Überlegen Sie als Pflegedienstleister, Ihren Fuhrpark auf Elektrofahrzeuge umzustellen? Da sind Sie nicht der einzige: Die Zahl der Pflegedienste, die ihre Mitarbeiter mit Elektroautos ausstatten und auf Elektromobilität umsteigen, wächst. Dies hat auch das Ergebnis eines Anwenderforums ergeben (s.u.). Trotzdem gibt es vielerorts noch Vorbehalte: Solange die Akkus keine vernünftige Reichweite haben, es ein nur dünnes Netz an Ladestationen gibt und die Fahrzeuge einen Preis zum Gegenwert einer kleinen Eigentumswohnung haben, wird jeder wirtschaftlich denkende Dienst statt auf Elektromobilität weiterhin auf den Einsatz von Fahrzeugen mit konventionellem Antrieb zurückgreifen. Kritiker bemängeln in erster Linie die geringe Reichweite und hohe Kosten beim Erwerb. Andererseits: Der Klimawandel macht sich bemerkbar, fossile Brennstoffe werden knapp, beim Thema Mobilität sind sind also Lösungen gefragt.
Rund 200.000 E-Fahrzeuge in Deutschland unterwegs
Nach Angaben des Allgemeinen Deutschen Autoclubs (ADAC) sind in den Jahren 2010 bis 2018 in Deutschland rund 200.000 Elektrofahrzeuge zugelassen worden (reine Elektroautos und sogenannte Plug-in-Hybride). Im Jahr 2018 ist die Anzahl der Autos, die ausschließlich batteriebetrieben werden, laut ADAC deutlich angestiegen.
Kurze Wege, planbare Fahrten
Gerade die ambulanten Pflegedienste in Städten sind im Grunde prädestiniert für alternativ betriebene Fahrzeuge: Kurze Wege und planbare Fahrten sowie mehrere 10.000 Kilometer Fahrtstrecke pro Jahr sind unbestreitbar eine gute Voraussetzung für die Anschaffung entsprechender Fahrzeuge. Bei E-Autos ist der Dreh- und Angelpunkt, nicht mit einem leeren Akku liegenzubleiben. Bei kurzen Fahrtstrecken sollte das jedoch kein Problem sein. Bei längeren Fahrten über Land wird es jedoch wegen mangelnder Infrastruktur der Elektromobilität häufig schwierig. Tankstellen für Verbrennungsmotoren gibt es genug – bei öffentlichen Ladestationen für E-Autos sieht die Sache bekanntlich anders aus. Gerade bei Pflegediensten jedoch ist es unerlässlich, jederzeit von A nach B gelangen zu können. Hier helfen private Ladestationen, die entweder im Betrieb selbst oder auch in der Garage des Mitarbeiters installiert werden können.
Auch gemeinnützige Einrichtungen, wie der Caritasverband, steigen auf Elektromobilität um
Die Gemeinde Haar bei München zum Beispiel hat mit einem Projekt bereits im Jahr 2016 der „Nachbarschaftshilfe“ einen Zuschuss für zwei Elektroautos spendiert. Seitdem fahren die Pflegekräfte auch mit Elektroantrieb zu ihren Patienten. Ein Jahr später zog die Caritas nach. Auch andere gemeinnützige Einrichtungen in Deutschland verzichten bei ihrem Fuhrpark mittlerweile auf Verbrennungsmotoren und setzen wie die Caritas auf Elektromobilität. Auf einem Anwenderforum zeigten sich die Geschäftsführer verschiedener Einrichtungen 2018 bisher zufrieden mit dem Projekt Elektromobilität.
Ein Drittel weniger Kraftstoff
Die Caritas zum Beispiel, die 2018 ankündigte, 3.000 Elektrofahrzeuge in ihren Fuhrpark aufzunehmen, geht davon aus, dass die Kleinwagen der neuen Flotte ein Drittel weniger Kraftstoff verbrauchen. Nach Überlegung der Caritas würden Fördermaßnahmen darüber hinaus dazu beitragen, die Anschaffungskosten spürbar zu senken. Bisher war nämlich der Fuhrpark der zweitgrößte Kostenfaktor der ambulanten Pflege der Caritas.
Hinzu kommt, dass die Fahrzeuge für die Caritas und grundsätzlich für Pflegedienste spezielle Ausstattungsmerkmale aufweisen, die den Pflegekräften die Arbeit erleichtern sollen. Das betrifft z.B. spezielle Halterungen für die Desinfektionsflasche, Sichtschutz für Patientenakten oder zusätzliche Beleuchtungsmöglichkeiten, um seine Utensilien auch im Dunkeln schnell zu finden.
