Auswärts pflegen, zu Hause schlafen

Das sind die Vorteile einer Tagespflege
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Inhaltsverzeichnis

Den meisten Menschen fällt es schwer zu akzeptieren, dass sie auf Hilfe angewiesen sind und bestimmte Handlungen des Alltags ab einem gewissen Punkt in ihrem Leben  nicht mehr alleine durchführen können. Pflegebedürftigkeit entwickelt sich oft schleichend und beginnt mit ersten kleinen Hilfestellungen im Alltag, die dann mit der Zeit eine intensivere Betreuung nötig werden lassen.

Für viele Pflegebedürftige ist es schön, wenn sie trotz ihrer Einschränkungen in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben können und entweder von ambulanten Pflegekräften und/oder von ihren Angehörigen Unterstützung erhalten. Das können Kinder sein, Enkelkinder oder Geschwister.

Häufig pflegen Kinder ihre Eltern pflegen, was sich zu einer starken Belastung entwickeln kann. Schließlich ist es nicht nur körperlich anstrengend, jemanden zu pflegen, sondern strapaziert auch die Psyche.

Pflegebedürftigkeit als Zerreißprobe für die Familie

Schwierig wird es besonders dann, wenn Pflegebedürftige nicht mehr alleine gelassen werden können. Das muss nicht nur daran liegen, dass sie bettlägerig sind und nicht mehr alleine aufstehen können. Schon wenn sie nicht mehr regelmäßig essen und trinken, kognitiv beeinträchtigt sind und zum Beispiel vergessen den Herd auszumachen oder einfach nur Probleme haben alleine auf Toilette zu gehen, wird es für Angehörige immer schwerer, dem zu Pflegenden von der Seite zu weichen. Wer dann noch einen Job, eine eigene Familie oder andere Verpflichtungen hat, die Zeit kosten, ist häufig doppelt und dreifach belastet.

Diese Zerreißprobe zwischen den Wünschen und Bedürfnissen des Angehörigen und den Anforderungen und Verpflichtungen des eigenen Lebens kann langfristig zu psychischen und auch körperlichen Erkrankungen führen und sollte wenn möglich vermieden werden. In diesen Fällen ist eine professionelle Teilzeitpflege wie die Tagespflege oder Nachtpflege eine gute Option.

Tagespflege: Zu Hause wohnen und teilweise woanders betreut werden

Abhilfe für dieses Dilemma kann die Tagespflege schaffen. Sie bietet die Möglichkeit, dass Pflegebedürftige zu Hause wohnen und schlafen können, tagsüber aber in einer Einrichtung – praktisch als Teilzeitpflege – betreut werden. Die Pflegebedürftigen können sogar mit einem Transportdienst morgens zu Hause abgeholt und abends wieder zurück gebracht werden. Im Unterschied zu einem Pflegeheim sind Pflegebedürftige dabei immer noch hauptsächlich in ihrer vertrauten Umgebung und werden nur temporär in einer Einrichtung betreut.

Anspruch auf eine Tagespflege haben Pflegebedürftige mit Pflegegrad, wenn die Pflege zu Hause nicht ausreichend gewährleistet werden kann. Dies ist zum Beispiel dann der Fall, wenn pflegende Angehörige selber arbeiten oder aus körperlichen oder psychischen Gründen nicht in der Lage sind, die Pflege den ganzen Tag zu übernehmen. Durch die Tagespflege kann die Betreuung zu Hause ergänzt werden, wodurch die gesamte Situation für alle Beteiligten entlastet wird.

Tagespflege als Teilzeitpflege je nach Bedarf auswählen

Die Tagespflege kann sowohl für die gesamte Woche als auch nur für einzelne Tage in Anspruch genommen werden – ganz wie es die Pflegesituation vorgibt. Die Tagespflege sieht bei Bedarf auch die Versorgung für Tagesgäste vor. Falls die Pflegeperson beispielsweise drei Tage in der Woche Vollzeit arbeitet und den Rest der Zeit frei hat, kann die Tagespflege für diese drei Tage in Anspruch genommen werden.

