Im Jahr 2017 gab es in Deutschland etwa 1,8 Millionen pflegebedürftige Menschen, die zuhause betreut wurden. Das sind etwa zwei Drittel aller Pflegebedürftigen. Einen Teil der Pflege übernehmen ambulante Pflegedienste. Doch es sind in erster Linie Angehörige und Freunde, die sich kümmern. Die Belastung der Pflegenden ist dabei sehr hoch. Sie fühlen sich allein gelassen, sind teilweise körperlich überfordert und leiden gesundheitlich. Die emotionale Belastung ist besonders hoch. Dabei ist es sehr wichtig, dass die pflegenden Angehörigen nicht nur ständig an den Pflegebedürftigen denken. Die Pflegenden brauchen selbst Erleichterungen und Entlastungen, damit sie ihre Aufgaben langfristig bewältigen können, ohne dabei selbst krank zu werden. Wie sehen solche Erleichterungen aus? Welche Möglichkeiten gibt es?
Pflegekurse erweitern das Knowhow
In speziellen Pflegekursen für Angehörige können sich Angehörige und ehrenamtliche Helfer, die häusliche Pflege leisten, sich Unterstützung holen. In den Kursen gibt es viele Informationen, Beratungsleistungen, praktische Anleitungen und Unterstützung. Die Kurse bezahlt die Pflegekasse. Dabei ist es sogar möglich, dass die Schulung direkt beim Pflegebedürftigen zuhause stattfindet.
Die pflegenden Angehörigen beschäftigen viele Fragen, aus denen sich Unsicherheiten bei der Pflege ergeben. Die Krankenkassen und die ambulanten Pflegedienste bieten sehr praxisnahe Kurse an, die Antworten auf die drängendsten Fragen geben. Was ist wichtig bei der häuslichen Pflege? Was ist zu beachten? Was ist genau zu tun? Die Tipps aus den Kursen sollen dazu beitragen, den Pflegealltag für alle Beteiligten leichter zu machen. Darüber hinaus bieten sie eine Gelegenheit sich mit anderen pflegenden Angehörigen auszutauschen.
Pflegedienste können unterstützen
Zur Unterstützung bei Körperpflege, medizinischer Behandlungspflege und Ernährung stehen ambulante Pflegedienste mit Entlastungsangeboten bereit. Sie können tägliche Aufgaben teilweise oder vollständig übernehmen. Das gibt den pflegenden Angehörigen mehr Zeit, um andere wichtige Dinge zu erledigen oder einfach, sich ein wenig zu erholen und eine Auszeit zu gönnen.
24-Stunden-Betreuung als Erleichterung im Alltag
Viele Senioren wünschen sich, im eigenen Zuhause alt zu werden. Die Vorstellung, das eigene Zuhause verlassen zu müssen, um dann in einer Pflegeeinrichtung von fremden Menschen betreut zu werden, fern der vertrauten Menschen und Umgebung, ist für die meisten ein Horrorszenario. Hier kann die 24-Stunden-Pflege einen Ausweg bieten. Das Altwerden im eigenen Zuhause ist eine schöne, oftmals allerdings sehr idealisierte und romantische Vorstellung vom Leben im Alter. Alt zu sein geht sehr häufig mit Erkrankungen und Gebrechen einher, die so weit gehen können, dass der Angehörige nicht mehr alleine bleiben kann. Wenn die Belastung für die Angehörigen zu hoch wird, lassen die Kräfte nach. Gleichzeitig wissen die pflegenden Angehörigen aber auch, dass das eigene Zuhause wie ein Anker ist für die Senioren, es verbindet sie mit ihrem bisherigen Leben. Hier kann die24-Stunden-Pflege eine Lösung sein, die Erleichterung für alle Beteiligten bringt. Eine Pflegekraft übernimmt Alltagsaufgaben und sorgt dafür, dass der Pflegebedürftige rund um die Uhr betreut ist. Das nimmt den Angehörigen viele Sorgen und Zweifel und kann auch dazu beitragen, dass sich das oft angespannte Verhältnis in der Familie wieder entspannt. Was die 24-Stunden-Pflege kostet, ist von verschiedenen Faktoren abhängig, beispielsweise vom Pflegegrad.
