Lungenembolie – Symptome schnell erkennen und Komplikationen vorbeugen

Symptome, Diagnose und Therapie
Ein Arzt in einem weißen Kittel hält eine Röntgenaufnahme eines Brustkorbs und der Lunge gegen ein Licht, um die Lunge genauer untersuchen zu können.
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Inhaltsverzeichnis

Die Lungenembolie ist eine Erkrankung der inneren Organe, bei der ein Blutgerinnsel (= Thrombus) in eine Lungenarterie gelangt und diese verschließt. Vor allem bettlägerige und ältere Menschen sind häufig von einer Embolie betroffen. Der Verschluss der Arterie kann schwerwiegende bis sogar lebensbedrohliche Konsequenzen für den Patienten haben. Daher sind eine rechtzeitige Diagnose und Therapie von entscheidender Bedeutung. Mit der richtigen Prophylaxe und Berücksichtigung der Risikofaktoren kann einer drohenden Erkrankung im Rahmen der Pflege jedoch erfolgreich entgegengewirkt werden.

Wie entsteht eine Lungenembolie?

Bei der Lungenembolie handelt es sich um eine internistische Akuterkrankung. Dabei verstopft meistens ein Blutgerinnsel eine Lungenarterie (= Arteria pulmonalis) oder ihre Äste. Somit liegt die Verstopfung bei einer Lungenembolie in den Lungengefäßen, über die das sauerstoffarme Blut vom Herzen in die Lunge gelangt.

In 80 Prozent aller Fälle handelt es sich dabei um einen Thrombus. Das ist ein Blutgerinnsel aus den Bein-Becken-Venen, das mit dem Blutstrom fortgeschwemmt wird und so nach oben in die Lunge gelangt. Auch können Blutgerinnsel aus dem rechten Vorhof des Herzens, die sich aufgrund eines Vorhofflimmerns an dieser Stelle gebildet haben, eine Lungenembolie verursachen.

Löst sich ein Gerinnsel, so wird es durch die Blutlaufbahn weiter über die Hohlvene und den Vorhof des Herzens bis hin zur Lungenarterie getragen. Diese verästelt sich in immer enger werdende Lungengefäße, sodass der Thrombus irgendwann stecken bleibt und eine Embolie verursacht.

Die Lungenarterie kann in seltenen Fällen aber auch von einer Luftblase, Fruchtwasser oder Fett zugesetzt sein. Der Abgang des Blutgerinnsels oder des anderen Fremdmaterials wird meistens durch eine bestimmte körperliche Anstrengung ausgelöst, wie zum Beispiel:

  • Stuhlgang
  • Aufstehen aus dem Bett
  • Geburt
  • Überanstrengung

Aber auch bei Operationen oder in Folge von äußeren Traumata, wie etwa durch einen Unfall, können verschiedene Embolien entstehen. In seltenen Fällen sind auch Fremdkörper in den Blutgefäßen der Auslöser für eine Lungenembolie.

Lebensbedrohliche Komplikationen

Ungefähr 60 bis 70 von 100.000 Deutschen erkranken jährlich an einer Lungenembolie. Je nachdem, ob das Gerinnsel nur ein kleines Lungengefäß verschließt oder eine größere Lungenarterie verstopft, treten verschiedene Komplikationen auf.

Generell gilt: Die Lungenembolie ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, da durch den Verschluss häufig die Sauerstoffversorgung eingeschränkt wird. So kann es zu einem Lungeninfarkt kommen. Dabei stirbt der von der Embolie betroffene Lungenanteil ab. Auch kann durch die Embolie eine Lungenentzündung (= Pneumonie) entstehen. Das liegt an der stärkeren Ausbreitung von Bakterien in Folge der eingeschränkten Belüftung der Lunge.

Als weitere Komplikationen einer Lungenembolie können verschiedene Herzprobleme auftreten. Die Embolie liegt meistens im rechten unteren Lungenlappen. So muss die rechte Herzhälfte mehr leisten, da sie gegen einen erhöhten Druck pumpt. Dabei erhält die Lunge häufig nicht ausreichend Blut, wodurch zu wenig Sauerstoff in den Organismus gelangt. Infolgedessen wird auch die Herzmuskulatur unterversorgt und die Leistung nimmt ab. Dies führt zu Herzrhythmusstörungen. Im schlimmsten Fall kommt es zu Herzversagen.