Bei einer Fünf-Tage-Woche können fünf Tage Tagespflege umgesetzt werden – selbst wenn der Pflegende dann mal an einem Nachmittag früher frei hat, kann er diese Zeit für sich nutzen, bis der Pflegebedürftige aus der Tagespflege zurück nach Hause kommt.

Wann ist eine Tagespflege ergänzend zur Pflege zu Hause sinnvoll?

Um eine Tagespflege in Anspruch zu nehmen, muss nicht unbedingt eine hohe Pflegebedürftigkeit vorliegen. Unter diesen Umständen kann eine Tagespflege Sinn ergeben:

  • Wenn ältere Menschen alleinstehend sind, drohen sie zu vereinsamen. Depressionen und die Vernachlässigung des eigenen Haushalts können die Folgen sein. Außerdem verlernen sie motorische, sprachliche und kognitive Fähigkeiten, die in Gesellschaft besser trainiert werden können. Der Umgang mit anderen Menschen und sozialen Kontakten macht fröhlicher und wirkt sich positiv auf die Gesundheit sowie den Alterungsprozess aus.
  • Bei älteren Menschen lässt oft das natürliche Hunger- und Durstgefühl nach. Schwächeanfälle und Dehydrierung können die Folgen sein, die sich in gefährlichen Stürzen, Mangelernährung oder Verwirrtheit äußern können.
  • Menschen mit Demenz oder anderen kognitiven Beeinträchtigungen können häufig nicht mehr alleine sein, da sie sich selbst und andere gefährden, indem sie den Herd anlassen, das Wasser nicht abdrehen, die Zigarette nicht ausdrücken oder einfach ohne Orientierung aus dem Haus gehen.
  • Wenn eine körperliche Beeinträchtigung vorliegt, die die Bewältigung des Alltags alleine schwierig macht, macht eine Tagespflege ebenfalls Sinn. Wenn Kochen, Putzen oder Einkaufen alleine nicht mehr möglich ist, sollten Sie Ausschau nach einer Tagespflege halten.
  • Viele Pflegebedürftige wollen ihre Eigenständigkeit so lange wie möglich beibehalten. Eine Tagespflege kann dabei helfen, Motorik und kognitive Fähigkeiten aufrecht zu erhalten oder sogar durch gezielte Aktivierung wiederzugewinnen.

Transportfähigkeit als wichtige Voraussetzung für die Tagespflege

Entscheidend für eine Tagespflege ist, dass die Pflegebedürftigen transportfähig sind und auch in der Lage sind, noch mehrere Stunden am Tag sitzen zu können. Ein Rollstuhl stellt kein Problem dar, da die Einrichtungen barrierefrei sind und auch der Transport von zu Hause in die Tagespflege-Einrichtung und zurück mit speziellen Transportdiensten durchführbar ist. Bettlägerig darf der Pflegebedürftige allerdings nicht sein, denn darauf ist die Tagespflege nicht ausgerichtet.

Zu Hause raus: Wo wird Tagespflege angeboten?

Tagespflege wird nicht nur in darauf spezialisierten Einrichtungen angeboten, sondern auch in Pflegeheimen oder bei ambulanten Pflegediensten. Die Leistungen der verschiedenen Angebote variieren zum Teil stark.

Einige sind sehr flexibel in ihrem Angebot und ermöglichen es zum Beispiel, dass die Senioren zum Beispiel nur vormittags kommen, nur am Mittagessen teilnehmen oder sogar am Wochenende für einige Stunden das Betreuungsangebot nutzen. Wieder andere geben wenig Spielraum hinsichtlich der Betreuungszeiten und ermöglichen keine Teilzeitpflege, bieten aber dafür ein abwechslungsreiches Programm.

Sprechen Sie mit den Einrichtungen, schildern Sie Ihren Bedarf und vergleichen Sie die verschiedenen Angebote. Viele Tagespflege-Einrichtungen zeigen sich meist entgegenkommend und helfen Ihnen dabei, die richtige Form der Betreuung zu finden.

