- Was sind Herausforderungen der Pflege durch Angehörige?
- Welche Vorteile bietet die Nachtpflege oder Tagespflege pflegenden Angehörigen?
- Welche Leistungen deckt die Nachtpflege ab?
- Was ist der Unterschied zwischen stationärer und ambulanter Nachtpflege?
- Was sind die Vor- und Nachteile der ambulanten Nachtpflege zu Hause?
- Wie kann die ambulante Nachtpflege zu Hause bei Demenz aussehen?
- Nachtpflege: Kostenübernahme durch die Pflegeversicherung?
- Pflegegeld und Pflegesachleistungen der Pflegekasse können kombiniert werden
- Wie findet man einen guten Pflegedienst für eine ambulante Nachtpflege zu Hause?
Über 3,5 Mio. Menschen in Deutschland sind pflegebedürftig – zwei Drittel von ihnen werden im häuslichen Umfeld gepflegt. Das kann entweder die Pflege in ihren eigenen vier Wänden sein oder sie sind zu einem Angehörigen gezogen, der sich um sie kümmert.
Was sind Herausforderungen der Pflege durch Angehörige?
Sich um ein Familienmitglied zu kümmern ist herausfordernd und bedarf viel Geduld, Verständnis und natürlich auch entsprechenden Pflegeleistungen. Diese können pflegende Angehörige in speziellen Pflegekursen erlernen. Doch nicht jeder kommt alleine mit der Betreuung des zu Pflegenden zurecht. Je nach Pflegegrad und Intensität der benötigten Betreuung, sind pflegende Angehörige für die Versorgung Ihrer Liebsten auf die Unterstützung durch professionelle Pflegekräfte angewiesen.
Außerdem kann es sowohl körperlich als auch mental sehr anstrengend sein, sich um ein pflegebedürftiges Familienmitglied zu kümmern, weshalb Auszeiten wichtig sind. Schließlich gehen pflegende Angehörige in den meisten Fällen tagsüber einem Job nach und benötigen zudem in der Nacht ihren Schlaf. Sich dauerhaft um jemanden zu kümmern kann krank machen, Erschöpfung, Schlafmangel und Überlastung können die Folgen sein.
Welche Vorteile bietet die Nachtpflege oder Tagespflege pflegenden Angehörigen?
Spezielle Angebote wie die Teilzeitpflege ambulante Tagespflege und die Nachtpflege ermöglichen Pflegebedürftigen das Beste aus beiden Welten. Sie verbringen einen Teil des Tages in ihrer vertrauten Umgebung und werden für den anderen Teil des Tages professionell betreut. Dies ist nicht nur in entsprechenden Pflegeeinrichtungen möglich, sondern auch zu Hause in den eigenen vier Wänden.
Während die ambulante Tagespflege besonders darauf abzielt, Angehörige mit täglichen Verpflichtungen und Terminen zu entlasten, erfüllt die ambulante Nachtpflege zwei wichtige Zwecke:
- Pflegenden Angehörigen wird ein ruhiger Schlaf ermöglicht, indem die nächtliche Betreuung eines Pflegebedürftigen von Pflege-Fachpersonal übernommen wird.
- Sowohl die Pflegebedürftigen als auch Menschen in ihrer Umgebung werden dadurch geschützt, dass nachts eine engmaschige Betreuung stattfindet. So sind gerade Demenzpatienten dafür anfällig, nachts wegzulaufen und sich selbst oder andere zu schädigen, da sie sich ihrer Handlungen nicht mehr bewusst sind.
Diese nächtliche Betreuung kann sowohl in einer Pflegeeinrichtung, die speziell auf die ambulante Nachtpflege ausgerichtet ist, stattfinden oder eben zu Hause.
Für die Qualität der Pflege ist die ambulante Nachtpflege zu Hause insgesamt positiv zu werten. Ist der pflegende Angehörige tagsüber ausgeschlafen und ausgeruht, kann er sich besser um seinen Angehörigen kümmern, als wenn er müde und gereizt ist. Das Pflegeverhältnis von Pflegeperson und Pflegebedürftigem kann davon also profitieren.
Welche Leistungen deckt die Nachtpflege ab?
Wenn Sie einen Angehörigen zu Hause pflegen und sich wünschen, dass Ihr Angehöriger nachts zu Hause betreut anstatt in eine Pflegeeinrichtung gebracht wird, dann ist das durchaus möglich. Unter diesen Umständen macht die Nachtpflege Sinn:
- Die Grundpflege muss in der Nacht fortgesetzt werden, da es der Pflegegrad des Pflegebedürftigen erfordert. So haben zum Beispiel Intensivpflege-Patienten auch nachts einen erhöhten Bedarf an Betreuung.
- Im Bereich der Palliativpflege kann die nächtliche Pflege ebenfalls nötig sein.
