Jede Pflegekraft sollte wissen, dass mit zunehmenden Alter des Patienten auch dessen Immunsystem immer schlechter arbeitet. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es selbst bei scheinbar „banalen“ Infekten zu ernsten Folgeerkrankungen kommt. Eine dieser möglichen Folgeerkrankungen ist eine Endokarditis.
Was ist eine Endokarditis?
Bei einer Endokarditis handelt es sich um eine Entzündung des Endokards (Herzinnenhaut).
Welche Formen der Endokarditiden gibt es?
- Infektiöse Endokarditis: Eine Infektiöse oder bakterielle Endokarditis wird entweder durch Pilze oder Bakterien (z. B. Staphylokokken) ausgelöst. Es gibt zwei unterschiedliche Arten der infektiösen Endokarditis:
- Infektiöse Endokarditis mit akutem Verlauf (Der Zustand des Kranken wird rapide schlechter)
- Endokarditis lenta (Die Symptome der Krankheit machen sich ähnlich wie bei Parkinson schleichend bemerkbar.)
- Nicht-infektiöse Endokarditis: Bei einer nicht-infektiösen Endokarditis kommt es zu einer Entzündung der Herzinnenhaut, ohne, dass Krankheitserreger direkt daran beteiligt sind. Eine nicht-infektiöse Endokarditis kann z. B. durch einen Eingriff am Herzen oder rheumatisches Fieber ausgelöst werden.
- Rheumatische Endokarditis: Eine rheumatische Endokarditis entsteht infolge einer Bakterieninfektion (Rachenentzündung, Mandelentzündung usw.). Sie tritt meist ein bis drei Wochen nach der eigentlichen Infektion auf.
Welche Symptome zeigen Patienten mit einer rheumatischen Endokarditis?
- Rheumatisches Fieber
- Abwechselnde Entzündungen in verschiedenen Gelenken
- Hautausschläge
- Knötchen
- Herzrhythmusstörungen
Was ist der Auslöser von rheumatischen Endokarditiden?
Der Auslöser einer rheumatischen Endokarditis ist genau genommen das Immunsystem des Patienten, das irrtümlich versehentlich die eigenen Körperzellen angreift. Die rheumatische Endokarditis gehört in die Kategorie „Autoimmunerkrankung“.
- Libman-Sacks-Endokarditis: Zu einer Libman-Sacks-Endokarditis kann es aufgrund eines systemischen Lupus erythematodes kommen. Hierbei handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, die den rheumatischen Formenkreis zugeordnet wird. Bei dieser Endokarditis-Form kommt es zu Fibrinthromben an den Herzklappen. Zudem treten beim Patienten Entzündungen auf.
- Löffler–Endokarditis: Bei einer Löffler-Endokarditis kommt es zu einer Verdickung der Herzinnenhaut. Dort lagern sich sogenannte Eosinophile Granulozyten ab. Zu einer Löffler Endokarditis kommt es meist in Folge des Löffler-Syndroms, einer entzündlichen Lungenerkrankung.
Endocarditis: die Symptome
Infektiöse Endokarditis ausgelöst durch Staphylokokken (Hier treten die Symptome rasch auf)
- Bewusstseinsstörungen
- Muskelschmerzen
- Fieber
- Gelenkschmerzen
- Tachykardie
- Schüttelfrost
Endocarditis lenta (subakut)
- Der Patient hat leichtes Fieber.
- Der Betroffene zeigt Einblutungen in den Augen.
- Der Betroffene berichtet von einem Schwächegefühl, das nicht zu geordnet werden kann.
- Osler-Knötchen (an den Zehen und Fingern zeigen sich Hautknötchen.
- Der Betroffene hat kaum oder keinen Appetit.
- Beim Betroffenen sind Petechien sichtbar.
- Der Kranke verliert innerhalb kurzer Zeit deutlich an Gewicht.
Nicht-Infektiöse Endokarditis
- Brustschmerzen
- Beschleunigter Herzschlag
- Rheumatisches Fieber
- Schmerzen im Gelenk, die von einem zum anderen wandern können.
Was kann das Entstehen einer Endokarditis begünstigen?
Die Ursachen einer bakteriellen Endokarditis
- Bakterien (Streptokokken, Staphylokokken, Enterokokken usw.)
- Pilze (Pilzinfektionen sind äußerst selten)
- Das Einsetzen von”infizierten” Klappenprothesen
Das Entstehen einer bakteriellen Endokarditis wird vor allem dadurch begünstigt, wenn die Herzinnenhaut bereits vorgeschädigt ist z. B. durch einen erworbenen oder angeborenen Herzfehler. Dadurch kann es zu unnatürlichen Blut-Verwirbelungen kommen. Auch Operationen am Herzen, insbesondere dann, wenn dabei Fremdkörper, wie z. B. Herzschrittmacher, Herzkatheder usw., eingesetzt werden, können das Entstehen einer Endokarditis begünstigen.
