalten, besonders wenn keine ausreichende psychologische Unterstützung gegeben wird.

Gewalt als Krankheitssymptom

Geistige Einschränkungen wie Demenz oder psychische Erkrankungen führen häufig zu Verhaltensstörungen, die von Pflegekräften schwer zu bewältigen sind. Pflegebedürftige äußern ihre Unzufriedenheit oder ihren Unmut möglicherweise in Form von aggressivem Verhalten, das nicht bewusst kontrolliert wird.

Krankheitsbedingter Kontrollverlust über die Gefühle

Viele Pflegebedürftige verlieren durch ihre Erkrankung die Fähigkeit, ihre Emotionen zu regulieren. Dies führt zu Wutausbrüchen oder plötzlichen Aggressionen, die sich ungewollt gegen das Pflegepersonal richten können.

Existenzielle Erfahrungen

Die Konfrontation mit dem Verlust der eigenen Gesundheit oder gar dem nahenden Lebensende löst bei vielen Pflegebedürftigen existenzielle Ängste aus. Diese tiefgreifende Verunsicherung äußert sich in aggressivem oder ablehnendem Verhalten.

Gesundheitliche Probleme mit starken Schmerzen

Starke körperliche Schmerzen oder unbehandelte gesundheitliche Beschwerden führen zu einer niedrigen Reizschwelle und können aggressives Verhalten fördern. Ohne eine adäquate Schmerztherapie fühlen sich viele Pflegebedürftige ausgeliefert und reagieren gereizt oder feindselig.

Wenig Kontakt zu anderen

Soziale Isolation, insbesondere in Pflegeeinrichtungen, verstärkt das Gefühl der Einsamkeit und Hilflosigkeit. Wenn Pflegebedürftige wenig Kontakt zu Angehörigen oder Freunden haben, beeinflusst dies ihre psychische Verfassung negativ und führt zu aggressiven Ausbrüchen.

Mangelnde Bewegung oder Beschäftigung

Ein Mangel an körperlicher Aktivität und geistiger Anregung führt zu Unruhe und Langeweile. Ohne ausreichende Bewegung und sinnvolle Beschäftigung fühlen sich viele Pflegebedürftige unterfordert oder unruhig, was Verhaltensauffälligkeiten begünstigt.

Ursachen aufseiten der Pflegenden

Überforderung

Pflegekräfte stehen häufig unter enormem Druck, insbesondere durch hohe Arbeitsbelastung, Personalmangel und komplexe Pflegebedürfnisse. Diese Überforderung führt dazu, dass sie ungeduldig oder unachtsam reagieren, was das Risiko für Fehler oder unangemessenes Verhalten erhöht.

Sturzprävention

Die Vermeidung von Stürzen bei Pflegebedürftigen ist eine der Hauptaufgaben in der Pflege, erfordert jedoch ständige Aufmerksamkeit und zeitnahe Reaktionen. Oft fehlt die Zeit oder die personelle Unterstützung, um alle notwendigen Maßnahmen konsequent umzusetzen, was Spannungen und potenziellen Sicherheitsrisiken begünstigt.

PatientInnen-/Personalsicherheit

Die Sicherheit der Pflegebedürftigen und des Pflegepersonals hat oberste Priorität, wird jedoch durch herausfordernde Verhaltensweisen wie Aggressionen oder Verwirrtheit der BewohnerInnen erschwert. Es gilt, Gefährdungen zu minimieren, ohne die Würde der Betroffenen zu verletzen, was in Stresssituationen schwierig ist.

Verhinderung, dass Katheter oder Magensonden entfernt werden

Pflegebedürftige Personen, besondere solche mit Verwirrtheit oder Demenz, neigen dazu, medizinische Geräte wie Katheter oder Magensonden unbewusst zu entfernen. Pflegekräfte müssen kontinuierlich auf solche Situationen achten, was häufig ein Auslöser für zusätzlichen Stress ist.

Verhaltenskontrolle bei aggressiven BewohnerInnen

Aggressives Verhalten, das auf Verwirrtheit oder Erkrankungen wie Demenz zurückzuführen ist, stellt eine große Herausforderung dar. Pflegekräfte müssen lernen, in solchen Situationen deeskalierend zu handeln und gleichzeitig die Sicherheit aller Beteiligten zu gewährleisten.

Verwirrtheit der BewohnerInnen

Verwirrung bei BewohnerInnen führt häufig zu unvorhersehbarem Verhalten, das schnelles Handeln und viel Geduld von Pflegekräften verlangt. Ohne ausreichendes Verständnis der Situation begünstigt Verwirrung Missverständnisse und unangemessenen Reaktionen.