Selbstmanagement und Organisation überdenken
Selbstmanagement nimmt die eigene Arbeit unter die Lupe. Durch Anpassungen in Gewohnheiten und Abläufen können die pflegenden Angehörigen ihren Stress reduzieren. Sie haben wieder mehr Zeit für den Pflegebedürftigen. Das ist aus mehreren Gründen sehr wichtig:
- Pflegearbeit ist stressig und zehrt an den Nerven.
- Dauerstress nach jahrelanger Betreuung und Pflege kann zu körperlichen und psychischen Erkrankungen führen.
Ein Selbstmanagement in der Pflege trägt dazu bei, die Arbeitsabläufe zu optimieren, Ruhephasen zu schaffen und sich besser zu organisieren. Das reduziert den Stress enorm.
Ausrüstung zur Pflege zu Hause
Für die Pflege zuhause sind verschiedene Hilfsmittel notwendig. Besonders wichtig ist dabei der Schutz vor Bakterien, Viren und Pilzen, sowohl des Pflegebedürftigen als auch des zu pflegenden Angehörigen. Mit speziellen Hygieneprodukten, wie Desinfektionsmittel, Einmalhandschuhen, Einmalschürzen, Bettschutzeinlagen und Mundschutz stehen eine Reihe Pflegehilfsmittel zur Verfügung. Hat die zu pflegende Person einen Pflegegrad, steht dem betreuenden Angehörigen eine Pauschale von 40 Euro pro Monat für die kostenfreie Versorgung mit Pflegehilfsmitteln zu. Speziallieferanten bieten praktische Pflegepakete mit verschiedenen Pflegehilfsmitteln, die die monatliche Versorgung sicherstellen.
Kurzzeitpflege als kurzfristige Entlastung
Ein weiteres Entlastungsangebot ist die Kurzzeitpflege. Hat die zu pflegende Person einen Pflegegrad, ist es möglich, den Pflegebedürftigen für bis zu vier Wochen pro Jahr in einer Senioren- oder Pflegeeinrichtung stationär unterzubringen. Das ist sehr praktisch, wenn die pflegende Person eine Auszeit nimmt und in Urlaub fährt.
Kurzzeit– und Verhinderungspflege helfen, Krisenzeiten zu überbrücken, wenn beispielsweise die bisherige Pflegeperson vollständig ausfällt oder wenn sich die Pflegebedürftigkeit kurzfristig erheblich verschlimmert, beispielsweise nach einem Krankenhausaufenthalt oder vor dem Besuch einer Reha-Einrichtung. Sie hilft auch die Zeit zu überbrücken, bis notwendige Umbaumaßnahmen durchgeführt sind oder wenn der pflegende Angehörige die Pflege aus beruflichen Gründen nicht sofort übernehmen kann. Das ist beispielsweise bei Pflegebedürftigkeit nach plötzlicher schwerer Krankheit oder einem Unfall häufig der Fall.
Bei zu großer Belastung: Unterbringung im Pflegeheim?
Pflegearbeit kann zermürben, wütend und ungeduldig machen. Das belastet die Beziehung zum Pflegebedürftigen sehr. Die Heimunterbringung kann die Beziehung entlasten. Bei einem Besuch geht es dann nicht darum, sich um alles zu kümmern. Es ist Zeit für einen kleinen Plausch, um sich vielleicht wieder neu kennenzulernen. |
In den Pflegeeinrichtungen gibt es viele Freizeitangebote und Beschäftigungsmöglichkeiten. Viele Senioren entdecken dort neue Leidenschaften oder alte Hobbys wieder neu. |
Im Pflegeheim kümmern sich Fachleute um die Pflege und Versorgung. |
Pflegeheime bieten medizinische Versorgung und viele Therapieangebote für Demenzkranke. |
Im Pflegeheim gibt es viele Kontaktmöglichkeiten, das hilft gegen die Einsamkeit. |
Fazit
Ob und in welcher Form die häusliche Pflege möglich ist, hängt von vielen Faktoren ab. Wer sich dafür entscheidet, seinen Vater, seine Mutter oder seinen Ehepartner zuhause zu betreuen, findet ein umfangreiches Unterstützungsangebot.