- Je nach Gesundheitszustand kann auch eine medizinische Krankenpflege in der Nacht nötig sein – zum Teil auch nur temporär, bis sich der Gesundheitszustand eines Patienten verbessert. Dies umfasst dann Verbandswechsel, Wundversorgung, die Versorgung mit Medizin oder die Überwachung von Blutdruck oder Herzfrequenz.
Was ist der Unterschied zwischen stationärer und ambulanter Nachtpflege?
Stationäre Nachtpflege: Bei der stationären Nachtpflege verbringt der Pflegebedürftige die Nacht in einer stationären Pflegeeinrichtung. Er wird dort für die Nacht vorbereitet, hat dort sein Bett, schläft dort, wird über Nacht betreut und morgens fertig gemacht. Die Pflegeversicherung übernimmt die Kosten für diese Art der Teilzeitpflege dann, wenn bei dem Pflegebedürftigen der Pflegegrad 2 bis 5 vorliegt und die häusliche Pflege nicht ausreichend sicher gestellt werden kann.
Auch als Ergänzung oder Stärkung der häuslichen Pflege kann eine Tages- oder Nachtpflege fungieren. Sie umfasst folgende Leistungen:
- Grundpflege
- Medizinische Pflege
- Unterbringung und Verpflegung
- Transport des Pflegebedürftigen in die Einrichtung und zurück in die Wohnung
Ambulante Nachtpflege zu Hause: Bei der ambulanten Nachtpflege zu Hause kommt ein Pflegedienst ins Haus, der dieselben Tätigkeiten durchführt wie es auch in einem Pflegeheim der Fall wäre. Der Patient wird für die Nacht vorbereitet, über die Nacht hinweg betreut, zur Toilette begleitet, medizinisch versorgt (wenn nötig), bei Inkontinenz-Zwischenfällen gereinigt und morgens für den Tag fertig gemacht, inklusive Waschen und Ankleiden. Wenn der Patient nachts viel wach ist, kann er auch in der Nacht durch den ambulanten Pflegedienst beschäftigt werden, durch Vorlesen oder Malen.
Was sind die Vor- und Nachteile der ambulanten Nachtpflege zu Hause?
Für die Angehörigen ist die ambulante Nachtpflege zu Hause im Gegensatz zur Nachtpflege in einer Einrichtung ein zweischneidiges Schwert.
Einerseits ist es schön für Sie als Angehöriger, den Pflegebedürftigen gut versorgt in den eigenen vier Wänden zu wissen. Er muss abends nicht weg, zumal manche Patienten gar nicht mehr transportfähig sind. Auch wissen Sie, dass sie im Ernstfall sofort zur Stelle sein können, falls es in der Nacht massive Probleme gibt. Sie haben Ihren Angehörigen in Ihrer Nähe, ohne sich direkt um ihn kümmern zu müssen. Das kann ein schönes Gefühl sein, aber auch belasten.
Schließlich bekommen sie auch kleinere Ruhestörungen unmittelbar mit und werden gegebenenfalls doch häufiger nachts wach, was die Erholung stört. Hier müssen Sie abwägen und gemeinsam mit dem Pflegebedürftigen besprechen, welche Möglichkeit sowohl für ihn als auch für Sie die Beste ist. Auch wenn es schwer fällt: Haben Sie auch immer Ihre eigenen Bedürfnisse im Blick, denn nur wenn Sie ausgeruht sind, können Sie Ihren Angehörigen auch angemessen pflegen.
Für die Pflegebedürftigen ist es häufig angenehmer, nachts in ihrer gewohnten Umgebung zu sein. Eine Veränderung der Umgebung verträgt nicht jeder und zudem ist es zum Teil auch einfacher, den Pflegebedürftigen nachts zu Hause zu pflegen, als ihn jeden Abend aufwändig abholen zu lassen.
Wie kann die ambulante Nachtpflege zu Hause bei Demenz aussehen?
Bei fortgeschrittener Demenz ist eine lückenlose Betreuung essenziell. Schließlich haben viele Menschen mit Demenz eine sogenannte Lauftendenz, das heißt, sie laufen einfach davon, egal um welche Tages- und Nachtzeit. Wenn sie dann einfach ohne zu Schauen eine Straße überqueren, gefährden sie nicht nur sich, sondern auch andere. Ein Pflegedienst, der die Nacht mit dem Demenz-Patienten verbringt, stellt sicher, dass dieser in der Wohnung bleibt und kümmert sich um die nächtlichen Bedürfnisse des Senioren – selbiges funktioniert natürlich auch am Tag im Rahmen der Tagespflege.
Bei einigen Demenz-Patienten verschiebt sich der Tag-und-Nacht-Rhythmus. Sie sind nachts wach und aktiv. In solch einem Fall macht es Sinn, die Person über Nacht in eine teilstationäre Einrichtung zu geben, damit er Ihren Schlaf als pflegender Angehöriger nicht stört. So gibt es sogar Heime, die ein Demenz-Nachtcafé für die nachtaktiven Menschen anbieten.
Nachtpflege: Kostenübernahme durch die Pflegeversicherung?