Elektromobilität im Pflegedienst: Elektroautos können zu Hause aufgeladen werden
Im Normalfall müssen die Caritas -Mitarbeiter die Elektrofahrzeuge zum Feierabend nicht am Standort ihres Pflegedienstes abstellen, sondern können mit dem Wagen nach Hause fahren und am Morgen wieder zum Dienst durchstarten. Über Nacht lädt der Akku z. B. in der privaten Garage an einer handelsüblichen Steckdose auf. Dazu waren jedoch einige Vorarbeiten notwendig, damit der Strom über einen Zähler mit dem Unternehmen ohne große Komplikationen abgerechnet werden kann. Möglich ist jedoch auch, ausreichend Ladestationen im Betrieb vorzuhalten, wenn die Angestellten die Firmenwagen zu Dienstschluss wieder abgeben müssen.
Vorteile und Nachteile der Elektromobilität auf einen Blick
Die Anschaffung eines Elektromobils hat Vor- und Nachteile. Eine Anschaffung will deshalb gut überlegt sein und bedarf einer umfassenden Orientierung. Weil es in erster Linie um die Wirtschaftlichkeit geht, müssen viele Faktoren bedacht werden.
Vorteile von Elektroautos | Nachteile eines Elektrofahrzeugs |
Geringere Betriebskosten als ein herkömmliches Fahrzeug (im Vergleich zu herkömmlichen Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor ist Strom vergleichsweise günstig) | Höherer Anschaffungspreis |
Kein Ausstoß von CO2-Emissionen | Begrenzte Infrastruktur (wenig Ladestationen) |
Geräuscharmes Fahren (keine Motorengeräusche) | Begrenzte Reichweite des Akkus |
Elektroautos sind weniger anfällig für Verschleiß | Entwicklung der Batterien sind noch ausbaufähig |
Durch verschiedene Fördermaßnahmen wie Steuervergünstigungen sind die Unterhaltungskosten relativ niedrig | Teilweise lange Ladedauer des Akkus |
Während die höheren Kosten bei der Anschaffung eines Elektroautos häufig als einer der größten Nachteile angesehen werden, ist es zweifellos der Umweltaspekt, der als wesentlicher Vorteil gegenüber herkömmlichen Fahrzeugen betrachtet wird. Für den Antrieb benötigen Elektroautos im Gegensatz zu normalen Pkw kein zu Benzin oder Diesel umgewandeltes Erdöl. Deshalb wird während der Fahrt kein klimaschädliches CO2 in die Umwelt abgegeben. Obwohl der Erwerb einer Flotte von Elektrofahrzeugen im Vergleich zu herkömmlichen Fahrzeugen zunächst kostenintensiver ist, sind die Unterhaltungskosten ungleich günstiger (hiervon geht auch die Caritas bei ihrem Vorhaben aus). Eine Stromladung für rund 100 Kilometer kostet etwa halb so viel wie Benzin oder Diesel.
Niedrigere Reparaturkosten bei Elektrofahrzeugen
Darüber hinaus gibt es weitere Vergünstigungen, z.B. die Befreiung von der Kfz-Steuer in den ersten fünf Jahren. Reparaturkosten sind bei den sogenannten Stromern meistens ebenfalls niedriger: Anders als Verbrennungsmotoren sind Elektromotoren deutlich weniger anfällig für Schäden; und die Energieeffizienz ist eine bessere. Trotzdem ist natürlich auch hier eine regelmäßige Wartung und Pflege des Fahrzeugs notwendig.
Elektro-Autos: Oft sinnvoll für Pflegedienste
Der Kauf von Elektrofahrzeugen, gerade Kleinwagen, machen besonders Sinn, wenn die Gegebenheiten dafürsprechen: Gerade ambulante und in Städten ansässige Pflegedienste, wie die Caritas, sind in den meisten Fällen mit kleinen und leichten Wagen unterwegs, und das mit meist niedrigen Geschwindigkeiten, oft auch im Stop-and-go-Verkehr. Weil die Herstellung der in E-Autos enthaltenen Technologie wie z.B. das aufwändige Batteriesystem, viele wertvolle Ressourcen bindet und nicht immer klimafreundlich ist, sollte aus Umweltschutzgründen ein Elektrofahrzeug nur dort zum Einsatz kommen, wo es effektiv ausgelastet ist. Auch das ist bei Pflegediensten der Fall.
Wie wird die Anschaffung eines E-Fahrzeuges gefördert?
Der Kauf von Elektroautos wird in Deutschland staatlich gefördert. Auch private Energieanbieter verfügen über Subventionsprogramme.
Staatliche Bank subventioniert E-Fahrzeuge
Wer den klassischen Weg bei der Finanzierung geht, kann sich an die KfW-Bank wenden. Der staatliche Kreditgeber hat besonders zinsgünstige Angebote zur Finanzierung von E-Autos in seinem Portfolio, die von Drittbanken vergeben werden.
Tipp: Beachten Sie bei dieser Möglichkeit, dass es sich um reine Elektrofahrzeuge handeln muss und nicht um Hybride. Es werden nur bestimmte Fahrzeugtypen verschiedener Hersteller gefördert. Außerdem gibt die KfW-Bank Zuschüsse für die Errichtung von Ladestationen.