Lungenembolie: Symptome schnell erkennen

Eine Lungenembolie ist oftmals lebensgefährlich, da sie je nach Größe des Verschlusses unbemerkt bleiben kann und nach nur wenigen Stunden zum Tod führt. Deshalb kommt es darauf an, die Krankheit frühzeitig zu erkennen, um im Ernstfall schnell reagieren zu können. Je rascher der Arzt oder das Pflegepersonal die Erkrankung diagnostiziert, desto besser sind auch die Überlebenschancen des Patienten und die Aussicht auf Erfolg bei seiner anschließenden Genesung.

Die Symptome der Lungenembolie hängen von dem Ausmaß der verstopften Arterie sowie dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten ab. Sie können deshalb sehr unspezifisch ausfallen. Grundsätzlich gilt: Je größer der betroffene Lungenabschnitt ist, der nicht mehr ausreichend versorgt wird, desto stärker fallen die Krankheitszeichen aus.

Häufig treten bei den Patienten jedoch folgende Symptome auf:

  • Brustschmerzen beim Atmen
  • Angst und Gefühl der Beklemmung
  • beschleunigter Herzschlag, Herzstolpern, Herzrasen
  • Atemnot, pfeifende Atmung oder Kurzatmigkeit, erhöhte Atemfrequenz
  • Husten, manchmal auch mit blutigem Auswurf
  • niedriger Blutdruck
  • Schweißausbrüche
  • kreislaufbedingter Schock (Ohnmacht, Schwindel)

Bei einem besonders schweren Verschluss der Lungenarterie (= fulminante Lungenembolie) leidet der Patient meist unter einer plötzlich auftretenden, starken Luftnot, wodurch der Kreislauf versagt. In diesen Fällen müssen die Patienten umgehend beatmet oder sogar wiederbelebt werden.

Falls die Embolie der Lunge aus einer Thrombose des Beines resultiert, können zudem Beschwerden im Bein hinzukommen. Dazu gehören zum Beispiel Schmerzen und Schwellungen oder ein Überwärmen der betreffenden Region.

Was sind Risikofaktoren für Thrombose und Lungenembolie?

Die Entstehung eines Thrombus kann auf drei ursächliche Faktoren zurückgeführt werden, die alle mit bestimmten Veränderungen des Blutes und der Gefäße zusammenhängen. Diese drei Kardinalfaktoren, die sogenannte Virchow-Trias, ist von immenser Bedeutung für die Entstehung einer Lungenembolie. Die daran beteiligten Faktoren sind:

1. Verlangsamung des Blutflusses

Fehlende Bewegung wirkt sich negativ auf den Blutfluss und die Gefäße aus. In der Regel unterstützt die Bewegung der Muskulatur die Venen dabei, das Blut entgegen der Schwerkraft in Richtung des Herzens zu pumpen. Fehlt Bewegung, zum Beispiel aufgrund einer Ruhigstellung der Gliedmaße oder durch die Bettlägerigkeit der betroffenen Person, steigt das Risiko der Entstehung von Thrombosen. Dies gilt zum Beispiel für:

  • Frischoperierte
  • Patienten mit Lähmungen
  • Wöchnerinnen
  • körperlich inaktive Senioren

Ein erhöhtes Risiko besteht aber auch schon bei langem Sitzen mit angewinkelten Beinen, zum Beispiel bei langen Flügen oder Busreisen.

2. Veränderung oder Verletzung der Innenwand des Blutgefäßes

Bei Operationen oder durch verschiedene Traumata kann es zu kleinsten Verletzungen der Blutgefäße kommen, durch die sich Thromben leichter entwickeln können. Ebenfalls können sich Entzündungen in derselben Körperregion auf die Beschaffenheit der Gefäße auswirken. Auch ein Katheter in einer großen Vene, der zur Verabreichung von Nährstoffen oder Medikamenten dient, kann ein erhöhtes Risiko darstellen.

3. Veränderte Zusammensetzung des Blutes mit erhöhter Gerinnungsneigung

Vor allem Blutgerinnungsstörungen (zum Beispiel Hyperkoagulabilität), Herzinsuffizienz, Krebserkrankungen oder die Einnahme verschiedener Medikamente, wie die Anti-Baby-Pille, wirken sich auf die Zusammensetzung des Blutes aus und steigern das Risiko auf dessen Verdickung.

Auch die hormonellen Veränderungen durch eine Schwangerschaft erhöhen das Thrombose-Risiko. Ebenso kann eine Behandlung mit Testosteron Einfluss auf die Thrombose-Gefahr haben.

Zu weiteren Risikofaktoren zählen zudem starkes Übergewicht (= Adipositas), fortgeschrittenes Lebensalter, insbesondere ab 60 Jahren, Diabetes und das Rauchen. Ein erhöhtes Risiko an einer Thrombose oder auch Lungenembolie zu erkranken, liegt auch dann vor, wenn die Thrombose schon einmal aufgetreten ist oder auch Familienmitglieder bereits daran erkrankt sind.