So wie alle anderen Pflegeleistungen abseits der Pflege durch Angehörige kostet natürlich auch die Teilzeitpflege ambulante Nachtpflege zu Hause Geld. Während die Kosten für die Nachtpflege in einer teilstationären Einrichtung pro Posten abgerechnet werden, rechnen ambulante Pflegedienste, die einen Pfleger für die Nachtpflege nach Hause schicken, die tatsächliche Pflegezeit ab.
Stationäre Nachtpflege: Die Posten der stationären Nachtpflege in einer Einrichtung werden mit fixen Beträgen abgegolten, die von Einrichtung zu Einrichtung verschieden sind. Sie umfassen immer:
- Kosten für die Pflegeleistungen
- Kosten für Unterbringung und Verpflegung
- Investitionskosten (pauschale Kosten, die von Einrichtungen zur Aufrechterhaltung des Pflegebetriebs veranschlagt werden)
Auch die Kosten für den Fahrdienst kommen noch hinzu.
Die Pflegeversicherungen bezuschussen dabei nur die Kosten für die Pflegeleistungen und nicht die Kosten für Unterbringung, Mahlzeiten oder Investitionen.
Ambulante Nachtpflege: Bei der ambulanten Nachtpflege zu Hause entfallen die Kosten für Unterbringung und Verpflegung, ebenso wie die Investitionskosten. Diese Art der ambulanten Pflege ist also in der Regel günstiger als die teilstationäre Pflege in einer Pflegeeinrichtung. Nur die An- und Abfahrt der Pflegeperson sowie die Stunden vor Ort werden berechnet. Entscheidend ist, dass der Pflegedienst dazu befähigt ist, mit der Pflegeversicherung abzurechnen.
Leistungen, die durch einen ambulanten Pflegedienst erbracht werden, zählen als Pflegesachleistungen. Je nach Pflegegrad (früher Pflegestufe) erhalten pflegebedürftige Menschen unterschiedlich hohe Zuschüsse zu Pflegesachleistungen von der Pflegekasse:
Pflegegrade | Höhe der Pflegesachleistungen |
1 | Keine Pflegesachleistungen |
2 | 689 Euro |
3 | 1.298 Euro |
4 | 1.612 Euro |
5 | 1.995 Euro |
Das sind die Maximalbeträge, mit denen die ambulante Nachtpflege zu Hause bezuschusst wird. Zusätzlich können noch die monatlichen 125 Euro Pflegegeld, die alle Pflegebedürftigen erhalten (auch die mit Pflegegrad 1) eingesetzt werden, um Pflegeleistungen zu bezahlen, die über die Leistungen der Pflegeversicherungen hinausgehen. Wer höhere Pflegekosten pro Monat hat, die aber nicht aus eigener Tasche decken kann, kann finanzielle Unterstützung beim Sozialamt beantragen. Es entscheidet dann je nach Einzelfall, ob und in welcher Höhe Kosten übernommen werden.
Pflegegeld und Pflegesachleistungen der Pflegekasse können kombiniert werden
Das Pflegegeld, das dann gezahlt wird, wenn Angehörige die Pflege übernehmen, kann übrigens auch mit Pflegesachleistungen kombiniert werden, zum Beispiel wenn diese private Pflege eben durch professionelle Hilfe ergänzt wird. Es wird dann nur noch anteilig ausbezahlt, je nachdem wie viel bereits für die Pflegesachleistungen abgegangen ist.
Zusätzlich zu den Pflegesachleistungen, die die Pflegekassen monatlich bezahlen, gibt es auch noch Anspruch Leistungen für Sonderfälle wie zum Beispiel die Verhinderungspflege. Sollten Sie als Angehöriger mal in den Urlaub fahren oder selber erkrankt sein und Ihre Pflegevertretung kann den Pflegebedürftigen nur tagsüber pflegen, da sie selber nachts arbeitet, kann der Pflegebedürftige noch zusätzlich Leistungen der Verhinderungspflege beantragen. So ist er in der Zeit, in der Sie sich nicht um ihn kümmern können, gut betreut. Bis zu sechs Wochen pro Kalenderjahr haben Sie Anspruch auf diese Leistungen der Verhinderungspflege – die Zuschüsse für die Leistungen sind auf insgesamt 1.612 Euro begrenzt.
Wie findet man einen guten Pflegedienst für eine ambulante Nachtpflege zu Hause?
Wenn Sie für mehr Entlastung eine ambulante Nachtpflege zu Hause in Anspruch nehmen wollen, wenden Sie sich am besten an Ihre Pflegeversicherung oder an einen Pflegestützpunkt in Ihrer Nähe. Dort kann man Ihnen ambulante Pflegedienste empfehlen, die eine nächtliche Betreuung anbieten. Auch Optionen für Tagespflege oder andere Teilzeitpflege können hier erfragt werden. Besprechen Sie solche Entscheidungen – wenn möglich – immer mit dem Pflegebedürftigen, um seine Wünsche und Bedürfnisse mit einzubeziehen.