Grüner Star: Wenn das Gesichtsfeld kleiner wird

Wenn das Gesichtsfeld kleiner wird
Osteuropäische Dame mit blauen Augen und Glaukom schaut direkt in die Kamera mit einem ruhigen und friedlichen Blick.
Beim Glaukom handelt es sich um eines der häufigsten Augenerkrankungen im Alter. © MJ
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Grüner Star, auch Glaukom genannt, ist eine der Augenkrankheiten, die vor allem ältere Menschen betrifft. Das Erkrankungsrisiko steigt mit fortschreitendem Alter. Gemeinhin wird angeraten, bereits ab 40 Jahren alle zwei Jahre zur Vorsorgeuntersuchung zu gehen.

Was ist Grüner Star?

Grüner Star ist genau genommen keine alleinstehende Krankheit, sondern ein Überbegriff für verschiedene Augenerkrankungen, die den Sehnerv schädigen und zum Absterben bringen. Der Fachbegriff lautet Glaukom. Davon gibt es verschiedene Formen:

  • Offenwinkelglaukom: Das Offenwinkelglaukom ist mit etwa 90 Prozent die häufigste Form, die in zwei Dritteln der Fälle durch einen erhöhten Augeninnendruck ausgelöst wird.
  • Normaldruckglaukom: Das Normaldruckglaukom ist eine Sonderform des Offenwinkelglaukoms, bei der der Sehnerv trotz normalem Augeninnendruck geschädigt wird.
  • Engwinkelglaukom: Eher selten tritt ein Winkelblockglaukom, auch Engwinkelglaukom genannt, auf, bei dem der Abfluss des Kammerwassers durch einen plötzlichen Verschluss der Gefäße gestört ist. Durch den schnell steigenden Druck wird ein schmerzhafter Glaukomanfall ausgelöst, der als Notfall gilt und schnellstmöglich vom Augenarzt behandelt werden muss. Bei einem Engwinkelglaukom besteht die akute Gefahr einer Erblindung.
  • kongenitales Glaukom: Diese seltene Form von Grünem Star ist angeboren und tritt bereits bei kleinen Kindern auf. Hierbei liegt eine Fehlbildung des Kammerwinkels vor, die zu einem erhöhten Augeninnendruck führt und operativ behoben werden muss.

Wie entsteht Grüner Star?

In den meisten Fällen ist ein erhöhter Augeninnendruck die Ursache für ein Glaukom. Zwar ist ein gewisser Druck im Auge normal und sogar notwendig, damit das Auge seine runde Form behält. Zuständig dafür ist das Kammerwasser, eine klare Flüssigkeit, die das Auge mit Nährstoffen versorgt. Es wird an der hinteren Kammer des Auges produziert, zirkuliert durch die vordere Kammer und kann durch ein schwammartiges Maschenwerk in den Augenwinkeln wieder abfließen. Ist der Abfluss jedoch gestört, sammelt sich das Kammerwasser und der Augeninnendruck steigt.

Dadurch entsteht ein erhöhter Druck des Glaskörpers auf die Netzhaut, wodurch die Nervenfasern nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden, zunehmend ausfransen und schließlich absterben. Im schlimmsten Fall führt Grüner Star zur vollständigen Erblindung, wenn die Sehnerven so weit geschädigt sind, dass sie die Reize nicht mehr ausreichend ins Sehzentrum des Gehirns transportieren.

In Deutschland leiden etwa 500.000 Patienten an einem erhöhten Augeninnendruck. Die Dunkelziffer wird jedoch weit höher vermutet. Da die Vorsorgeuntersuchung nicht von den Krankenkassen übernommen wird, gehen viele Menschen erst zum Arzt, wenn bereits Sehstörungen auftreten.

Was sind die Symptome von Grünem Star?

Je nach Art des Glaukoms treten unterschiedliche Symptome auf:

Symptome eines Offenwinkelglaukoms

Typisches Anzeichen für ein Offenwinkelglaukom ist ein eingeschränktes Gesichtsfeld. Das betrifft zu Beginn nur den äußeren Rand. Je mehr Nervenzellen absterben, umso enger wird das Gesichtsfeld, bis schließlich ein Tunnelblick entsteht, bei dem nur noch das Zentrum scharf gesehen wird. Zusätzlich treten oft Kopfschmerzen auf, die Augen fühlen sich müde an und brennen.

Die Augenerkrankung entsteht über einen längeren Zeitraum, bei dem die Patienten weder Schmerzen noch größere Einschränkungen des Sehvermögens haben. In dem Moment, in dem eine Einschränkung des Gesichtsfeldes bemerkt wird, ist es meist schon zu spät und wichtige Nervenzellen sind bereits irreparabel geschädigt. Um eine weitere Schädigung zu verhindern oder zu verlangsamen, sollte gleich beim Auftreten der ersten Symptome der Augenarzt aufgesucht werden.

Symptome eines Engwinkelglaukoms (Glaukomanfall)

Schnelles Handeln ist bei einem Glaukomanfall wichtig. Die Symptome treten meist sehr plötzlich und stark auf und müssen dringend vom Arzt behandelt werden:

  • Sehstörungen
  • Augenschmerzen
  • Farbringe um Lichtquellen
  • Übelkeit, Erbrechen
  • gerötete Augen
  • geweitete Pupille

Welche Behandlung ist bei einem Glaukomanfall nötig?