Überlastung, Gedankenlosigkeit, Unachtsamkeit, Ignoranz

Durch Überlastung oder mangelnde Ressourcen schleichen sich bei Pflegekräften häufig Unachtsamkeiten und Gedankenlosigkeit ein. In manchen Fällen entwickeln sie sogar eine gleichgültige Haltung, was das Risiko von Fehlverhalten und Vernachlässigung erhöht.

Unzureichende Kenntnisse vom Krankheitsbild

Pflegekräfte, die das Krankheitsbild der zu pflegenden Personen nicht vollständig verstehen, laufen Gefahr, unangemessen zu reagieren. Zum Beispiel könnten sie aggressives Verhalten bei Demenz als persönliche Ablehnung empfinden, was wiederum zu Spannungen führt.

Mangelndes Verständnis für die Situation der Person

Ein tieferes Verständnis für die psychische und physische Situation der Pflegebedürftigen fehlt oft, sei es durch Zeitmangel oder mangelnde Ausbildung. Dies führt dazu, dass Pflegekräfte nicht immer die richtigen Maßnahmen ergreifen oder auf die Bedürfnisse der Personen eingehen können, was Missverständnisse und Konflikte verstärkt.

Welche Anzeichen gibt es bei pflegebedürftigen Menschen bei Gewalt und Vernachlässigung?

Pflegebedürftige Menschen sind häufig besonders verletzlich, und Anzeichen von Gewalt oder Vernachlässigung sind nicht immer sofort erkennbar. Es ist wichtig, genau hinzusehen und die Ursache auffälliger Symptome zu klären, auch wenn die Sorge besteht, jemanden grundlos zu verdächtigen.

Körperliche Gewalt

  • Blaue Flecken, Kratzer, Hautabschürfungen oder Platzwunden
  • Griffspuren an Armen oder Handrücken
  • Verletzungen im Intimbereich

Freiheitsentziehende Maßnahmen

  • Abdrücke von Seilen, Schnallen oder Gürteln auf der Haut
  • Fesselspuren an Hand- und Fußgelenken
  • Benommenheit durch Medikamente

Vernachlässigung

  • Flüssigkeitsmangel, Fehl- oder Unterernährung
  • Mangelnde Hygiene und unzureichende medizinische Versorgung

Finanzielle Gewalt

  • Verschwinden von Geld oder Wertgegenständen
  • Plötzliche Änderungen des Bankkontos oder Verlust der Kontrolle über das eigene Geld
  • Verwahrlosung, z. B. kaputte Kleidung oder unsaubere Wohnung

Verhaltensänderungen

  • Scheu, Angst, Schreckhaftigkeit oder Teilnahmslosigkeit
  • Übererregtheit, Verwirrung oder Aggressivität
  • Übertriebene Respektbekundungen
  • Schlaflosigkeit oder selbstverletzendes Verhalten

Verhalten von Pflegenden bei Verdacht auf Misshandlung

  • Überfürsorgliches oder überkontrollierendes Verhalten gegenüber der pflegebedürftigen Person
  • Starke Abwehr oder widersprüchliche Erklärungen bei Fragen zu Verletzungen
  • Häufige Arztbesuche in verschiedenen Einrichtungen oder verzögerte Behandlung von Verletzungen

Psychische Anzeichen bei Pflegenden

  • Psychische oder psychosomatische Beschwerden
  • Ängstliches Verhalten, Scham oder Rückzug.
Eine Seniorin sitzt auf einer Parkbank. Sie trägt einen grauen Wollcardigan.
Plötzliche Teilnahmslosigkeit und psychische Probleme können Anzeichen für Gewalt in der Pflege sein. © Andrey Bandurenko | Adobe Stock

10 Tipps zum Schutz pflegebedürftiger Menschen vor Gewalt

Gewalt findet oft im Verborgenen statt. Betroffene können oder wollen vielleicht nicht über gewaltsame Vorfälle berichten. Daher ist es wichtig, genau hinzuschauen. Besonders wenn die Gewalt nicht direkt erkennbar ist, fällt es schwer, einen Verdacht zu äußern.

1.   Anzeichen wahrnehmen

2.   Beobachtungen ansprechen

3.   Hilfe anbieten

4.   Alles dokumentieren

5.   Position beziehen

6.   Verantwortliches Personal verständigen

7.   Ärztliche Untersuchung anregen

8.   Beschwerden anbringen

9.   Rat holen, zum Beispiel bei der Pflegeberatungsstelle

10. Polizei rufen

Bei akuter Gefahr

Pflegebedürftige Person schützen, dabei aber nicht selbst in Gefahr bringen. Wenn möglich Hilfe holen: 110 oder 112 wählen!