Welche Leistungen bieten Tagespflegestätten an?

Üblicherweise bieten die meisten Tagespflege-Einrichtungen folgende Leistungen für die Versorgung an:

  • Tage- oder stundenweise Gruppenbetreuung: Eine Betreuung in Gruppen für einige Stunden oder ganze Tage. In den Gruppen sind im Schnitt 10 bis 12 Personen.
  • Mahlzeiten: Dazu zählen Frühstück und Mittagessen, Nachmittagskaffee und zum Teil auch Abendessen. Das genaue Angebot der Mahlzeiten hängt von den Öffnungszeiten der Pflegeeinrichtung ab. Einige schließen schon um 17 Uhr, andere haben bis 19 Uhr geöffnet. Für die Patienten ist die Tagespflege ein guter Weg, um nicht selber kochen zu müssen.
  • Betreuung: Die Gäste in der Tagespflege werden die gesamte Zeit betreut und mit den Leistungen der Grundpflege versorgt. Dazu gehört die Begleitung beim Toilettengang oder die Hilfe beim Essen. Auf diese Weise wird dafür gesorgt, dass sie ausreichend Essen und Trinken sowie Hilfestellungen bei alltäglichen Verrichtungen bekommen.
  • Beschäftigung: In Tagespflege-Einrichtungen werden verschiedene Freizeitbeschäftigungen angeboten, darunter Gedächtnistraining, Basteln, Singen, Spielen, Gymnastik, Spazierengehen, Ausflüge, Gottesdienste, Kochen und vieles mehr. Diese Aktivitäten machen Spaß und strukturieren den Tagesablauf.
  • Transport: Viele Einrichtungen verfügen über eigene (rollstuhlgeeignete) Fahrzeuge, in denen die Patienten morgens zu Hause für die Tagespflege abgeholt und später wieder heimgefahren werden. Nicht jede Einrichtung verfügt über solche Transportoptionen, weshalb Sie diesen wichtigen Punkt unbedingt vor einer Anmeldung abklären sollten.

Die Vorteile der Tagespflege

Dadurch, dass die Betreuung in der Tagespflege in Gruppen stattfindet, sind die Patienten automatisch in Gesellschaft, können sich unterhalten und austauschen und erfahren so Gemeinschaft. Das stärkt nicht nur die motorischen und kognitiven Fähigkeiten, sondern auch das Wohlbefinden. Zudem werden die Angehörigen entlastet, da sie wissen, dass der Pflegebedürftige in guten Händen ist.

Die Tagespflege-Einrichtungen bieten den Senioren sowohl Gemeinschaftsräume als auch Rückzugsbereiche, damit dort sowohl ein gemeinschaftliches Zusammenleben gepflegt als auch dem Ruhebedürfnis des Einzelnen nachgekommen werden kann.

Mit einem Probetag sowohl das Konzept als auch die Einrichtung ausprobieren

Um herauszufinden, welche Tagespflege die richtige Pflege für den Pflegebedürftigen ist, bietet sich ein Probetag an. Dieser wird von Einrichtungen in der Regel kostenlos angeboten, muss aber im Vorfeld vereinbart werden. Bei diesem Probetag können dann auch alle Fragen gestellt werden und das weitere Vorgehen besprochen werden.

Entscheidend ist, dass der Pflegebedürftige sich in der Einrichtung wohlfühlt und alle gewünschten Leistungen vor Ort abgedeckt werden.

Wer arbeitet in Tagespflege-Einrichtungen?

In den Tagespflegestätten arbeiten verschiedene Kräfte:

  • Examinierte Pflegekräfte (sowohl Alten- als auch Krankenpfleger)
  • Hauswirtschaftskräfte
  • Pflegehilfskräfte
  • Betreuungskräfte
  • Ehrenamtliche Helfer

Ihnen allen ist daran gelegen, dass sich die Tagesgäste wohlfühlen und gut versorgt und betreut sind.