Die Diagnostik
In der Regel wird der Patient als erstes seinen Hausarzt aufsuchen. Kann dieser andere Erkrankungen ausschließen, wird er diesen zu einem Facharzt für Kardiologie überweisen. Zu Beginn der Endokarditis-Untersuchung beim Facharzt erfolgt eine umfassende Anamnese. Der Kardiologie-Facharzt wird hierfür als erstes den Patienten danach fragen, ob er bereits einen Eingriff am Herzen hatte oder an einem diagnostizierten Herzfehler leidet. Natürlich wird der Betroffene auch umfassend zu eventuellen Familienkrankheiten befragt. Natürlich will der Arzt auch wissen, ob der Patient andere Operationen die letzte Zeit durchlaufen hat, von Infektionen betroffen war oder eventuell Drogen konsumiert. Hat der Arzt alle Informationen, erfolgt die körperliche Untersuchung. Dabei wird der Arzt das Herz mit dem Stethoskop abhören und die Körpertemperatur messen.
Kommt der Verdacht auf, dass der Patient tatsächlich von einer Endokarditis betroffen ist, wird der Arzt eine Echokardiografie anordnen. Werden von dem Arzt Auffälligkeiten festgestellt bzw. gehört der Betroffene zu den Risikopatienten, erfolgen weitere Untersuchungen, wie z. B. ein transöso-phageales Echokardiogramm, da sich darüber das Herz genauer abbilden lässt als bei einer klassischen Ultraschalluntersuchung.
Blutuntersuchungen gehören auch zur Endokarditis Diagnostik, um in den Blutkulturen den Auslöser bzw. den Krankheitserreger zu finden.
Kann der Arzt immer noch keine klare Diagnose abgeben, erfolgt ein weiteres bildgebendes Verfahren, das MRT (Magnetresonanztomografie). Schlimmstenfalls kommt es zu einer Endokardiobiopsie, dabei wird dem Patienten eine Gewebeprobe aus dem Herzen entnommen. DA es sich hierbei um einen „operativen“ Eingriff handelt, wird der Patient hierfür ins Krankenhaus überwiesen. Dort wird er über alle Informationen bezüglich eventueller Komplikationen, die bei der Endokardiobiopsie auftreten können. Zudem muss der Patient bezüglich Datenschutz einige Papiere unterschreiben, um dem Krankenhaus zu erlauben, dass es in Kontakt mit dem behandelten Arzt treten darf, um diesen über die Ergebnisse der Untersuchung zu informieren.
Behandlung: Welche Möglichkeiten gibt es?
Welche Therapie für den Endokarditis Patienten sinnvoll ist, hängt vom Auslöser der Erkrankung ab. Handelt es sich z. B. um eine bakterielle Endokarditis ist eine Antibiotikatherapie (z. B. Penicillin, Vanomycin usw.) am sinnvollsten.
Ist der Patient von einer nicht-infektiösen Endokarditis betroffen, wird er meist mit Kortison behandelt, um die Autoimmunreaktion zu bremsen. Alternativ können auch entzündungshemmende Medikamente verabreicht werden. Wurde durch eine Endokarditis die Herzklappe weitestgehend zerstört, muss diese durch eine künstliche ersetzt werden.
Welche Folgen kann eine Endokarditis nach sich ziehen?
- Die Herzklappe nimmt Schaden bzw. wird zerstört.
- Es können Embolien an den Herzklappen entstehen. Die Embolien können sich lösen und zu einem Schlaganfall oder einer Nieren- oder Lungenembolie führen.
- Durch eine Endokarditis kann es zu einer Sepsis beim Patienten kommen.
- Die Keime können verschleppt werden, wodurch Abszesse an anderen Organen entstehen können.
Die Pflege
- Bei einer diagnostizierten Endokarditis hat die Pflegekraft verschiedene Aufgaben. In erster Linie obliegt ihr die Patientenbeobachtung. So hat sie die Vitalzeichen des pflegebedürftigen Seniors sowie dessen Temperatur in regelmäßigen Abständen zu überprüfen und zu dokumentieren. Dasselbe gilt für dessen Körpergewicht und dem Zustand seiner Haut. Zudem sind eine Flüssigkeitsbilanz und ein Schmerztagebuch zu führen. Kommt es zu Ausfällen und/oder Sehstörungen seitens des Patienten ist sofort ein Arzt zu verständigen.
- Leidet der Patient unter Einschränkungen, ist er bei den Aktivitäten des täglichen Lebens, wie zum Beispiel bei der Morgentoilette zu unterstützen.
- Kommt es zu Fieber beim Betroffenen oder steigt dessen Temperatur plötzlich an, ist ebenfalls der Arzt zeitnah zu verständigen.
- Entsprechend der Anordnung des Arztes muss die Pflegekraft darauf achten, dass der Patient die Bettruhe einhält. Später gehört es zu den Aufgaben, den Patienten entsprechend zu mobilisieren.