Bei Feststellung von körperlichen Verletzungen: ärztliche Hilfe holen.

Lesetipp: Zwangseinweisung: Voraussetzungen, rechtliche Grundlagen & Ablauf

Umgang mit Gewalt und Aggressionen pflegebedürftiger Personen

Besonders bei Menschen mit Demenz oder kognitiven Einschränkungen kann Aggression aus einem Gefühl der Bedrohung oder Unsicherheit entstehen. Daher ist es entscheidend, proaktive Strategien zur Vorbeugung solcher Situationen zu entwickeln.

Gezielt vorbeugen

  • Bedürfnisse des Pflegebedürftigen ernst nehmen und die Selbstständigkeit unterstützen
  • Sicherheit vermitteln, indem Rituale und Gewohnheiten beibehalten werden
  • Klare Abläufe schaffen und kommunizieren
  • Ankündigen was getan wird, besonders bei Körperkontakt. Bei Menschen mit Demenz werden nicht nachvollziehbare Handgriffe als besonders bedrohlich empfunden!
  • Für eine ruhige Atmosphäre sorgen
  • Weisen Sie darauf hin, wenn Sie sich unangemessen behandelt fühlen

Akute Situation entschärfen

  • Ruhe bewahren oder (kurz) den Raum verlassen, wenn es nicht gelingt
  • Belehren und beschimpfen sollte vermieden werden, da Wut oder auch Angst nur noch verschlimmert werden
  • Gefühle des pflegebedürftigen Menschen ernst nehmen
  • Gemeinsam eine Lösung finden
  • Ablenken, beispielsweise durch Musik
  • Wenn Berührungen der pflegebedürftigen Person beruhigend wirken, Nähe suchen oder bei bedrohlich empfundener Situation Abstand halten.
  • Gesten oder Mimik sollten nicht bedrohlich wirken.
  • Vor Verletzungen schützen und alles außer Reichweite bringen, womit man verletzen könnte. Ruhige Bewegungen sind dabei wichtig.
  • Nach Möglichkeit jemanden rufen, der in der Situation helfen kann.

Beruhigen

Um eine aggressive Situation zu entschärfen ist es wichtig, erst einmal Ruhe zu bewahren, um die Situation nicht noch zu verschlimmern. Versuchen Sie, die Ursache zu finden, denn ist der Auslöser bekannt, kann Aggression vorgebeugt, sie vermieden oder unterbrochen werden.

  • Beispiele für mögliche Auslöser: Hunger, Angst, Schmerzen, starker Harndrang
  • Bei Menschen mit Demenz einfache Fragen stellen z.B. „Ja/Nein“-Fragen
  • Evtl. Abklärung mit dem Arzt, Ursache könnte an Medikamenten liegen
  • Welche Situationen führen häufig zu Konflikten? Beispielsweise beim Waschen: Kommt es häufig zu Abwehr?

FAQs

Welche Maßnahmen verhindern Misshandlungen in Pflegeeinrichtungen?

Um Misshandlungen durch Pflegepersonal oder Angehörige zu verhindern, sollten Pflegeeinrichtungen ihre Pflegepersonen regelmäßig schulen und auf Anzeichen achten. Der ZQP (Zentrum für Qualität in der Pflege) empfiehlt ein Meldenetzwerk, um Verdachtsfälle schnell zu bearbeiten. Die korrekte Anwendung von freiheitsentziehenden Maßnahmen ist ebenfalls entscheidend.

Wie können Angehörige in die Pflege besser eingebunden werden?

Pflegepersonal sollte Angehörige regelmäßig informieren und aktiv in Entscheidungen einbeziehen. Der ZQP rät, Angehörige in den Pflegeprozess zu integrieren, um Missverständnisse und potenzielle Misshandlungen zu vermeiden, da sie eine wichtige Kontrollfunktion ausüben können.

Wie werden freiheitsentziehende Maßnahmen verantwortungsvoll eingesetzt?

Freiheitsentziehende Maßnahmen sind nur das letzte Mittel und müssen sorgfältig abgewogen werden. Pflegepersonal muss Alternativen kennen und Angehörige sollten immer in die Entscheidung eingebunden sein. Der ZQP empfiehlt Fortbildungen, um Missbrauch zu vermeiden und Alternativen zu bevorzugen.