Ehrenamtliche Helfer sind dabei weniger für die Übernahme der Grundpflege, wie zum Beispiel den Toilettengang zuständig, sondern eher für die Beschäftigungsangebote mit den Senioren, also Spielen, Basteln, Unterhalten, Spazierengehen oder Gymnastik. Auch können sie beim Kochen helfen oder Fahrdienste übernehmen.

Was kostet die Tagespflege?

Natürlich ist die Tagespflege nicht umsonst. Welche Kosten genau anfallen, richtet sich nach Ausstattung der Einrichtung und dem Angebot, dass die Patienten wahrnehmen. Auch der eigene Pflegegrad bestimmt den Preis mit.

Die Kosten für die Tagespflege sind ähnlich wie bei einer Kurzzeitpflege in verschiedene Posten gestaffelt:

  1. Pflegekosten
  2. Verpflegung
  3. Investitionskosten zur Erhaltung der Einrichtung

Hinzukommen noch Kosten für den Fahrdienst sowie für Eintritte bei Ausflügen, für spezielle Kost oder sonstige Ausgaben außerhalb der Reihe.

Im Schnitt belaufen sich die Kosten für die Tagespflege je nach Pflegegrad auf 60 bis 100 Euro pro Tag. Je höher der Pflegegrad, desto höher die Kosten. Fahrdienste werden in der Regel extra berechnet und sind oft nach Kilometern gestaffelt.

Diese Zuschüsse können Sie von der Pflegekasse für die Tagespflege erhalten

Wie auch bei der Kurzzeitpflege können die Kosten für die Tagespflege von der Pflegekasse bezuschusst werden, allerdings nur die Pflegekosten. Verpflegung, Investitionskosten und Fahrtkosten müssen von den Patienten selber bezahlt werden.

Menschen mit Pflegegrad 2 bis 5 können Leistungen für die Tagespflege bei der Pflegekasse beantragen. Menschen mit Pflegegrad 1 haben diese Möglichkeit nicht, sie müssen eine Tagespflege aus eigener Tasche zahlen und können höchstens die 125 Euro Entlastungsbetrag, die sie monatlich erhalten, zur Unterstützung einsetzen.

Für die Betreuung in einer Tagespflegestätte werden von den Pflegekassen folgende Zuschüsse gewährt:

PflegegradMonatliche Leistungen
Pflegegrad 1Keine Zuschüsse
Pflegegrad 2689 Euro 
Pflegegrad 31.289 Euro
Pflegegrad 41.612 Euro
Pflegegrad 51.995 Euro

Achtung

Findet die Pflege nicht in einer Tagespflege-Einrichtung statt, sondern wird zu Hause von einem ambulanten Pflegedienst übernommen, fällt dies nicht unter die Leistungen der Pflegekassen für die Tagespflege. Diese Art der Pflege wird über das Pflegegeld oder über die Pflegesachleistungen abgedeckt und muss gesondert beantragt werden.

Zuhause wohnen, woanders schlafen: Nacht- statt Tagespflege nutzen

Übrigens ist diese temporäre Art der Betreuung nicht nur als Tagespflege möglich. Auch für die Nacht können Pflegende eine Einrichtung aufsuchen, in der sie dann übernachten und dabei betreut werden. Dies ist besonders für Patienten sinnvoll, die nachts herumwandern, Schlafstörungen haben oder stark betreuungsbedürftig sind.

Für die Angehörigen ist ein erholsamer Schlaf wichtig, um tagsüber eine gute Betreuungsleistung bringen zu können, weshalb eine Nachtpflege eine gute Möglichkeit sein kann, um mehr Entlastung in den Alltag zu bringen.

Tagespflege: Lassen Sie sich beraten

Lassen Sie sich von einem Pflegestützpunkt in Ihrer Nähe beraten, welche Tagespflegestätten es in Ihrem Umkreis gibt. Auch können Ihnen die Mitarbeiter vor Ort mit der Antragsstellung für die Kostenübernahme durch die Pflegekasse weiterhelfen und Ihnen Kontakt zu Tagespflege-Einrichtungen vermitteln.