Herzmuskelentzündung: Myokarditis bei Pflegepatienten

Pflegepatienten mit geschwächtem Immunsystem sind besonders betroffen
©pikselstock - stock.adobe.com
Inhaltsverzeichnis

Unabhängig vom Patientenalters kann sich aus verschiedenen Grunderkrankung (Grippe, Mandelentzündung usw.) eine Myokarditis (Herzmuskelentzündung) entwickeln. Die Auswirkungen dieser Erkrankung sollten auf keinen Fall unterschätzt werden.

Was ist eine Myokarditis?

Bei einer Myokarditis handelt es sich um eine chronische oder akute Entzündung des Herzmuskels.

Wissenswert

Wie viele Menschen in Deutschland jährlich tatsächlich von einer Myokarditis betroffen sind, ist nicht erwiesen, da viele nur von einer leichten Form betroffen sind und deswegen überhaupt nicht zum Arzt gehen. Andere zeigen einen derartig asymptomatischen Verlauf, dass eine Myokarditis nicht als solche erkannt wird.

Achtung

Bei einem schweren Verlauf einer Herzmuskelentzündung kann sich eine Herzrhythmusstörung oder eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) beim Erkrankten entwickeln.

Welche Myokarditis-Formen gibt es?

  • Infektiöse Myokarditis (Die infektiöse Myokarditis wird durch Bakterien, Viren, Pilze, Protozoen oder Parasiten ausgelöst.)
  • Autoimmunmyokarditis (Kann durch eine rheumatische Arthritis, eine entzündliche Darmerkrankung oder Vaskulitiden ausgelöst werden.)
  • Akute rheumatische Myokarditis (Das Entstehen dieser Erkrankung kann durch Chemotherapeutika oder rheumatisches Fieber begünstigt werden.)
  • Toxische Myokarditis (Eine toxische Myokarditis kann bei Drogensüchtigen auftreten oder bei Vergiftungen durch Arsen, Ethanol und/ oder Lithium.)
  • Hypersensitivitätsmyokarditis/ eosinophile Myokarditis (Eine eosinophile Myokarditis kann durch verschiedene Medikamente, wie z. B. Penicillin, Clozapin, Antirheumatika, trizyklische Antidepressiva, Methyldopa (Blutdrucksenker) usw. ausgelöst werden.)
  • Myokarditis durch physikalische Noxen: Patienten, die von einem Hitzschlag (Hitzeerschöpfung), Bestrahlung oder einer Hypothermie betroffen waren, können ebenfalls eine Herzmuskelentzündung entwickeln.

Herzmuskelentzündung (Myokarditis): Was sind typische Symptome?

Gut fünfzig Prozent aller an einer Herzmuskelentzündung erkrankten Menschen leiden an einer sogenannten infektiösen Myokarditis. Diese kann zum Beispiel durch eine Vorerkrankung, wie einem grippalen Infekt ausgelöst werden.

Achtung

Zeigen sich neben den typischen Beschwerden der Vorerkrankung folgende Symptome, sollte die Pflegekraft hellhörig werden:

  • Der Patient berichtet von einer bleiernen Erschöpfung, einem starken Schwächegefühl und/o der einer zunehmenden Müdigkeit.
  • Die Belastungsgrenze des Patienten sinkt rapide ab und das innerhalb eines kurzen Zeitraums.
  • Der zu betreuende Senior zeigt bei starker Belastung Atemnot.
  • Der Patient zeigt einen starken Gewichtsverlust und hat kaum oder gar keinen Appetit.
  • Der alte Mensch hat Schmerzen im Schulter- und Nackenbereich.
  • An Myokarditis erkrankte Menschen berichten von starkem Herzklopfen oder Herzrasen. Andere haben mit einer a-typischen Angina Pectoris zu kämpfen.

Achtung

Eine Herzmuskelentzündung kann eine Tachykardie (Herzrasen) oder unregelmäßigen Herzschlag auslösen!

Was ist eine infektiöse Herzmuskelentzündung?

Eine Herzmuskelentzündung gilt als infektiös, wenn es sich bei dem Auslöser um Krankheitserreger, wie z. B. Viren handelt.

Wissenswert

Gerade wenn Senioren von Virusinfektionen, wie z. B. Durchfallerkrankungen, grippalen Infekten, Erkältungen oder Herpes betroffen sind/waren, sollten sie unbedingt genau beobachtet werden, da hier das Risiko am größten ist, dass diese eine infektiöse Myokarditis entwickeln. Dasselbe gilt bei Borreliose, einer Sepsis oder einer Mandelentzündung, da auch hier Bakterien das Entstehen einer infektiösen Herzmuskelentzündung begünstigen können.

Achtung

Auch Pilzinfektionen können ebenfalls zu einer Herzmuskelentzündung führen. Vor allem Menschen, die eine Chemotherapie frisch durchlaufen haben oder immun-suppressive Medikamente einnehmen müssen, gehören zur besonders gefährdenden Risikogruppe. Wenn es auch selten vorkommt, doch auch Parasiten oder einzellige Organismen können ebenfalls der Grund für das Auftreten einer Myokarditis sein.