Lungenembolie: Die richtige Diagnose

Die Diagnose einer Lungenembolie ist für den behandelnden Arzt meistens schwer zu stellen. Wichtig ist dabei die Differenzialdiagnose, bei der der Arzt Erkrankungen mit ähnlicher Symptomatik nach und nach ausschließt, um so eine endgültige Diagnose zu fällen und schnellstmöglich die richtige Therapie zu verordnen.

Hierfür ist es auch von Bedeutung, die Ursache der Embolie abzuklären und zu wissen, ob Risikofaktoren auf den Betroffenen zutreffen. Dazu gehört beispielsweise eine durchgeführte Operation oder eine bestehende Thrombose in den Beinen. Diese kann der Arzt durch ein Ultraschallverfahren feststellen.

Körperliche Untersuchung und Laboranalyse

Zunächst führt der Arzt eine Befragung und körperliche Untersuchung bei dem Patienten durch, um eine auffällige Atemnot (= Dyspnoe) oder eine beschleunigte Atmung (= Tachypnoe) festzustellen. Hierfür hört der Mediziner die Lunge und das Herz ab. Zudem misst er den Puls sowie Blutdruck und kontrolliert so den Herzschlag.

Um weitere Hinweise auf eine Lungenembolie zu sammeln, wird eine Blutgasanalyse durchgeführt, bei der das arterielle Blut auf verschiedene Parameter wie den Sauerstoff- und Kohlendioxidgehalt getestet wird. Im Labor werden der Gerinnungsparameter und weitere Werte vor einer Gabe von Heparin, also einem gerinnungshemmenden Medikament, ermittelt. D-Dimere weisen zum Beispiel darauf hin, ob im Körper Blutgerinnsel abgebaut werden. Ein unauffälliger Befund schließt eine Embolie der Lunge nahezu aus.

Zudem kann der Arzt mit einem EKG Veränderungen des Herzschlags feststellen, die aber oftmals nicht spezifisch sind. Die Echokardiografie gibt Hinweise auf den Schweregrad der Lungenembolie. Das aber nur, wenn die Embolie bereits diagnostiziert wurde, da der Ultraschall charakteristische Veränderungen des Herzens aufzeigt, wenn dieses unter akuter Druckbelastung steht.

Bildgebende Verfahren

Eine sichere Diagnose erhält man durch die bildliche Darstellung der Gefäße. Die Röntgenaufnahme des Thorax wird jedoch nur selten durchgeführt, da sie meist unauffällig ist und die Lunge nur in etwa 40 Prozent der Fälle pathologisch verändert erscheint. Eine spätere Herzverbreiterung oder Pleuraergüsse (Flüssigkeit in der Lunge) kann der Arzt durch diese Methode aber einfach nachweisen.

Durch die Computertomografie (CT-Angiografie) erfolgt meistens die genaueste Diagnostik, da mit dieser Technik die Darstellung von Thromben und Arterien in hoher Spezifität ermöglicht wird. Alternativ dazu kann eine Darstellung der Lungendurchblutung mit radioaktiven Stoffen, die Perfusionsszintigrafie, Aufschluss über die Erkrankung geben.

Lungenembolie Therapie: Was ist zu tun?

Falls bei der Pflege von älteren Personen oder immobilen Patienten im Krankenhaus Symptome auftreten, die auf eine Lungenembolie schließen lassen, sollte sofort ein Notarzt verständigt werden. Bis dahin gilt es, den Patienten so wenig wie möglich zu bewegen. Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand muss der Patient umgehend wiederbelebt und gegebenenfalls künstlich beatmet werden.

Klagt er über Atemnot, kann eine Lagerung mit leicht erhöhtem Oberkörper sowie die Gabe von Sauerstoff Hilfe verschaffen. Der Arzt verabreicht, je nach auftretenden Symptomen, zunächst Schmerz- oder Beruhigungsmittel sowie Medikamente, die den Kreislauf stabilisieren. Die weiteren Therapieziele sind:

  • Verhinderung Wachstum des Gefäßpfropfens (= Embolus)
  • Auflösung desselben
  • Rezidivprophylaxe, also das Verhindern einer erneuten Embolie

Heparin setzt der Arzt ein, um weitere Thromben vorzubeugen und die Gerinnung des Blutes zu hemmen, da das Gerinnsel in der Lunge bei weniger schweren Embolien vom Körper selbst abgebaut wird. Diese Akutbehandlung mit Heparin geht meistens über sieben bis zehn Tage. Sie und alle weiteren Therapien, um weitere Thrombosen zu verhindern, werden mit einer anschließenden medikamentösen Behandlung fortgeführt. Dies kann mehrere Monate oder sogar Jahre andauern.