Umweltbonus vom Staat und von den Autoherstellern
Wer ein Elektroauto kauft, bekommt einen Umweltbonus gutgeschrieben. Seit 2016 gibt es ein von der Bundesregierung verabschiedetes Förderprogramm mit einem Volumen von 1,2 Milliarden Euro. Finanziert wird dieses Finanzpaket zu gleichen Teilen vom Staat und von den Autoherstellern. Das Förderprogramm sollte normalerweise bereits am 30. Juni 2019 auslaufen, wurde jedoch bis Ende 2020 verlängert. Wer den Umweltbonus in Anspruch nehmen möchte, bekommt für reine E-Fahrzeuge einen Zuschuss von 4.000 Euro, für Plug-in-Hybride gibt es 3.000 Euro. Bewilligt werden müssen die Fahrzeuge vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA).
Steuerliche Förderungen: Zehn Jahre keine Kfz-Steuer
Besitzer von Elektrowagen müssen auf ihre Fahrzeuge zehn Jahre lang keine Kfz-Steuer zahlen (für Fahrzeuge, die bis zum 31.12.2020 zugelassen werden). Wechselt ein E-Auto den Besitzer, erhält der Käufer für den verbleibenden Zeitraum den Anspruch auf Steuererlassung. Für Hybridfahrzeuge, die gleichzeitig auch mit einem Verbrennungsmotor ausgestattet sind, gilt diese Förderung nicht.
Dienstwagen: Neues Gesetz
Sind Geschäftsführer, Pflegedienstleiter und Pflegekräfte eines Unternehmens mit „Stromern“ unterwegs, gilt das Aufladen der Fahrzeuge beim Arbeitgeber nicht als geldwerter Vorteil – und muss deshalb auch nicht versteuert werden. Darüber hinaus werden E-Autos oder Plug-in-Hybride, die als Dienstwagen genutzt werden, pauschal mit lediglich 0,5 Prozent auf Grundlage des Listenpreises versteuert und nicht mit 1 Prozent wie bei Autos mit Verbrennungsmotoren.
Unterschiedliche Regeln für notwendige Einbauten
Während die staatlichen Subventionen beim Kauf von Elektroautos nach einheitlichen Kriterien gelten, ist die Förderung der notwendigen Einbauten für das Stromleitungssystem und der entsprechenden Steckdosen, Stromleitungen und Wallbox Ländersache. Hier unterscheiden sich auch Energieanbieter und Städte in Angeboten und Hilfeleistungen. München ist besonders großzügig: Mit bis zu 6.000 Euro wurde laut ADAC die Beratung durch eine Elektrofachkraft in der bayerischen Landeshauptstadt ab 2017 subventioniert. In Nordrhein-Westfalen z. B. gelten andere Richtlinien: Hier wurde ab 2017 eine private Ladestation mit bis zu 1.000 Euro mit öffentlichen Geldern subventioniert, für Unternehmen galten 5.000 Euro. Sachsen wiederum beschloss ein Förderprogramm für Privatleute, das 1.000 Euro für die Anschaffung eines Stromspeichers vorsieht, plus 200 Euro für die Speicherkapazität pro Kilowattstunde. Anders Hamburg: Der Stadtstaat hat sein Förderprogramm für Privatleute mangels Interesse auf Eis gelegt.
Leasing kann sich rechnen
Beim Kauf winken staatliche Förderungen und Steuervorteile, beim Leasing weitere steuerliche Boni für Unternehmen. Auch beim Leasing fördert der Staat den Kauf durch Leasingunternehmer unter anderem über den Umweltbonus. Im Leasingvertrag zwischen Pflegedienst und Leasingfirma muss jedoch der Eigenanteil des jeweiligen Herstellers abgezogen werden. Dieser Anteil muss mindestens 50 Prozent des Umweltbonus betragen. Der höhere Kaufpreis schlägt sich zwar in der monatlichen Leasingrate nieder, kann sich aber wegen der geringeren Treibstoffkosten u.ä. trotzdem rechnen. Hinzu kommt, dass die vertraglich vereinbarten Kilometerbegrenzungen kein Problem für die ambulante Pflege in Städten darstellen, weil es sich in den meisten Fällen um kurze Wege handelt.
E-Auto: Weniger Verschleißteile
Weil Elektrofahrzeuge bereits seit einigen Jahren angeboten werden, gibt es mittlerweile auch einen Gebrauchtwagenmarkt. Meistens sind dies Fahrzeuge der ersten Generation und sogenannte Leasingrückläufer. Anders als bei herkömmlich betriebenen Fahrzeugen mit einem Wertverlust von rund 50 Prozent nach vier Jahren haben E-Autos einen vergleichsweise höheren Wiederverkaufswert. Grund: Es gibt weniger Verschleißteile wie z.B. Auspuff, Zahnriemen, Vergaser und andere Motorteile.