Was ist eine nicht-infektiöse Kardiomyopathie?

Eine Herzmuskelentzündung wird als nicht-infektiös bezeichnet, wenn es sich bei dem Auslöser bzw. dem auslösenden Faktor um keinen Krankheitserreger handelt. Einer der Ursachen für eine nicht-infektiöse Kardiomyopathie wären z. B. ein fehlreguliertes Immunsystem, wodurch es zu einer Autoimmun-Myokarditis kommt. Auslöser für diese Form der Herzmuskelentzündung können rheumatische Erkrankungen oder Gefäß- bzw. Bindegewebsentzündungen sein.

Krankheiten, bei dem eine Strahlentherapie im Brustbereich des Patienten erfolgt, können ebenfalls das Entstehen einer nicht-infektiösen Herzmuskelentzündung begünstigen.

Wissenswert

Kann kein direkter Auslöser der Herzmuskelentzündung gefunden werden, dann wird der Arzt von einer sogenannten idiopathischen Fiedler-Myokarditis reden.

Welche Auswirkungen und Folgen kann eine Kardiomyopathie-Erkrankung haben?

Eine Kardiomyopathie ist immer eine Erkrankung, die man ernstnehmen muss. Vor allem, wenn das Herz des Betroffenen bereits vorgeschädigt ist oder sich dieser nicht entsprechend schont. Mögliche Folgeerkrankungen, die durch eine Myokarditis auftreten können, sind:

Kardiomyopathie: Die Diagnostik

Besteht bei einem zu betreuenden geriatrischen Patienten der Verdacht, dass dieser von einer Herzmuskelentzündung betroffen ist, ist ein sofortiger Kontakt mit dem Hausarzt notwendig. Verhärtet sich der Verdacht, wird dieser den Betroffenen zu einem Facharzt für Kardiologie überweisen.

Der Facharzt für Kardiologie wird als Erstes die Krankheitsgeschichte des Patienten erheben – Stichwort: Anamnese. Dabei wird der Arzt dem Erkrankten nach seinen genauen Beschwerden fragen und wissen wollen, ob dieser kürzlich von einem Virusinfekt (z. B. Durchfallerkrankung, Grippe usw.) betroffen war. Weitere wichtige Informationen für den Facharzt sind die Grunderkrankungen, gegen die der Patient aktuell behandelt wird. Natürlich ist es für den Kardiologen notwendig zu erfahren, ob der Erkrankte bereits am Herzen operiert wurde.

Die körperliche Untersuchung

Ist die Anamnese abgeschlossen, erfolgt die körperliche Untersuchung des Patienten. Im ersten Schritt wird der Arzt die Lunge und das Herz des Betroffenen abhören. Das Messen von Puls und Blutdruck sind obligatorisch, genauso wie das Abklopfen des Brustkorbs.

Wissenswert

Bei der körperlichen Untersuchung wird der Kardiologe genau darauf achten, ob beim Patienten bereits die Symptome einer Herzschwäche wahrzunehmen sind. Derartige Symptome wären z. B. eine Zyanose oder Ödeme. Kann bei der körperlichen Untersuchung der Myokarditis-Verdacht nicht ausgeschlossen werden, erfolgen weitere Untersuchungen.

Elektrokardiografie (EKG) zur Messung der Herzaktivität

Eine Elektrokardiografie, kurz EKG, ist bei einem Myokarditis-Verdacht eine äußerst effiziente Untersuchungsmethode, da mit ihr die elektrische Aktivität des Herzens überprüft werden kann. Sind hier Veränderungen sichtbar, wie z. B. Herzrhythmusstörungen, Herzrasen usw., dann ist eine Langzeitmessung der Herzaktivität ratsam. Eine Langzeitmessung deswegen, um zu ermitteln, ob die Herzaktivitäten langfristig aus dem Takt sind. Ist das der Fall, ist davon auszugehen, dass der Patient bereits an den ersten Folgeschäden einer Myokarditis leidet.

Echokardiografie zur Überprüfung des Herzens

Trotz positiver Diagnose, wird immer noch ein Herzultraschall (Echokardiografie) erfolgen, um den Zustand des Herzmuskels beurteilen zu können. Durch den Herzultraschall werden verschiedene krankhafte Veränderungen des Herzmuskels sichtbar, wie z. B.

  • Vergrößerte Herzkammern
  • Pumpschwäche des Herzens
  • Flüssigkeit zwischen Herzmuskel und Herzbeutel
  • Perikarderguss usw.