Bei schweren Lungenembolien werden Medikamente über eine Vene verabreicht, die das Blutgerinnsel in der Lunge auflösen sollen. Diese Behandlungsmethode setzt der Arzt ein, wenn das Herz des Patienten zu stark belastet wird und droht zu versagen. Eine Alternative ist die Katheter-Behandlung, bei der ein eingesetzter Katheter den Thrombus mechanisch zerkleinert. Diese kleinen Thromben kann der Körper dann meistens eher abbauen. Auch besteht die Möglichkeit, die Gerinnsel durch eine über den Katheter verabreichte Lysetherapie medikamentös aufzulösen.

Wenn diese Therapien nicht anschlagen, kann der Arzt das Blutgerinnsel mit einer offenen Operation entfernen. Hierfür wird der Patient an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen.

Prophylaxe: Wie kann eine Embolie durch pflegerische Maßnahmen verhindert werden?

Da eine Lungenembolie meistens in Folge von zu wenig Bewegung, aufgrund von Bettlägerigkeit oder durch eine Ruhigstellung auftritt, ist es gerade in der Pflege wichtig, die Betroffenen frühzeitig zu mobilisieren. Auch Krankengymnastik und der Erhalt der Selbstständigkeit, besonders bei älteren Menschen, sind wichtige Faktoren, um einer Thrombose entgegenzuwirken.

Der Betroffene kann verschiedene Übungen, wie zum Beispiel die „Muskelpumpe“ auch im Sitzen regelmäßig durchführen. Durch das gezielte An- und Entspannen der Muskeln zirkuliert das Blut im Körper besser. So vermindert sich das Risiko einer Gerinnsel-Entstehung.

Häufig führt auch Flüssigkeitsmangel zu einer Verdickung des Blutes und zu Thrombose-Gefahr. Insbesondere bei älteren Menschen gilt es deshalb darauf zu achten, dass diese sich nicht nur ausreichend bewegen, sondern auch genügend trinken. Zudem sollte das Rauchen eingestellt und andere für den Körper belastende Faktoren, wie beispielsweise Übergewicht, reduziert werden.

Um das Risiko einer Thrombose in den Bein-Becken-Venen und einer anschließenden Lungenembolie zu senken, gibt es im Krankenhaus als Prophylaxe verschiedene Mittel, die der Arzt nach einer Operation verordnet. Dazu zählen Kompressionsstrümpfe und die Gabe von Low-dose-Heparin in Form von Thrombosespritzen, die die Bildung von Blutgerinnseln verhindern sollen.

Nach einer Lungenembolie: Wie funktioniert die Rehabilitation von Embolie-Patienten?

Nach einer überstandenen Lungenembolie kommt es im Anschluss an die Akuttherapie vor allem darauf an, die Bildung weiterer Thromben zu verhindern. Dies geschieht durch die Rezidivprophylaxe, eine medikamentöse Therapie, die je nach Gesundheitszustand mehrere Monate wie auch Jahre andauern kann. Je nach Ausmaß der Lungenembolie fällt auch die Prognose und Rehabilitation des Patienten aus.

Eine Reha kann beispielsweise als Langzeittherapie, insbesondere bei älteren Menschen wie auch bei immobilen Patienten, die richtige Lösung sein, um eine erneute Erkrankung zu verhindern. In der Pflege der Patienten, ob in der Reha, im Krankenhaus oder zu Hause ist aber nicht nur die richtige medikamentöse Therapie wichtig, sondern vor allem auch eine gezielte Bewegungstherapie.

Durch verschiedene Übungen lernen die Patienten entweder, wieder selbstständig mobil zu werden oder bekommen bei bleibender Immobilität durch das Pflegepersonal und geeignete Krankengymnastik Unterstützung. Auch das Tragen von Kompressionsstrümpfen, eine aufrechte Liegeposition und ausreichendes Trinken sind Grundbausteine der Rehabilitation.

Sofern die Lunge oder das Herz bleibende Schäden von der Lungenembolie getragen haben, werden zusätzliche Medikamente verordnet. Physiotherapie und Sporteinheiten können die Lungenfunktion wieder verbessern. Hierzu zählen unter anderem Reha-Schwimmkurse oder Inhalationstherapien.

Ziel ist es auch, den Patienten zu animieren, Risikofaktoren wie Rauchen oder Übergewicht zu minimieren, um erneute Gerinnsel zu verhindern. Häufig bekommen Betroffene daher nicht nur pflegerische Unterstützung, sondern auch psychologische Hilfe gestellt.