Zur Behandlung des Glaukomanfalls erhält der Patient Pilocarpin-Augentropfen, die den Augeninnendruck sofort senken. Außerdem werden Carboanhydrasehemmer verabreicht, die die Bildung des Kammerwassers im Auge vermindern. Im Akutfall können auch Betablocker gegeben werden. Da akute Erblindungsgefahr besteht, sollte die Behandlung schnellstens erfolgen! Unterstützend können Analgetika gegeben werden.

Wie verläuft die Glaukom-Untersuchung?

Die Untersuchung beim Augenarzt verläuft schmerzfrei. Mit einer Spaltlampe wird der Arzt den Augenhintergrund ausleuchten, um den Sehnervkopf (Papille) beurteilen zu können. Bei einem Glaukom liegt an der Stelle, an der der Sehnerv aus dem Augapfel tritt, eine Vertiefung vor. Zusätzlich wird

  • der Augeninnendruck gemessen
  • das Gesichtsfeld getestet
  • die Dicke der Hornhaut gemessen

Wie kann Grüner Star behandelt werden?

Je früher die Schädigung des Sehnervs erkannt wird, umso besser sind die Heilungschancen. Die Glaukom-Therapie zielt darauf ab, das Sehvermögen zu retten und weitere Nervenschäden zu verhindern. Hierfür kommen verschiedene Therapiemöglichkeiten infrage:

  • Augentropfen: Um die Produktion von Kammerwasser zu reduzieren, bzw. um den Abfluss der Flüssigkeit zu fördern und dadurch den Augeninnendruck zu senken, werden in den meisten Fällen Medikamente in Form von Augentropfen verabreicht.
  • Augeninserts: Sogenannte Augeninserts, die ähnlich wie Kontaktlinsen im Auge getragen werden, geben permanent einen Wirkstoff ab, der die Bildung des Kammerwassers reguliert. Diese kleinen Einlagen, die im Bindehautsack getragen werden, müssen meist wöchentlich ausgetauscht werden.
  • Injektionen: Je nach Therapie kann es auch hilfreich sein, den Wirkstoff in Form einer Injektion zu verabreichen.
  • Tabletten: Manchmal erfolgt die Behandlung in Form von Tabletten.

Wann muss Grüner Star operiert werden?

Etwa 90 Prozent der Glaukom-Patienten können gut medikamentös behandelt werden. Eine Operation ist dann notwendig, wenn die Behandlung mit Augentropfen keine Wirkung zeigt. Bei einem chirurgischen Eingriff wird der Abflusskanal im Kammerwinkel geöffnet, um das Abfließen des Kammerwassers zu ermöglichen. Der Eingriff findet meist unter örtlicher Betäubung statt.

Ein ähnliches Ziel verfolgt die Laser-Behandlung. Hier wird jedoch das schwammartige Gewebe im Kammerwinkel durch den Laser beschossen, wodurch der Abfluss angeregt werden soll.

Was sind Risikofaktoren für eine Glaukom-Erkrankung?

Prinzipiell kann jeder an Grünem Star erkranken, deshalb ist die Vorsorge für alle Erwachsenen sinnvoll. Neben dem Risikofaktor Alter gibt es noch weitere Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung erhöhen:

  • Alter: Generell steigt das Risiko, an einem Glaukom zu erkranken, mit fortschreitendem Alter. Um rechtzeitig mit einer Therapie beginnen zu können, sollten Menschen ab dem 40. Lebensjahr etwa alle zwei Jahre zur Vorsorgeuntersuchung zum Augenarzt gehen.
  • andere Erkrankungen: Diabetes-Patienten sollten sogar bereits ab Mitte 30 regelmäßig den Augeninnendruck messen lassen. Eine allgemeine Tendenz zu niedrigem Blutdruck und Durchblutungsstörungen können die Entstehung eines Glaukoms ebenfalls begünstigen.
  • starke Kurzsichtigkeit: Menschen mit einer starken Kurzsichtigkeit (stärker als minus fünf Dioptrien) gehören ebenfalls zur Risikogruppe. Auch hier ist die Vorsorgeuntersuchung bereits ab Mitte 30 ratsam.
  • Veranlagung: Außerdem kann Grüner Star innerhalb der Familie vererbt werden. Wurde bei den Eltern oder Großeltern Grüner Star festgestellt, besteht ein erhöhtes Risiko, ebenfalls daran zu erkranken.
  • Medikamente: Die Einnahme von Medikamenten kann das Glaukom-Risiko erhöhen. Vorsicht ist beispielsweise bei Kortison geboten.
  • dunkle Hautfarbe: Menschen mit einer starken Pigmentierung erkranken häufiger an einem Glaukom als hellhäutige.

Grüner Star ist nicht gleich Grüner Star

Was im allgemeinen Sprachgebrauch als Grüner Star bekannt ist, bezeichnet eigentlich verschiedene Augenerkrankungen, bei denen der Sehnerv dauerhaft geschädigt wird. Durch ein sogenanntes Glaukom schränkt sich das Gesichtsfeld zunehmend ein. Die Patienten können die Ränder nicht mehr ausreichend wahrnehmen und entwickeln einen Tunnelblick, der sogar zur vollständigen Erblindung führen kann. Ursache ist in den meisten Fällen ein erhöhter Augeninnendruck. Mit einer geeigneten Therapie kann die Schädigung der Nerven reduziert werden – vorausgesetzt, der Grüne Star wird rechtzeitig erkannt. Senioren und Risikopatienten sollten deshalb regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung zum Augenarzt gehen. Bewährt haben sich Augentropfen, die den Augeninnendruck senken. Nur selten wird eine Operation durchgeführt.