Herzmuskelentzündung: Die Blutuntersuchung

Bei einer Myokarditis Untersuchung wird der Arzt dem Patienten auch Blut abnehmen, um dieses im Labor untersuchen zu lassen. Sind die BSG-, CRP- und Leukozyten-Werte recht hoch, ist das ein deutlicher Hinweis dafür, dass der Patient eine Entzündung im Körper hat. Des Weiteren wird das Labor im Blut nach Herzenzymen suchen. Diese werden vom menschlichen Körper nämlich im Falle einer Herzmuskelentzündung freigesetzt. Natürlich wird das Blut des Patienten auch auf eventuell vorhandene Antikörper gegen bestimmte Bakterien und Viren untersucht, um eine Erkrankung nachzuweisen.

Reichen die bisherigen Untersuchungen nicht aus, damit der Arzt ein genaues Bild vom Zustand des Erkrankten bekommt, wird er noch ein MRT anordnen. Mittels Kernspintomografie bzw. Magnetresonanztomografie kann der Kardiologe genau sehen, welche Areale des Herzens geschädigt bzw. entzündet sind.

Die Myokardbiopsie

Abhängig von verschiedenen Faktoren kann manchmal eine Myokardbiopsie notwendig werden. Dabei wird dem Patienten ein Stück Herzgewebe entnommen. Dieses wird anschließend im Labor auf eventuell vorhandene Krankheitserreger und/ oder Entzündungszellen untersucht.

Myokarditis: Die Behandlung

Wie die Behandlung eines Myokarditis-Patienten ausfällt, hängt vom Auslöser der Erkrankung (z. B. Virus, Erreger usw.) und dessen Symptomen hab. Doch unabhängig vom Auslöser ist bei der Myokarditis-Behandlung körperliche Schonung das A und O.

Wissenswert

Leidet ein pflegebedürftiger Patient an einer schweren Form einer Herzmuskelentzündung, muss er ins Krankenhaus eingewiesen werden. Dort kommt er direkt auf die Intensivstation, wo seine Vitalwerte konstant überwacht werden.

Ist der aufgrund einer Herzmuskelentzündung länger bettlägerig, obliegt es der Pflegekraft, darauf zu achten, dass er konstant seine Thrombosestrümpfe trägt. Zudem müssen dem Betroffenen oft intravenöse Blutgerinnungshemmer verabreicht werden, um das Thrombose-Risiko zu reduzieren.

Achtung

Während der Akutphase einer Myokarditis und sogar Wochen später darf sich der Betroffene nicht überbelasten. Dieses Gebot gilt solange, solange noch die Symptome einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz) bestehen beziehungsweise, bis der Patient vom Arzt das OK bekommt, dass eine Vollbelastung wieder möglich ist.

Herzmuskelentzündung: Die medikamentöse Therapie

Sind die Auslöser der Myokarditis Viren, ist keine medikamentöse Therapie möglich, da es keine antiviralen Medikamente gibt. Dem Patienten wird in so einem Fall nur Bettruhe und Schonung verordnen.

Wurden Bakterien als Grund für die Herzmuskelentzündung gefunden, wird der Arzt dem Betroffenen Antibiotika oder Penicillin verschreiben. Bei einer Myokarditis, die durch Pilze hervorgerufen wurden, bekommt er Antiprotozoika oder Antimykotika.

Wissenswert

Nur in wenigen Fällen bekommt der Patient Kortison verordnet.

Wie lange dauert es bis eine Herzmuskelentzündung ausgeheilt ist?

Wie lange ein Patient benötigt, bis seine Myokarditis-Erkrankung komplett ausgeheilt ist, lässt sich nicht genau sagen. Durchschnittlich ist aber von ungefähr sechs Wochen auszugehen.

Achtung

Auch dann, wenn der Betroffene sich wieder gesund fühlt, sollte er sich dennoch für ein paar Wochen jegliche körperliche Anstrengung meiden, um Spätfolgen auszuschließen, wie z. B. eine chronische Herzmuskelentzündung.

Myokarditis Prävention

Um das Risiko einer Myokarditis Erkrankung zu reduzieren, gibt es verschiedene Präventionsmaßnahmen:

  • Grippale Infekte müssen gut auskuriert werden.
  • Bei Fieber ist körperliche Anstrengung tabu.
  • Eine regelmäßige Auffrischung aller Standardimpfungen ist ratsam.
  • Bakterielle Entzündungen der Haut, der Schleimhaut oder der Atemwege sind zeitnah mit Antibiotika zu behandeln.

Achtung

Wer schon einmal von einer Herzmuskelerkrankung betroffen war, ist anfälliger für eine Re-Infektion – Stichwort: rezidive Erkrankung.

Pflegekräfte, die Senioren mit einer Herzmuskelerkrankung betreuen, sollte den Zustand des Patienten genau dokumentieren. Bei deutlichen Verschlechterungen ist sofort der Hausarzt gegebenenfalls der Notarzt zu verständigen. Im Pflegehandbuch der jeweiligen Einrichtung kann genau nachgelesen werden, welche Pflegestandards und Maßnahmen in so einem Fall eingehalten werden müssen.